In unserem Brustzentrum stellen wir fest, dass mediale Kampagnen zum Thema Brustkrebs viele Frauen verunsichern und ängstigen, statt Ansätze und Hinweise zu geben, mit diesem Problemkreis umzugehen. In der zweiten Lebenshälfte werden viele Frauen konkret mit diesem Thema konfrontiert, sei es, dass Angehörige (Mutter, Schwester, Tante), Bekannte oder sie selbst von dieser Krankheit betroffen sind. Verständlicherweise fühlen sich Frauen durch diese Krankheit zu tiefst betroffen und verspüren existentielle Ängste, da ein wichtiger Teil ihres Frauseins direkt bedroht ist.

Tatsache ist, dass Brustkrebs – wenn früh erfasst – heutzutage mit grosser Wahrscheinlichkeit geheilt werden kann und der betreuende Brustspezialist nach der verständlichen Bestürzung bei der Diagnosestellung der betroffenen Frau Zuversicht und Optimismus vermitteln soll. Eine differenzierte und einfühlsame ärztliche Begleitung ist zwingend.

Kann Brustkrebs auch mich treffen? Was kann ich dagegen machen?

Diese Frage wird immer wieder gestellt, beziehungsweise: „Weshalb hat mich diese Krankheit betroffen?“ Es werden immer Risiken aufgeführt, jedoch weniger als 10% der Brustkrebserkrankungen sind in unserer Bevölkerung  „familiär“, d.h. treten in einer Familie gehäuft auf. Damit sind die meisten Brustkrebserkrankungen unvorhersehbar und „zufällig“. Als Faustregel kann gesagt werden: Wenn drei „nähere“ Verwandte an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankt sind, kann eine erhöhte Risikosituation vorliegen. Konkret bedeutet eine Brustkrebserkrankung bei einer verwandten Frau kein wesentlich erhöhtes Risiko und stellt keinen Grund zur Besorgnis diesbezüglich dar. Angst ist ein schlechter Ratgeber!

Statistisch können Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen, Alkohol und langjährige (über 10 Jahre) Hormoneinnahme nach den Wechseljahren die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken, erhöhen, ist jedoch für die persönliche Situation eher nebensächlich.

Früherkennung für den Behandlungserfolg entscheidend!

Ziel der Früherkennung ist, dass bereits nicht tastbare Befunde erkannt und abgeklärt werden. Dazu braucht es eine sachliche Information und individuelle Anleitung.

In unserer Praxisstudie, basierend auf Tastuntersuch, Brustultraschall und selektiv Mammographie, ergab sich, dass Brusterkrankungen zu

  • 25% durch die Frau selber getastet wurden;
  • 20% durch Tastuntersuch des Arztes anlässlich der Jahreskontrolle bemerkt wurden;
  • 50% mittels Brustultraschall (nicht zu tasten) erfasst wurden;
  • 5% mittels Mammographie (nicht zu tasten, im Ultraschall nicht darstellbare) erfasst wurden.

Wichtig ist deshalb eine umfassende Anleitung bezüglich Brustkrebsfrüherfassung.

Das ist sinnvoll:

  • Instruktion und Anleitung zur Selbstkontrolle der Brust ab 25. Altersjahr. Detaillierte Anleitung unter www.meinebrust.ch
  • Brustultraschalluntersuchung ab 35 Jahren
  • Mammographie ab dem 50. Lebensjahr

Durch den Selbstuntersuch der Brust wird einerseits die Eigenverantwortung gefördert, andererseits, wie oben ersichtlich, ¼ der Brusterkrankungen entdeckt. Bei grosser oder dichter Brust ist diese Methode bezüglich Aussage limitiert.

Brustultraschall ist einfach, nicht schmerzhaft, ohne Strahlenbelastung und ermöglicht – bei Erfahrung des Untersuchers – dass 9 von 10 Brustveränderungen erfasst werden. Der Brustultraschall ist optimal zur Beurteilung bei dichtem Brustgewebe, was bei jüngeren Frauen die Regel ist.

Die Mammographie wird ab 50 in grösseren Abständen empfohlen. Damit können kleine Verkalkungen erfasst werde, die zu 10-20% auf ein bösartiges Geschehen hinweisen können. Die Mammographie ist ungeeignet bei dichtem Brustgewebe, wo bis zur Hälfte der Erkrankungen nicht erfasst werden.

Unklare Befunde müssen durch Gewebsprobe abgeklärt werden.

Eine Gewebeprobe kann heutzutage ambulant und schonend mit dem Mammotome vorgenommen werden. Früher mussten unklare Befunde mittels „offener“ Biopsie, d.h. Gewebeprobe im Spital unter Narkose abgeklärt werden. Seit 15 Jahren nehmen wir diese Abklärung mittels Mammotome vor. Die Gewebsprobe erfolgt ambulant, in lokaler Anästhesie, mittels eines speziellen Geräts (Mammotome). Die Resultate liegen in der Regel nach 24 Stunden vor, so dass die Situation geklärt und die Unsicherheit behoben ist.

Kontakt:

Hirslanden Brustzentrum Im Park

Seestrasse 220
8027 Zürich
T +41 44 209 22 22

  • Dr. med. Bruno Jürg Studer, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, speziell Operative Gynäkologie und Geburtshilfe, Belegarzt Hirslanden Klinik Im Park und Klinik Hirslanden, Zürich
  • Dr. med. Reto Stoffel, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, speziell Operative Gynäkologie und Geburtshilfe, Spezialist für Senologie / Brustmedizin, Belegarzt an der Klinik Im Park in Zürich, bevor er 2019 in den Ruhestand trat.
Im Rahmen des Brustkrebsmonats Oktober sind folgende weitere Beiträge zum Thema Brustkrebs erschienen: