In unserem Blog haben wir im April bereits über MBSR (Mindful Based Stress Reduction) berichtet. Der folgende Artikel geht der Frage nach, wie diese Methode den Krebspatienten helfen kann, die Erlebnisse besser zu verarbeiten.

In meiner langjährigen Betreuung von Krebspatienten habe ich häufig als Begleiterscheinung der Krankheit und Therapie emotionale und mentale Erschöpfung beobachtet. Diese Belastungen können sich zusätzlich negativ auf den psychologischen und körperlichen Gesundheitszustand der Patienten auswirken. Menschen mit Krebserkrankungen erleben oft ein Gefühl von Kontrollverlust ihrer körperlichen Funktionen, wie auch einen Perspektivenverlust ihrer Lebensziele. Die Folgen davon zeigen sich in Form von Angstzuständen, Depressionen, Lebensunlust und Schlafstörungen.

Die Diagnose Krebs belastet oder traumatisiert nicht nur den Betroffenen, sondern auch die nahen Angehörigen. In beiden Fällen geht es darum, wieder zu mehr Lebensfreude und Vitalität zu gelangen.

Brücke über Wasser als Zeichen der Gelassenheit

Steigerung der Lebensqualität

MBSR wird in den letzten Jahren zunehmend für krebskranke Menschen und deren Angehörige eingesetzt. Die Achtsamkeitsmeditation kann dabei zu einer signifikanten Verbesserung der Lebensqualität führen, indem man lernt, den Moment wahrzunehmen. Der Fokus dabei liegt darin, Körperempfindungen, Gedanken und Gefühle zu betrachten und zu akzeptieren, ohne sie kognitiv oder emotional zu bewerten.

Studien zeigen deutlich, dass die Achtsamkeitsmeditation bei Krebspatienten Stresssymptome reduziert und einen sehr positiven Effekt auf psychologische Funktionen bewirkt. Es konnte eine Verbesserung des Immunstatus beobachtet werden und auch der Umgang mit der Krankheit, den Therapien, den Ärzten und den Begleitpersonen und Angehörigen wurde als stressfreier und weniger belastend empfunden.

Ablauf einer Atem-Achtsamkeitsübung

Im Sommer kann man Achtsamkeit auch draussen lernen. Finden Sie einen beruhigenden Ort und eine angenehme Position für sich. Sie können aufrecht in einem Stuhl sitzen und die Füsse flach auf den Boden stellen, oder Sie setzen sich im Schneidersitz auf den Boden und stützen Ihren Rücken mit einem Kissen. Schliessen Sie nun die Augen und verfolgen Sie den natürlichen Rhythmus des Atems. Suchen Sie sich dabei einen Bereich Ihres Körpers, wo Sie den Atem fühlen können. Dies könnte z.B. die Innenseite der Nasenflügel sein, wo sie merken wie die Luft in den Körper ein- und wieder ausströmt. Oder Sie richten Ihre Aufmerksamkeit auf die Bauchdecke und spüren, wie der Bauch sich im Atemrhythmus hebt und senkt. Versuchen Sie dabei, den Atem nicht zu verändern. Lassen Sie es einfach geschehen, ohne den Atem zu verlängern, zu verkürzen oder zu vertiefen. Wenn Sie merken, dass ihr Verstand abwandert oder Sie anderweitig abgelenkt werden, kehren Sie ganz sanft wieder zur Konzentration auf den Atem zurück. Dies ist der entscheidende Teil der Übung.

Ärgern Sie sich nicht über Ihren Verstand und bewerten Sie nicht die Gedanken, die aufkommen. Versuchen Sie, sich nicht von den Gedanken einwickeln zu lassen, sondern kehren Sie einfach immer wieder ganz ruhig zu Ihrem Atem zurück. Hiermit stärken Sie Ihre Fähigkeit, sich von Ihren eigenen Gedanken zu distanzieren. Dies wird Ihnen in vielen stressvollen Situationen des Alltags helfen. Nach etwa 10 Minuten (Sie können die Übung natürlich auch länger machen) öffnen Sie sanft die Augen, atmen tief durch und versuchen, die Erfahrung des reinen Beobachtens (ohne Bewertung) mit in den Alltag aufzunehmen.

Wie finde ich zu mehr Achtsamkeit?

Ela Amarie ist Achtsamkeits-Trainerin und Coach. Sie führt eine englischsprachige Support Group in Basel und Zürich und gab vor kurzem einen Workshop zu Achtsamkeit für eine Cancer Support Group. Ela zeigt Ihnen einige Vorschläge und Anweisungen für den Fall, dass Sie eine Achtsamkeit-Meditationspraktik versuchen möchten. Diese Praktik wurde entwickelt, um die Gegenwart zu spüren und um sich zu erden. Vielleicht möchten Sie es in Ihren Alltag integrieren, damit es Ihnen hilft, der Erschöpfung, dem Stress, der Unruhe, der Depression oder der Lebensunlust zu entfliehen. Sie werden sich grundsätzlich besser fokussieren können und spüren, wie sich Ihre Aufmerksamkeit verfeinert. Wer sich lieber von einer Stimme führen lässt, kann sich die Tonaufnahme mit einer Atemübung anhören und natürlich auch mitmachen.

Ela Amarie Psychologist, Mindfulness Trainer & Coach
Website: www.themindfulbrain.net
E-Mail: ela.amarie@themindfulbrain.net
Tel: +41 (0) 79 727 8397

Die Schulung der Achtsamkeit führt zu einer Sicht und Seinsweise, weil sie dem Meditierenden die Kraft und Bedeutung des gegenwärtigen Augenblicks vermittelt!

Achtsamkeit (engl. mindfulness) wird als eine Form der Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit einem besonderen Wahrnehmungs– und Bewusstseinszustand, als spezielle Persönlichkeitseigenschaft sowie als Methode zur Verminderung von Leiden (im weitesten Sinne) verstanden. Historisch betrachtet ist «Achtsamkeit» vor allem in der buddhistischen Lehre und Meditationspraxis zu finden.

Die Meditationsform wird bereits seit über 2500 Jahren praktiziert: Oft gibt es Augenblicke in unserem Leben, in denen wir nicht völlig gegenwärtig sind und wir nicht nur das übersehen, was in unserem Leben am Wertvollsten ist, wir erkennen auch nicht den Reichtum und die Tiefe unserer Möglichkeiten, an denen wir wachsen und uns verändern können.