Alljährlich Mitte September findet in der Schweiz die Weltstillwoche statt. Ziel dieser Kampagne ist, weltweit das Stillen und dessen Akzeptanz zu fördern. In meinem letzten Blogbeitrag zum Thema Stillen habe ich einige Fakten über das Stillen ausgeführt und die Vor- und Nachteile aufgezeigt. In diesem Beitrag gebe ich Ihnen gerne ein paar praktische Tipps, wie die natürliche, aber manchmal vielleicht etwas schwierige Stillzeit für Mutter und Kind einfacher gelingen kann.

Der Einstieg ins Stillen

Ein guter Einstieg ist eine wichtige Basis für den späteren Stillerfolg. Die Kontraktionen während der Geburt regen bereits hormonell die Milchbildung an. Bei einem geplanten Kaiserschnitt kann die Milchbildung deshalb teilweise leicht verzögert erfolgen.

Nach der Geburt ist ein ausgedehntes Bonding sehr zu empfehlen. Das Neugeborene wird nach der Geburt direkt zur Mutter auf die Brust und den Bauch gelegt. Durch den direkten Körperkontakt kann das Kind den Geruch der Haut der Mutter aufnehmen und nach Möglichkeit das erste Mal an der Brust saugen. Das frühe und häufige Ansetzen fördert die Milchbildung.

Das Bonding ist auch nach einem Kaiserschnitt möglich und sehr zu empfehlen, sofern Mutter und Kind wohlauf sind.

In den ersten drei Tagen des Stillen spricht man von der Vormilch (Kolostrum), welche mengenmässig gering, aber inhaltlich sehr gehaltvoll und wichtig ist (hoher Protein- und Abwehrstoffanteil, gelbliche Farbe). Um den dritten Tag herum findet der eigentliche Milcheinschuss (Brustdrüsenschwellung) statt.

Es braucht Ruhe zum Stillen

Für den weiteren Stillerfolg ist es ratsam, dass eine frischgebackene Mutter und ihr Baby möglichst viel Ruhe haben und nicht unter Stress oder Druck geraten. Besuche, Telefonanrufe und Ähnliches sollen das Stillen nicht ständig stören oder unterbrechen. Ebenso darf das Smartphone auch mal Pause machen. Fürs Stillen braucht es eine ruhige und angenehme Atmosphäre.

Ernährung

Eine Kanne Tee oder eine Flasche Wasser für die stillende Mama gehören zum Stillen dazu.

Eine ausgewogene und gesunde Ernährung der Mutter ist für das Stillen und die Milchbildung förderlich. Von drei Salatblättern wird niemand satt, beziehungsweise eine radikale Diät nach der Geburt wird keine Hebamme empfehlen. Drei ausgewogene Hauptmahlzeiten und zwischendurch ein gesunder Snack sind ratsam. Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) empfiehlt für die Stillzeit die klassische Hühnersuppe (milchbildend, blutbildend). Diese Suppe wird ebenfalls in mediterranen Ländern seit Generationen gekocht und den Müttern nach der Geburt zur Stärkung dargereicht.

Rhythmus und Anlegen

Bei einem gesunden und termingeborenen Baby wird Stillen nach Bedarf empfohlen. Ein strikter Rhythmus, welcher früher gang und gäbe war, findet kaum noch Anwendung, falls die Gewichtszunahme positiv verläuft.

Das korrekte Anlegen des Babys an die Brust und eine bequeme und entspannte Stillposition sind essentiell. Es empfiehlt sich, verschiedene Stillpositionen auszuprobieren. Hilfsmittel wie Stillkissen oder Fussschemel sind für eine entspannte Position von guten Diensten. Die Fachpersonen instruieren die frischgebackenen Mamas nach der Geburt über die verschiedenen Stillpositionen.

Es ist wichtig, darauf zu achten, dass das Baby die ganze Brustwarze und einen Teil des Warzenhofes mit dem Mund erfasst. Das Baby soll während des Stillens mit dem ganzen Körper der Mutter zugewandt sein.

Ist zu wenig Milch da, kann durch häufiges Anlegen/Ansetzen an die Brust die Milchproduktion gesteigert werden. Pumpen kann die Milchproduktion ebenfalls anregen. Und nie vergessen: Während der Stillphase immer viel trinken!

Pflege

Brustwarzen dürfen nach einer Stillmahlzeit zuhause auch gerne mal «lufttrocknen». Zur Pflege der Brustwarze kann nach dem Stillen ein Tropfen Muttermilch auf die Warze gegeben und eingetrocknet werden lassen. Wenn die Haut der Brustwarze trocken ist, kann Wollfett (Lanolin) verwendet werden. Stilleinlagen dienen dazu, auslaufende Milch aufzufangen, um die Kleidung vor sichtbaren Muttermilchflecken zu schützen.

Unterstützung

Die Hebamme unterstützt Mutter und Baby beim Stillen direkt nach der Geburt, im Wochenbett oder ambulant bei den Nachsorgebesuchen zuhause. Ebenso bieten die Stillberatung und die Pflegefachpersonen auf dem Wochenbett ausführliche Unterstützung und Beratung an, später auch Mütterberatungsstellen.

Akupunktur, Homöopathie, Laser, verschiedene Brustwickel, Brustmassage, Stillhilfsmittel (Stillhütchen, Brustwarzenformer), Coldpacks und Abpumpen können beim Stillen Hilfestellung bieten. Ebenso eine ausgewogene Ernährung und genügend Flüssigkeit. Zögern Sie nicht, sich bei Fragen dazu an eine Fachperson zu wenden.

Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen

Versuchen Sie, mit Gelassenheit und Ruhe ans Stillen ranzugehen. Meist wird es mit der Zeit einfacher und unkomplizierter und klappt recht gut. Manchmal funktioniert es beim zweiten Kind besser als beim ersten. Funktioniert das Stillen gut, ist das eine wunderbare und natürliche Sache für Mutter und Baby.

 

Weiterer Blogbeitrag von Hebamme Anna-Tina Weber-Tramèr zum Thema Stillen: 

Und zwei Erfahrungsberichte aus Mami-Sicht: