Erst wer sich einmal an der Schulter verletzt hat, der merkt, wie stark wir dieses komplexe und immens bewegliche Gelenk im Alltag benötigen. Leider ist eine Schulterverletzung oft alles andere als eine Bagatelle. Nachfolgend finden Sie die häufigsten Schulterverletzungen wie Rotatorenmanschettenriss, Schulterausrenkung und Schlüsselbein- und Oberarmbruch im Überblick.

Ausdauersportler werden im Normalfall durch das Ausüben ihrer Kernsportarten nur sehr selten mit Schulterbeschwerden konfrontiert, es sei denn, sie verletzen sich die Schulter durch einen Sturz. Vor allem Mountainbiker oder Rennvelofahrer stürzen irgendwann in ihrem Sportlerleben von ihrem Untersatz und landen dabei nicht selten auf der Schulter. Aufgrund der Komplexität des Schultergelenks sollte eine Diagnose durch den Spezialisten erfolgen, der sich über Jahre damit auseinandergesetzt hat und eine ebenso lange operative Erfahrung besitzt.

Die Anatomie der Schulter

Das Schultergelenk ist das menschliche Gelenk mit dem grössten Bewegungsspielraum. Damit der Oberarm seine ganze Beweglichkeit entfalten kann, ist eine sehr flexible und offene Bauweise des Gelenkes notwendig. Die Schulter besteht aus einer Vertiefung im Knochen, der sogenannten Pfanne (ähnlich wie ein Suppenteller mit überhöhtem Rand oder wie ein Abschlagstück im Golf). Der Oberarmknochen besteht am oberen Ende aus einer Kugel, die sich in der Pfanne dreht. Da die Pfanne nicht tief ist, kann sich die Kugel frei bewegen, ohne dass der Schaft des Oberarmknochens den Pfannenrand berührt. Aufgrund dieser enormen Beweglichkeit ist der Oberarmkopf für einen guten Halt in der Pfanne auf Bänder und eine Sehnengruppe angewiesen, die so genannte Rotatorenmanschette.

Die Sehnen sind mit den Muskeln verbunden, welche die Schulter in alle Richtungen bewegen: Die Supraspinatussehne zieht die Schulter seitlich nach oben, die Infraspinatussehne nach aussen und die Subscapularissehne nach innen und nach hinten. Zusätzlich zieht der vom Ellenbogen kommende Bizepsmuskel mit seiner Sehne zum Oberrand der Pfanne.

Die komplexe Bauweise macht die Schulter aber nicht nur extrem beweglich, sondern auch verletzungsanfälliger als andere Gelenke. Die drei häufigsten Probleme rund um die schmerzhafte Schulter sind Sehnenrupturen (Risse), Luxationen (Ausrenkung) und Frakturen (Brüche).

Sehnenrupturen (Rotatorenmanschettenruptur) an der Schulter

Die gerissene Sehne (Sehnenruptur, Rotatorenmanschettenruptur) ist das häufigste Problem der Schulter. Sehnen können bei Stürzen oder chronischer Überlastung reissen. Bei allen Rupturen wird die Sehne vom Knochen abgerissen und kann sich mit der Zeit zurückziehen. Eine spontane Heilung der Sehne ist in der Regel nicht möglich. Die Diagnose sollte möglichst frühzeitig erfolgen. Meistens werden die Patienten zur Abklärung zuerst zum Röntgen ins MRI (Magnetresonanzuntersuchung) geschickt. Ist die Sehne nur angerissen (Teilruptur), kann der Patient in gewissen Fällen ohne Operation behandelt werden. Hingegen ist es wichtig, dass frische und vollständige Sehnenrupturen möglichst früh genäht werden, damit die Wiedergewinnung der Kraft möglichst gross ist. Die Operation kann entweder mittels Knopflochtechnik (arthroskopisch) oder offen, das heisst mit einem zusätzlichen Schnitt, geschehen.

Die instabile Schulter (Luxation)

Die Schulter kann durch Unfälle ausrenken. Dies geschieht meistens beim Sport. Bei einer Luxation (Gelenkverrenkung) werden häufig die Bänder geschädigt, wodurch es in der Folge zu erneuten Luxationen kommen kann. Dann wird eine Operation empfohlen. Sie wird mit der sogenannten Knopflochtechnik (Arthroskopie) durchgeführt. Dabei werden die Bänder wieder am Pfannenrand der Schulter fixiert.

Schlüsselbein- und Oberarmfrakturen

Schlüssel- und Oberarmfrakturen ereignen sich oft beim Sturz auf den Arm oder auf die Schulter. Bei den Schlüsselbeinfrakturen unterscheidet man sogenannte Schaftfrakturen sowie äussere Schlüsselbeinfrakturen. Schaftfrakturen mit keiner bis wenig Verschiebung kann man ohne Operation behandeln. Nachteil ist, dass man den Rucksackverband sechs bis acht Wochen tragen muss und die Fraktur oft in Fehlstellung verheilt, während eine Operation die Fixierung der anatomischen Stellung ermöglicht. Insbesondere bei den äusseren Schlüsselbeinbrüchen empfiehlt sich meistens die operative Stabilisation.

Oberarmbrüche beeinträchtigen die ganze Schulter- und Armfunktion: Während zwei bis drei Monaten können die Schulter und der Arm nicht voll eingesetzt werden. Ungefähr 80 % der Frakturen unterhalb des Oberarmkopfes und Schaftfrakturen können ohne Operation behandelt werden. Bei instabilen und stark verschobenen Frakturen unterhalb des Oberarmkopfes sowie bei Gelenkfrakturen ist ein operatives Vorgehen angezeigt.

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