Schon bald ist wieder Weltstillwoche, dieses Jahr vom 14. – 21. September und ganz unter dem Motto „Empowering Parents“. Für die Schweiz heisst der Slogan: „Eltern unterstützen, Stillen erleichtern!“. Höchste Zeit also, sich wieder einmal mit dem Thema Stillen zu befassen. In diesem Blogbeitrag gibt Ihnen Anna-Tina Weber-Tramèr, Hebamme an der Hirslanden Klinik Im Park, Tipps rund um das Thema Stillpositionen.
Stillen ist die bestmögliche Nahrung für Säuglinge. Die Muttermilch passt sich den wechselnden Bedürfnissen der wachsenden Babys wunderbar an. Stillen kann am Anfang eine Herausforderung für Mutter und Kind sein. Hebammen und Stillberaterinnen können in dieser Lebensphase Unterstützung bieten.
Grundsätzliches zu Stillpositionen
Es gibt verschiedene Arten und Weisen, wie Sie Ihr Baby beim Stillen halten können. Grundsätzlich ist es wichtig, die verschiedenen Möglichkeiten zu kennen, um dann selber ausprobieren zu können, welche Position wann als bequem oder praktisch empfunden wird. Auch ist es wichtig zu wissen, welche Stillpositionen in bestimmten Situationen ober bei Problemen hilfreich oder empfehlenswert sein können. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen Stillen in liegender und sitzender Position.
Ziel
Eine bequeme und entspannte Lagerung während dem Stillen ist sehr wichtig. Achten Sie als Mutter auf eine entspannte Schulter- und Armposition. Beziehen Sie nach Wunsch und Möglichkeit Hilfsmittel wie Kissen, Stillkissen, Fussschemel und Lehnstuhl usw. mit ein. Sie und Ihr Baby sollen sich beim Stillen wohlfühlen. Wichtig bei allen Stillpositionen: Das Baby kommt zur Brust und nicht die Brust zum Baby. Ziel ist es, die Brust korrekt zu entleeren und die Brustwarzen zu schonen.
Vorbereitung aufs Stillen
- Legen Sie vor dem Stillen alles griffbereit, was Sie benötigen, wie zum Beispiel Kissen, Getränk, Zeitschrift usw.
- Sorgen Sie dafür, dass Sie und Ihr Baby bequem sitzen oder liegen.
- Überprüfen Sie bei Stillbeginn, dass Ihr Baby die Brustwarze richtig erfasst.
- Achten Sie darauf, in der Stillzeit genügend zu trinken (mindestens 2 Liter pro Tag). Mehr dazu im Blogbeitrag: „Wie ernährt sich Mami in der Stillzeit richtig?“
- Ein Abwechseln der Stillpositionen kann wunde Brustwarzen oder Milchstau vorbeugen.
- Wenden Sie sich an Ihre Hebamme oder Stillberaterin, wenn Unklarheiten oder Probleme auftreten. Es ist wichtig sich bei Schwierigkeiten frühzeitig Unterstützung zu holen, zum Beispiel bei Schmerzen beim Stillen, wunden Brustwarzen oder Milchstau usw.
Stillen im Liegen
Rückenlage oder zurückgelehnte Haltung
Diese Position wird auch „Breast Crawl“ genannt. Sie wird teilweise direkt nach der Geburt beim ersten Stillen angewendet, wenn das Baby nackt auf den Oberkörper der Mama gelegt wird. Die Rückenlage wird teilweise von Frauen mit grossen Brüsten oder einem starken Milchspendereflex* beibehalten.
*Bei einem starken Milchspendereflex fliesst die Muttermilch sehr schnell und kraftvoll – mit der Rückenlage kann dies vermindert werden.
Seitenlage
Die Mama und das Baby liegen beide seitlich einander zugewandt Bauch an Bauch. Die Seitenlage ist eine sehr entspannte Position, welche häufig für das Stillen in der Nacht gewählt wird. Auch ist Stillen in der Seitenlage sehr empfehlenswert in den ersten Tagen nach der Geburt zur Schonung des Beckenbodens.
Stillen im Sitzen
Wiegehaltung
Dies ist die „klassische Position“, an welche viele spontan beim Stillen denken. Die Mama sitzt dabei aufrecht, das Baby liegt auf der Seite. Sein Kopf und Nacken liegen auf dem Unterarm der zu stillenden Seite der Mama, sein Körper liegt eng Bauch an Bauch zur Mama. Wichtig ist bei dieser Position, dass der Arm der Mutter gut abgestützt auf einem Kissen oder einer Lehne liegt, damit Schulter und Arm entspannt sind. Der Mund des Babys liegt auf gleicher Höhe wie die Brustwarze der Mutter. Ohr, Schulter und Rücken des Babys bilden eine Linie.
Kreuzhaltung
Diese Haltung eignet sich für alle, aber besonders bei Frühgeborenen oder bei Frauen mit grossen Brüsten. Die Kreuzhaltung ähnelt der Wiegehaltung. Im Unterschied zu dieser liegt das Kind nicht auf dem Unterarm der zu stillenden Seite der Mutter, sondern auf einem Kissen. Die Mama unterstützt das Kind mit ihrem/ihrer entgegengesetzten Arm/Hand am Hinterkopf und am Rücken. Bei Bedarf kann die Brust im C-Griff (auf einer Seite der Daumen, auf der anderen Seite vier Finger) angeboten werden.
Rückenhaltung
Die Rückenhaltung ist auch bekannt als Footballhaltung oder Rückengriff. Diese Position ist gut zur Entleerung der äusseren Seite der Brust geeignet (bei Milchstau in der Brust-Aussenseite). Ebenso dient diese Position der Schonung einer Kaiserschnittwunde. Das Baby liegt seitlich unter dem Unterarm der Mutter eng an ihre Körperseite geschmiegt. Die Füsse des Babys zeigen zum Rücken, der Kopf des Babys zur Brust der Mutter hin. Die Mutter hat einen guten Blick auf das Gesicht ihres Kindes und kann bei Bedarf mit ihrer Hand das Baby am Kopf oder am Rücken stützen. Auch hier empfiehlt sich ein Stillkissen.
Doppelte Rückenhaltung
Die doppelte Rückenhaltung / der doppelte Rückengriff eignet sich wunderbar zum Stillen von Zwillingen, da gleichzeitig beide Kinder gestillt werden können und die Hände dabei relativ frei bleiben. Der Druck auf den Bauch ist minimiert, da beide Kinder seitlich von der Mutter liegen. Diese Stillposition eignet sich also auch nach einem Kaiserschnitt sehr gut.
Hoppe Reiter Sitz
Bei dieser Position sitzt das Baby rittlings auf dem Oberschenkel oder der Hüfte der Mama mit aufrechter Wirbelsäule und Köpfchen. Bei einem Neugeborenen müssen der Rücken und der Kopf gestützt werden. Meist wird diese Position bei älteren Säuglingen angewendet, welche bereits selber aufrecht sitzen können.
Fazit
Jede Mama und jedes Baby sind einzigartig und sollen die für sie am besten geeignete Methode oder Positionen finden. Wichtig: Wechselnde Haltungen beim Stillen können Milchstau vermindern, da je nach Position unterschiedliche Bereiche der Brust entleert werden. Ebenso können durch verschiedene Positionen wunde Brustwarzen gemindert werden.
Diese Aufzählung bezieht sich auf die häufigsten Stillpositionen und ist nicht vollständig. Wenden Sie sich für Informationen zu weiteren Positionen und bei Fragen oder Problemen an Ihre Hebamme oder Stillberaterin.
Viel Spass beim Ausprobieren!
Anna-Tina
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