Herzinfarkt, Prostatakrebs und Erektionsstörungen zählen zu den gängigsten Krankheiten bei Männern. Während im mittleren Lebensalter Krebserkrankungen die häufigste Todesursache sind, wird diese mit zunehmendem Alter von den Herz-Kreislauf-Erkrankungen überholt. Viel zu schaffen machen Männern auch Erektionsstörungen. Sie sind meist gut behandelbar, können aber Vorbote für einen Herzinfarkt sein. Mit einem gesunden Lebenswandel, Früherkennung und gezielter Therapie erspart Mann sich viele Probleme.

HERZ-KREISLAUF-ERKRANKUNGEN

Mit knapp einem Drittel stellen bei Männern Herz-Kreislauf-Erkrankungen neben Krebserkrankungen die häufigste Todesursache dar. Einen grossen Anteil hat die koronare Herzkrankheit (KHK) mit Angina pectoris oder Herzinfarkt.

Ursache: Neben der familiären Veranlagung, ungesundem Lebenswandel und Diabetes spielen die sogenannten Silent Killer eine grosse Rolle: Bluthochdruck und hohes Cholesterin. Beide verursachen weder Schmerzen noch Beschwerden, sind aber gefährlich.

Alarmsignale: Männer haben meist typische Symptome: linksseitige Schmerzen im Brustkorb oder Brennen hinter dem Brustbein, oft mit Ausstrahlung in den linken Arm sowie Schwindel, Kollaps und Herzrhythmusstörungen. Solche Symptome sollten umgehend abgeklärt werden.

Vorsorge: Ab 40 Jahren sollten alle Männer regelmässig zum Herz-Kreislauf-Check gehen. Im Gegensatz zur genetischen Veranlagung können Männer Risiken wie mangelnde Bewegung, ungesunde Ernährung, Übergewicht, Schlafmangel, Stress und insbesondere das Rauchen selbst reduzieren.

Therapie: Medikamentös bei Bluthochdruck, Cholesterin und Diabetes. Die koronare Herzkrankheit kann häufig mit einem Stent oder Bypass behandelt werden. Die Risiken dieser Behandlungen sind niedrig, die Erfolge hoch.

«Machen Sie Sport, essen Sie Obst und Gemüse, halten Sie Ihr Sollgewicht, bleiben Sie gelassen, schlafen Sie genug und lassen Sie sich regelmässig untersuchen.» Prof. Dr. med. Sabine Däbritz, Ärztin für Herzchirurgie in der Klinik Im Park und der Klinik Hirslanden in Zürich

VERGRÖSSERTE PROSTATA

Die Prostatavergrösserung ist die häufigste Männerkrankheit überhaupt. Ab etwa 50 Jahren ist praktisch jeder zweite Mann mehr oder weniger davon betroffen. Mit 80 Jahren sind es sogar über 90 Prozent. Im Unterschied zum Prostatakrebs handelt es sich um eine gutartige Erkrankung der Prostata.

Alarmsignale: Typische Symptome sind Beschwerden beim Wasserlassen. Je nachdem, wie ausgeprägt die Prostatavergrösserung ist und wie stark sie den Urinabfluss durch die Harnröhre behindert, fallen die Beschwerden unterschiedlich aus. Viele Betroffene klagen über einen abgeschwächten Harnstrahl, vermehrten Harndrang, nächtlichen Toilettengang und über Nachtröpfeln des Urins nach der Blasenentleerung.

Vorsorge: Neben einer erblichen Veranlagung und dem männlichen Geschlechtshormon spielt vor allem das Alter eine grosse Rolle.

Therapie: Die gutartige Prostatavergrösserung wird in der Regel immer zuerst mit Medikamenten behandelt. Wenn es zu einem Rückstau von Urin in der Blase kommt, kann eine chirurgische Therapie der Prostata notwendig werden.

«Urologen stehen heute diverse chirurgische Therapieverfahren zur Verfügung, die den individuellen Bedürfnissen der Patienten – wie zum Beispiel den Erhalt der Ejakulation – besser gerecht werden als früher.» Dr. med. Martin C. Schumacher, Urologe am Urologie Zentrum der Hirslanden Klinik Aarau.

 

PROSTATAKREBS

Rund 6300 Prostatakarzinome werden jährlich in der Schweiz diagnostiziert, etwa 1300 Männer sterben jedes Jahr daran. Damit ist Prostatakrebs die häufigste Krebsart beim Mann.

Ursache: Hauptrisikofaktoren sind Alter, genetische Veranlagung, Bewegungsmangel, Übergewicht und Rauchen.

Alarmsignale: Vermehrter Harndrang, Schwierigkeiten beim Wasserlassen, Blut im Urin oder Blut sowie Schmerzen beim Samenerguss sind mögliche Alarmsignale. Allerdings können diese erst spät auftreten und andere Ursachen haben.

Vorsorge: Ab 45 Jahren sollten sich Männer einer ersten Vorsorgeuntersuchung unterziehen, bei Prostatakrebs in der Verwandtschaft mit 40. Neben dem Abtasten der Prostata und der Befragung zu Krebs in der Familie wird auch der sogenannte PSA-Wert bestimmt. Im Blut kann er ein Hinweis auf Prostatakrebs sein. Ein früh gemessener Basiswert hilft später, erhöhte Werte besser einzuordnen.

Therapie: Beim Prostatakrebs wird heute sehr viel weniger operiert als früher. Bei jüngeren Männern werden wenig aggressive Karzinome regelmässig kontrolliert (aktives Überwachen) und erst bei Fortschreiten des Tumors behandelt. Operiert oder bestrahlt werden aggressivere Karzinome, wenn das Risiko besteht, dass sich Metastasen (Ableger) bilden. Bei metastasierten Karzinomen kommen medikamentöse Therapien alleine oder in Kombination mit anderen Therapien in Betracht.

«Bei einer Prostataoperation lassen sich heute Nebenwirkungen
wie Inkontinenz und Impotenz oft vermeiden.
Entscheidend ist, dass der Chirurg genügend operative
Erfahrung hat. Eine Garantie gibt es aber nicht. Vor allem,
wenn der Tumor erst spät entdeckt wird.» Dr. med. Martin C. Schumacher, Urologe am Urologie Zentrum der Hirslanden Klinik Aarau.

 

EREKTIONSSTÖRUNGEN

Jeder fünfte Mann leidet unter Erektionsstörungen. Bei den über 70-Jährigen sind sogar drei Viertel aller Männer betroffen. Häufigste Ursache hierfür sind Gefässleiden.

Ursache: Erektionsprobleme werden häufig auf psychische Störungen zurückgeführt. Dabei stecken meist organische Gründe dahinter. Bei älteren Männern sind oft hoher Blutdruck, hohes Cholesterin oder Rauchen für die Entstehung der Gefässerkrankung verantwortlich. Bei jüngeren Patienten können nicht korrekt schliessende Venen im Beckenbereich dazu führen, dass keine ausreichende Erektion entsteht oder aufrechterhalten werden kann. Insbesondere verstopfte Arterien sind oft Vorboten für einen drohenden Herzinfarkt oder Schlaganfall und sehr gefährlich. Auch Medikamente wie Betablocker oder Psychopharmaka können Probleme verursachen. Ein Hormonmangel liegt nur selten vor.

Alarmsignale: Wenn es zwei Mal nicht klappt, ist das noch kein Grund zur Sorge. Von Impotenz sprechen Mediziner erst bei einer fortwährenden Unfähigkeit, eine Erektion für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr zu bekommen. Dann sollte man jedoch die Beschwerden interdisziplinär vom Urologen sowie vom Herz- und Gefäss-Spezialisten abklären lassen.

Vorsorge: Rauchstopp, Blutdruck und Cholesterinwerte kontrollieren, Sport und gesunde Ernährung sind die beste Prävention gegen Erektionsstörungen. Den meisten Männern mit Erektionsstörungen kann heute geholfen werden.

Therapie: Hoher Blutdruck und Cholesterinwerte werden medikamentös behandelt. Falls Viagra oder andere Medikamente nicht wirken, kann ein minimalinvasiver Eingriff helfen. Verkalkte Gefässe werden mit Ballons und Stents geöffnet. Wenn die Venen nicht richtig funktionieren und das Blut zu schnell wieder aus dem Penis zurückfliesst, können Verklebungen helfen (Embolisationsverfahren). Das Verfahren hat sich bereits bei anderen Gefässproblemen bewährt.

«Impotenz ist oft ein Vorbote für Schlaganfall oder Herzinfarkt.» Prof. Dr. med. Nicolas Diehm, Facharzt für Gefässmedizin an der Hirslanden Klink Aarau. 2018 hat er das Zentrum für Erektionsstörungen mitgegründet.

 

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