Bringt die physiotherapeutische Behandlung einer Rotatorenmanschettenruptur keine Erleichterung für den Patienten, ist eine Operation der betroffenen Sehnen das Mittel der Wahl. Doch Dr. med. Atul Sukthankar weiss: Genauso wichtig wie der chirurgische Eingriff ist die frühzeitige Mobilisierung des Gelenks nach dem Eingriff.
Durch einen Schultersehnenabriss, in der Fachsprache auch Rotatorenmanschettenruptur genannt, verliert der Bizeps seine Stabilität. Die Verankerung des Muskels an der Schulter ist gelockert. In den meisten Fällen hat ein solcher anteiliger oder vollständiger Abriss allerdings keine schwerwiegenden Folgen: Gerade bei altersbedingten Rotatorenmanschettenrupturen ist häufig jene der vier Sehnen der Rotatorenmanschette betroffen, deren Verlust keine grösseren Auswirkungen auf die alltäglichen Bewegungsabläufe im Arm hat. Hier reicht eine konservative, also nichtoperative Behandlung vollkommen aus, um eine schmerzfreie Leistungsfähigkeit von Schulter und Arm wiederherzustellen.
Operation bei schwerwiegenden Rotatorenmanschettenrupturen
Sind jedoch mehrere Sehnen betroffen, ist ein operativer Eingriff das Mittel der Wahl. So auch bei Erich Steiner: «Bei diesem Patienten waren zwei Sehnen in der Schulter gerissen», erklärt Dr. Atul Sukthankar, Orthopädischer Chirurg an der Hirslanden Klinik Im Park in Zürich. «Auf eine davon hätte Herr Steiner gut verzichten können, die zweite allerdings ist schon wichtiger. Sie trägt entscheidend dazu bei, dass der Bizeps zusammengehalten wird.»
Dem Chirurgen wurde Herr Steiner vorgestellt, nachdem dieser bereits ein halbes Jahr lang mit einer Physiotherapie und Schmerzmitteln versucht hatte, die lädierte Schulter zu kurieren. «Als ich Herrn Steiner im Februar 2016 kennenlernte, waren die konservativen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft», so Dr. Sukthankar. «Aus diesem Grund entschlossen wir uns zu einem operativen Eingriff.»
Eingriff mit minimaler Belastung für den Patienten
Bei der im Mai 2016 durchgeführten Operation wurde die längere Bizepssehne abgelöst: Für die Kraftanstrengung im Arm hat sie nur eine geringe Bedeutung. Ist aber ihre Verbindung zur Schulter geschwächt, bereitet sie enorme Schmerzen. Im Anschluss fixierte Dr. Sukthankar die beiden gerissenen Sehnen der Rotatorenmanschette an der Schulter. Ziel des Eingriffs war es, schnell wieder eine möglichst umfassende Funktionsfähigkeit des Gelenks wiederherzustellen.
Die Operation erfolgt üblicherweise im Rahmen einer Gelenkspiegelung, fachsprachlich als Arthroskopie bezeichnet. Hierbei handelt es sich um ein minimalinvasives chirurgisches Verfahren, bei dem das Operationsbesteck über kleine Hautschnitte an das Gelenk herangeführt wird. Durch die Zufuhr von Luft oder Flüssigkeit wird der Handlungsspielraum für den Chirurgen erhöht. Eine vor Ort platzierte Minikamera ermöglicht es, den Eingriff detailliert zu überwachen.
Alter des Patienten ist kein Argument gegen Heilung
«Allzu oft heisst es immer noch, dass man bei einer altersbedingten Ruptur der Rotatorenmanschette nichts mehr machen könnte. Viele Menschen geben sich oder ihre betroffenen Verwandten auf», weiss der Facharzt für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates. «Aber sowohl bei der konservativen als auch bei der chirurgischen Behandlung haben wir heute viele Möglichkeiten, auch ältere Patienten zu heilen. Wir verfügen über routinierte Verfahren, die individuell angepasst werden und die Lebensqualität der Patienten verbessern können.»
Auch bei Herrn Steiner verlief der Eingriff zufriedenstellend. Die operierte Schulter wurde mit einer Schlinge fixiert, bereits am nächsten Tag begann die Physiotherapie. «Für das Wohlbefinden sind passive Bewegungen und Massagen sicher gut», meint Dr. Sukthankar. «Das Gelenk lässt sich so aber nicht rehabilitieren. Da braucht es aktive Bewegung.» Von einer ausgedehnten Ruhephase nach der Operation hält der Chirurg hingegen nichts. «Gerade bei den älteren Leuten bin ich recht aggressiv in der Nachbehandlung», schmunzelt er. «Da muss man dranbleiben.»
Bewegungstherapie beeinträchtigt Operationserfolg nicht.
Dass eine zu frühzeitig einsetzende Bewegungstherapie die operierte Sehne beeinträchtigen könnte, befürchtet Dr. Sukthankar nicht. «Natürlich kann es sein, dass ein Teil der Fixierung nicht hält», so der Facharzt. «Aber davon wird der grundsätzliche Erfolg der Behandlung nicht gefährdet.»
Herr Steiner begab sich gleich zwei Mal bei Dr. Sukthankar in Behandlung: Auch die zweite Schulter bedurfte einer Operation. Beide Male zeigten der Eingriff selbst und die darauffolgende Physiotherapie grosse Erfolge. «Er ist heute schmerzfrei und fit, kann sich im Alltag unbeeinträchtigt bewegen und seine Hobbys ausleben», fasst Dr. Sukthankar zusammen. «Was will man mehr?»
Erfahren Sie im Video mehr über die Behandlungsmöglichkeiten einer Rotatorenmanschettenruptur:
Weitere Informationen:In folgenden Blogbeiträgen lesen Sie, wie der Patient Erich Steiner die Behandlung seiner Verletzung erlebt hat und was die Physiotherapeutin zum Thema Rotatorenmanschettenruptur sagt:
Weitere Hintergrund- und fachliche Informationen rund um Schulterverletzungen finden Sie unter: www.hirslanden.ch/schultererkrankungen |