Hansjörg Brücker litt an Vorhofflimmern. Inzwischen ist er geheilt, dank mehrerer Katheterablationen. Durch Sport gewann er auch seine eingebüsste Lebensqualität zurück.
Rein körperlich war die Beeinträchtigung weniger stark. Zwar musste Hansjörg Brücker im Training zurückstecken, wenn das Vorhofflimmern auftrat. Doch auch wenn er Antiarrhythmika nahm oder sich von einer Katheterablation erholte: Ganz gab er sein Lauftraining nie auf.
In ständiger Ungewissheit
Wesentlich belastender war die ständige Angst vor dem Ungewissen. «Ich musste jederzeit mit einem akuten Schub von Vorhofflimmern rechnen», erinnert sich der Leistungssportler. «Wirklich frei im Kopf war ich nie, auch mein Selbstvertrauen war stark beeinträchtigt.»
Sein Leben mit der Herzrhythmusstörung bezeichnet Brücker als Lotterie: Mal blieb das Herz im Takt und er konnte seiner Leidenschaft nachgehen. Dann wieder meldete sich das Vorhofflimmern und warf ihn zurück. «Ich konnte den Zielstrich erreichen, doch sobald der Puls kippte, musste ich aufgeben. Das war echt frustrierend.»
Training trotz Ablation möglich
Der gesundheitlich angeschlagene Läufer sah sich durch die Herzrhythmusstörung in seiner Lebensqualität deutlich eingeschränkt, denn immer war da dieses beklemmende Erwarten der nächsten Welle im Hinterkopf. «Das Vorhofflimmern löste in mir eine gehörige Portion Angst aus.»
Doch Brücker hielt trotz allem an seinem Hobby fest: Er absolvierte das tägliche Lauftraining und meldete sich weiterhin zu Wettkämpfen an, auch nachdem er sich 2007 und 2009 einer Katheterablation unterzogen hatte.
Wichtig ist die gleichmässige Belastung
Grundsätzlich empfiehlt die Fachmedizin regelmässigen Sport, auch für Herzpatienten: Wer sich bewegt, sorgt für eine bessere Versorgung des Herzens mit Sauerstoff. Gestärkte und zusätzlich aufgebaute Muskulatur entlastet das Herz. Besonders Ausdauersport wie Radfahren oder Nordic Walking eignet sich für Herzpatienten, da hierdurch Körper und Kreislauf gleichmässig belastet werden.
Endlich beschwerdefrei
Während seiner Behandlung schöpfte Brücker Hoffnung aus den vielen Erfolgsgeschichten, von denen er in dieser Zeit las. Auch machte es ihm Mut, dass der behandelte Arzt, PD Dr. med. Sven Reek von der Hirslanden Klinik Aarau , seine Leidenschaft für den Sport immer wieder in seiner Konsultation berücksichtigte. «Das habe ich wirklich sehr geschätzt», meint Brücker.
Im April 2013 war es dann soweit: Die dritte Katheterablation war von Erfolg gekrönt: Der Patient gilt als vom Vorhofflimmern geheilt.
Geduldig auf dem Weg zurück
Die Leichtigkeit kam endlich wieder zurück, Brücker konnte trainieren, ohne Angst vor einer erneuten, unvorhergesehenen Attacke haben zu müssen. Wettkämpfe wurden wieder zur Regel, nicht mehr zu Glücksfällen einer längeren, unauffälligen Zeit zwischen zwei Krankheitsepisoden.
«Ich gestaltete mein Training in den ersten Monaten nach der letzten Ablation sehr vorsichtig, mass immer wieder meinen Puls und steigerte die Intensität langsam», so der passionierte Läufer. «Die Geduld hat sich gelohnt, denn von Woche zu Woche im richtigen Herzrhythmus kam mein altes Selbstvertrauen zurück.»
«Vielseitigkeit ist Trumpf»
Brücker, der als Sicherheitsbeauftragter am Flughafen in Zürich arbeitet, fand nicht nur zu seiner alten Form zurück und absolvierte fast täglich ein anspruchsvolles Lauftraining. Er entdeckte während seiner Rekonvaleszenz auch den Kraftsport für sich. Seither legt er mit Langhantel und Schlingenband regelmässig Trainingseinheiten ein – zusätzlich zu seinem Laufpensum.
«Vielseitigkeit ist Trumpf»: Unter diesem Motto hat Brücker den Sport neu für sich entdeckt. «Krafttraining kann ich jedem Laufsportler nahelegen, auch zur Verletzungsprophylaxe.»
Diesem Ratschlag schliesst sich die Fachmedizin an – auch bei Patienten, die keinen Leistungssport betreiben. Denn Krafttraining steigert nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit, sondern schult auch die Konzentration. Darüber hinaus stärkt es – ähnlich wie Geschicklichkeitsübungen und Standardtanzen – den Gleichgewichtssinn und schützt vor Stürzen.
Bei Wassersport Herzsportgruppen ratsam
Im Gegensatz dazu sehen Fachmediziner andere Sportarten eher skeptisch. So entlastet das Schwimmen beispielsweise zwar den Körper, sodass im Wasser Übungen auch für Patienten mit Übergewicht oder Gelenkproblemen durchführbar sind. Doch für Herzpatienten kann Wassersport schnell zum Verhängnis werden, weil unter dem erhöhten Aussendruck der Blutdruck steigen und es zu Herzrhythmusstörungen kommen kann. Ganz auf das Bewegen im Nass muss jedoch nicht verzichtet werden: Unter professionelle Begleitung, beispielsweise in einer Herzsportgruppe, kann Wassersport durchaus ausgeübt werden.
Anders verhält es sich mit klassischen Ballsportarten: Der permanente Wechsel der Belastungsintensität je nach Spielsituation ist kontraproduktiv für die Herzgesundheit. Weitaus geeigneter hingegen sind Ausdauersportarten wie etwa das Laufen.
Geheilt und ganz vorn dabei
Hansjörg Brücker hat fünfzehn Jahre lang für seine Herzgesundheit und den Erhalt seiner Lebensqualität gekämpft. Dabei hat er offenbar sogar dem Zahn der Zeit getrotzt. So scheint es jedenfalls, wenn der mittlerweile 54-Jährige bei Wettläufen inzwischen Mitstreiter aus dem Feld räumt, die halb so alt wie er sind. Und so wirkt es fast nicht zu hoch gegriffen, wenn das Szene-Magazin der Laufgemeinschaft Horn mit Blick auf Brückers beeindruckende sportliche Leistung fragt: «Hat der eigentlich ein Alter?»
Weitere Informationen:
In folgenden Blogbeiträgen erfahren Sie, wie Hansjörg Brücker seine drei Katheterablationen erlebt hat und was Facharzt und Physiotherapeut zum Thema sagen:
Weitere Hintergrund- und fachliche Informationen finden Sie unter: www.hirslanden.ch/herzrhythmusstoerungen |
Sehr geehrter Herr Dr. Reek,
Ich habe Ihren Artikel mit großem Interesse gelesen. Hier finde ich viele Parallelen zu meinem gesundheitlichen und sportlichen Werdegang. Mehrere Ablationen, Laufen über extreme Distanzen, Triathlon, Mtb-Rennen und immer wieder geplagt von Vorhofflimmern. Mich würde interessieren wie Sie „geheilt“ definieren! Schließlich kann auch nach einer erfolgreichen Ablation das Vorhofflimmern wieder kommen, auch wenn das Herz sonst gesund ist.
Danke.
Beste Grüße
Sehr geehrter Herr Gibis
Vielen Dank für Ihre Anfrage. Als «geheilt» gilt, wer kein Vorhofflimmern mehr hat/bekommt. Letztendlich kann sich aber im weiteren Verlauf durch fortschreitende Veränderungen des Vorhofes wieder Vorhofflimmern einstellen. Nach einer erfolgreichen Ablation (innerhalb eines Jahres nach der Ablation kein Vorhofflimmern) besteht ein Risiko von 3-4 % pro Jahr, dass durch weiter fortschreitende Veränderungen der Vorhofmuskulatur wieder Vorhofflimmern auftritt. Bei vielen dieser Patienten sind die Episoden aber auch weniger häufig und andauernd.
Freundliche Grüsse
PD Dr. med. Sven Reek
Hallo Zusammen!
Bei mir hat das Vorhofflimmern vor ca. 2 Jahren angefangen und kam immer in einem halb Jahres Zyklus ( sehr heftig aber).
Vor einen Monat ca. bekam ich es jeden Abend.
Nie beim Sport, immer nur in Ruhe.
Da es so heftig und oft war ließ ich mich vor eine Woche einer Ablation unterziehen.
Nun zu meiner Frage: Da bei mir anscheinend das Vorhofflimmern noch nicht so lange der Fall war wollte ich fragen wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine Ablation ausreicht?
Ich bin 42 Jahre alt und sportlich.
Bedanke mich im Voraus und verbleibe mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr Schuhmacher
Wenn Ihr Herz strukturell unauffällig ist, haben Sie sicher eine überdurchschnittliche Chance, dass das Vorhofflimmern beseitigt werden kann. Ob dafür aber mehr als eine Ablation nötig sein wird, lässt sich leider nicht vorhersagen.
Ich wünsche Ihnen alles Gute!
Freundliche Grüsse
PD Dr. med. Sven Reek
Sehr geehrter Herr Dr. Reek,
ich habe ihren Artikel mit großem Interesse gelesen und erkenne mich im Bericht von Hansjörg Brücker ein Stück weit wieder.
Ich war ebenfalls immer relativ sportlich: Rennradfahren, Bergsteigen, Skitouren (aber keine Rennen oder Wettkämpfe sondern nur hobbymäßig)
Dann bekam ich plötzlich im Alter von 45 Jahren Vorhofflimmern, welches recht schnell an Heftigkeit zunahm.
An Ausdauersport war nicht mehr zu denken. Nach 20 Minuten lockerem Radfahren war ich schon bei einer Autobahnbrücke stark erschöpft.
Ich fühlte mich damals sehr schlecht. Weitere Herzerkrankungen habe ich nicht.
Nach einer einzigen erfolgreichen Ablation ist das Vorhofflimmern jetzt weg.
Die ersten Monate nach dem Eingriff war ich mit sportlichen Aktivitäten sehr vorsichtig:
Ich wollte mich nicht überlasten, ich war nicht mehr in Form und hatte auch kein Vertrauen mehr in meine Leistung.
Aber ich merkte: die Herzrythmusstörungen sind verschwunden.
Die Ablation ist jetzt 10 Monate her, und ich habe mittlerweile wieder richtig Lust am Sport.
Vor 3 Monaten begann ich auch wieder mit dem Rennradfahren.
Ich fühle mich sehr gut, komme wieder in Form und fahre jetzt in der Woche so ca. 200 km (27er Schnitt, hügeliges Gelände)
Die längsten Ausfahrten sind etwa 100 km.
Ich bin 49 Jahre alt, 185cm/83kg.
Ich möchte aber nichts falsch machen und habe Angst, dass das Vorhofflimmern zurück kommen könnte.
Deshalb frage ich mich, ob mein aktuelles Pensum auf dem Rennrad wirklich so eine gute Idee ist!
Es macht mir halt momentan ziemlich Spaß.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch großen Dank an die moderne Medizin und an alle ihre Spezialisten aussprechen.
Super was heutzutage möglich ist.
Beste Grüße
Sehr geehrter Herr Klein
Vielen Dank für Ihre Anfrage. Ich würde Ihnen empfehlen, Ihre sportlichen Aktivitäten nach eigenem Ermessen und Befindlichkeit fortzusetzen (oder zu steigern). Eine aktive gesunde Lebensweise ist sicher in jedem Fall besser als das Gegenteil. Das Vorhofflimmern kann wiederkommen, aber ob Ihre Aktivitäten darauf einen Einfluss haben, weiss niemand. Wir sprechen erst ein Jahr nach der Ablation bei beschwerdefreien Patienten von Erfolg, das heisst, im Moment sind Sie noch in dieser Phase (hat aber für den Sport keine Bedeutung). Auch nach einer erfolgreichen Ablation, kommt es bei 3-4% der Patienten pro Jahr zu einem Rezidiv. In den meisten Fällen ist die Ursache, dass sich eine (oder mehrere) Lungenvenen wieder elektrisch mit dem Vorhof verbunden hat. In diesem Fall würde man eine zweite Ablation empfehlen. Das Einstellen von Aktivitäten, die Sie gerne durchführen möchten, aus Angst vor Vorhofflimmern ist in meinen Augen nicht sinnvoll.
Freundliche Grüsse
PD Dr. med. Sven Reek
Habe seit ca 4 Jahren anfallsartiges Vorhofflimmern Habe nun eine Ablation hinter mir. Hatte in den ersten beiden Tagen nach dem Eingriff direkt wieder einen Anfall. Nun hoffe ich das sie erfolgreich war und ich keine weitere benötige, da es auch Komplikationen gab. Ich bin weiblich, 47 Jahre.
Sehr geehrter Herr Dr. Reek,
Kurz zum Status vor der Ablation, m, 46, 179cm/82kg (mittlerweile leider) Ausdauersportler mit Leidenschaft, alles Rennrad, Triathlon, Laufen. Vor 10 Jahren bereits eine Kardioversion (schuldhaft verursacht ? Antibiotika, Streß privat und beruflich, kranketc…) erhalten, keine Probleme.
Im letzten Oktober schlagartig Vorhofflimmern, Ablation erhalten, langsam wieder aufgebaut, keine ! intensiven Einheiten, alles weit unter Maxpuls. Innerhalb der ersten 3 Monate immer wieder leichte Probleme mit Flimmern, war dann aber weg. Nach 5 Monaten habe ich es mal mit einer Steigerung beim Laufen versucht , aber bei Puls 158 ein Plateau erreicht, mir wurde schwarz vor Augen, kompletter Abbruch. Ich komme auch, außer beim Flimmern, nicht mehr über dieses Niveau, vorher war der Maxpuls bei 184.
Leider hat sich immer wieder Vorhofflimmern eingestellt, so dass nächste Woche die 2. Ablation ansteht. Mein Maxpuls wird sich nicht noch mal um 25 Schläge nach unten senken ? Ich traue mich momentan fast gar nichts mehr zu machen, weil egal bei welcher Art von Sport, immer Phasen mit „Herz schlägt bis zum Hals“ dabei sind, was ich vorher gar nicht kannte.
Der behandelte Arzt meinte, es könnte auch die Möglichkeit bestehen, dass nicht nur die Lungenvenen, sondern auch eventuell Areale auf dem Herzmuskel betroffen sein können.
Ist das möglich, obwohl jahrelang nichts zu merken war ?
Vielen Dank
Mit freundlichen Grüßen
Christian Hindenburg
Hallo, ich bin der Roman 24 Jahre Jung und hatte am 22.10.2021 eine Ablation mit Kältebehandlung.
Hatte davor zwei mal ein richtiges Vorhofflimmern und hatte mich für eine ablation entschieden, ich bin Fußballer und hatte vorher 3 mal die Woche Training und Samstag ein Spiel.
Jetzt wollte ich Fragen, ab wann kann ich wieder in die Belastung gehen?, gibt es dafür Pläne?
Und was wäre das richtige für mich.
Ich nehme nur drei Monate blutverdünner ein,
LG
Roman