Eine Schulterprothese kann je nach Zustand der Rotatorenmanschette (Muskel-und Sehnengruppe im Schultergelenk) entsprechend dem natürlichen Gelenk oder spiegelverkehrt implantiert werden. Doch egal, wie die Prothese eingesetzt wird: Das künstliche Element muss erst durch eine ausdauernde Physiotherapie funktionstüchtig werden, damit der Patient seine Schulter wieder optimal einsetzen kann.

«Viele Wege führen nach Rom – und ebenso viele Wege führen auch zur Heilung», so Carol Meyer, Physiotherapeutin in der Hirslanden Klinik Im Park. «Je nachdem, was der Arzt verschreibt, kann die Behandlung nach einer Operation der Schulter sehr unterschiedlich ausfallen.»

Individuelle Physiotherapie nach diversen Kriterien

Ausschlaggebend für die physiotherapeutische Behandlung nach dem Einsatz einer Schulterprothese sind viele Faktoren: Zum einen richtet sich die Therapie nach den Zielen des Patienten – und allein hier gibt es bereits grosse Differenzen: «Ein rüstiger Rentner setzt sich sicherlich das volle Wiedererlangen seiner Bewegungsfähigkeit zum Ziel», meint Frau Meyer. «Für manch anderen Patienten ist es schon ein Fortschritt, wenn er die Hand schmerzfrei bis zum Gesicht führen kann.»

Zum anderen geben die körperlichen Gegebenheiten die Möglichkeiten vor. Das Alter des Patienten und begleitende Erkrankungen können die Therapie unterschiedlich beeinflussen.

Auch Faktor Zeit bestimmt über Therapieerfolg

Entscheidend für die Form und den Verlauf der Physiotherapie ist darüber hinaus auch die Frage, wie viel Zeit zwischen dem ersten Auftreten der Einschränkung und Schmerzen in der Schulter und der Operation vergangen ist. «Mit einer Gelenk-OP muss man sich erst einmal anfreunden», meint Frau Meyer. «Hier zögern viele Patienten aus verständlichen Gründen. Wer sich aber schmerzfrei bewegen möchte, sollte nicht allzu viel Zeit vergehen lassen – besonders wenn die körperliche Konstitution ohnehin schon relativ gering ist.»

Chancen und Grenzen einer Schulterprothese

Eine Schulterprothese kommt für gewöhnlich zum Einsatz, wenn das natürliche Gelenk durch eine Arthrose abgenützt oder unrettbar zerstört ist. Sind auch die stabilisierenden Sehnen der umliegenden Rotatorenmanschette irreversibel verletzt und verschlissen, was mehrheitlich bei älteren Patienten der Fall ist, wird eine sogenannte Umkehrprothese eingesetzt. Diese Art von Prothese wird am häufigsten verwendet und ist im Gegensatz zur anatomischen Prothese spiegelverkehrt: Die künstliche Pfanne ist dann auf dem Oberarm befestigt, die Kugel am Schulterblatt.

«Dadurch verlagert sich der Drehpunkt, so dass die ungenügende Funktion der verschlissenen Rotatorenmanschette auf benachbarte Muskeln umgelenkt werden kann. Auch wenn dieses künstliche Gelenk nur einen Kompromiss zur gesunden Schulter bietet, ist es dennoch eine wunderbare Sache», weiss die Physiotherapeutin. «Der Patient kann damit zumindest wieder schmerzfrei seinen Alltag bewältigen, auch wenn im Gegensatz zur normalen Schulter mit gewissen Einschränkungen zu rechnen ist.»

Physiotherapie orientiert sich an Schmerzempfinden

Unmittelbar nach der Operation kann der Arm bereits wieder in Massen bewegt werden. «Anders als bei einer Operation der Sehnen dürfen die ersten Bewegungen und Übungen schon etwas aktiver ausfallen», so Frau Meyer. Dennoch ist auch hier Vorsicht geboten: «Die Therapie orientiert sich am Schmerz – und der kann nach dem Einsetzen einer Schulterprothese sehr gross sein. Immerhin wurde das umliegende Gewebe traktiert, dazu treten Schwellungen und Hämatome auf.»

Die Physiotherapie nach dem Einsatz einer Schulterprothese verläuft in drei Phasen: Zunächst werden vorübergehende Begleiterscheinungen wie Blutergüsse, Schwellungen und vor allem der Schmerz behandelt. Durch passive und zunehmend auch aktive Bewegungen wird der Arm mobilisiert. Diverse Übungen dienen zunächst der Steigerung der Beweglichkeit, bevor schliesslich die Kraft und Leistungsfähigkeit des Arms trainiert werden.

Alltag ohne spürbare Einschränkungen

«Insgesamt dauert die Therapie bei den meisten Patienten etwa ein Jahr», fasst Frau Meyer zusammen. «Im täglichen Erleben der Patienten habe ich selten jemanden gesehen, der nach der Behandlung seine volle Beweglichkeit zurückerlangt hat. Dennoch sind die Einschränkungen für viele Betroffene im Alltag kaum zu spüren. Und es geht allen Patienten hinterher besser als vor der Operation – denn nun können sie sich endlich wieder ohne Schmerzen bewegen. Und das ist ein enormer Beitrag zur Lebensqualität.»

Hier geht’s zu weiteren Übungen für die Schulter

Weitere Informationen:

In folgenden Blogbeiträgen erfahren Sie, wie der Patient Christian Kleger die Behandlung seiner Schulterarthrose erlebt hat und was der Facharzt zum Thema Schulterprothese sagt:

Weitere Hintergrund- und fachliche Informationen rund um Schulterverletzungen finden Sie unter: www.hirslanden.ch/schultererkrankungen