Das Daumensattelgelenk sorgt dank seiner einzigartigen Form dafür, dass der Daumen – im Zusammenspiel mit den anderen Fingern – komplexe Bewegungen durchführen kann. Ist das Daumensattelgelenk von Arthrose betroffen, spricht man von einer Rhizarthrose. Eine Arthrose am Daumensattelgelenk kann mit konservativen Methoden oder operativ behandelt werden. An der Hirslanden Klinik Birshof in Münchenstein werden zwei Operationsverfahren erfolgreich angewendet.

Ein Glas halten, einen Drehverschluss öffnen, eine schwere Vase heben oder den Schlüssel im Schloss drehen: Diese Handgriffe sind nur möglich, weil der Daumen über eine grosse Beweglichkeit verfügt und den anderen Fingern gegenübergestellt werden kann – und so das Greifen und Halten erst möglich macht. Und erst das Daumensattelgelenk ermöglich diese komplexen Bewegungen. Da die Hände den ganzen Tag über etwas halten, greifen oder packen, ist das Daumensattelgelenk eines der am meisten beanspruchten Gelenke des menschlichen Bewegungsapparates. Das Belasten des instabilen, aber sehr beweglichen Gelenks führt dazu, dass das Daumensattelgelenk besonders häufig von Arthrose betroffen ist.

Allgemeine Definition Arthrose

Eine Arthrose kann durch langjährige Überbelastung der Gelenke entstehen. Dabei baut sich der Gelenkknorpel ab; der Knorpel enthält nur noch unzureichend Gelenkflüssigkeit. Bei einer Arthrose kann der Knorpel komplett beschädigt werden – am Ende reibt der Knochen auf Knochen, was Schmerzen verursacht und die Beweglichkeit einschränkt.

 

Frauen sind häufiger betroffen als Männer

Die Ursache für eine Daumensattelgelenksarthrose ist meist unklar. Frauen sind häufiger von einer Rhizarthrose, einer Arthrose am Daumensattelgelenk, betroffen. Am häufigsten tritt sie bei Frauen ab 50 Jahren auf. «Da es eher Frauen in diesem Alter trifft, könnte die Hormonumstellung im Zuge der Menopause eine Daumensattelgelenksarthrose begünstigen», erklärt Dr. med. Nicolas Schmutz, Facharzt für Handchirurgie. Zudem verfügten Frauen eher über elastischere Bänder als Männer, was wiederum zu einer schlechteren Bandführung an jenem Gelenk führe. Eine Rhizarthrose ist in den meisten Fällen altersbedingt, seltener ist ein Unfall dafür verantwortlich. Spitzenbelastungen von bis zu 100 Kilogramm führen auch zu einer Abnutzung der Sattelgelenkshöcker. «Eine gewisse Instabilität des Daumensattelgelenks, die starke Beanspruchung sowie hauptsächlich eine Veranlagung scheinen die Entstehung einer Rhizarthrose zu begünstigen», führt Dr. med. Bernhard Angly, Facharzt für Handchirurgie und Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates weiter aus.

Schmerzen im Daumen

Die typischen Symptome einer Daumensattelgelenksarthrose sind Schmerzen an der Daumenbasis, zum Beispiel beim Öffnen von Schraubverschlüssen. Zunächst treten Schmerzen in der Regel bei der Ausübung alltäglicher Handgriffe auf. Im Verlaufe der Erkrankung können die Schmerzen auch in Ruhemomenten auftreten, wenn die Hand nicht benutzt oder belastet wird. Wer sich bei alltäglichen Arbeiten oder typischen Bewegungen einschränken muss und Schmerzen hat, sollte eine Fachärztin oder einen Facharzt aufsuchen. Häufig nehmen Betroffene im Verlaufe der Erkrankung Hilfsmittel oder die Unterstützung der Partnerin oder des Partners in Anspruch, erzählt Dr. med. Nicolas Schmutz lächelnd: «Viele Patienten, die mich aufsuchen, berichten, dass sie gewisse Arbeiten schon länger nicht mehr tätigen und dies ihr Partner für sie erledigt.»

Die Fachärztin oder der Facharzt diagnostiziert eine Daumensattelgelenksarthrose mittels Befragung der Patientin oder des Patienten. In vielen Fällen deuten die geschilderten Beschwerden sowie die klinische Untersuchung klar auf eine Rhizarthrose. Bei einer klinischen Untersuchung wird der Daumen unter Druck gesetzt und gleichzeitig bewegt. «Dieser Vorgang schmerzt; bei gewissen Patientinnen und Patienten hört man gar ein Knirschen, da Knochen auf Knochen reibt», so Dr. med. Bernhard Angly. Eine abschliessende Röntgenaufnahme bestätigt in der Regel die Diagnose.

Am Anfang steht die konservative Behandlung

Eine Daumensattelgelenksarthrose ist nicht heilbar; die Symptome können jedoch gut behandelt werden. In einem ersten Schritt wird die Rhizarthrose konservativ behandelt. Das heisst, es wird ohne Operation versucht, die Situation zu verbessern. Die betroffene Stelle kann lokal mit entzündungshemmenden Mitteln behandelt werden. Hilfreich können auch Knorpelaufbaupräparate sein, die Patientinnen und Patienten während einiger Monate einnehmen. «Zusätzlich kann eine Ergotherapie sinnvoll sein, bei der Fachpersonen den Patienten zeigen, wie sie die betroffenen Gelenke entlasten können», so Dr. med. Nicolas Schmutz. Für eine Entlastung der Gelenke eignen sich auch spezielle Daumenschienen. Die Schienen schützen das Gelenk tagsüber; nachts entlasten sie das betroffene Gelenk. Wirkungsvoll – wenn auch häufig nur vorübergehend – ist die Verabreichung von Kortison. Dabei wird das Medikament ins betroffene Gelenk gespritzt. «Viele Patienten sind dank der konservativen Behandlungsformen zwar nicht vollständig schmerzfrei, sie kommen mit den vorhandenen Beschwerden aber gut zurecht», sagt Dr. med. Nicolas Schmutz.

Ist der Leidensdruck gross, hilft eine Operation

Patientinnen und Patienten sollten einen operativen Eingriff in Betracht ziehen, wenn alle konservativen Behandlungsmethoden ausgeschöpft sind, das Gelenk im Ruhezustand schmerzt und Betroffene ihren Hobbies oder ihrer Arbeit nicht mehr schmerzfrei nachgehen können. An der Hirslanden Klinik Birshof werden zwei Operationsmethoden angewendet:

  • Arthroplastik
    Bei der sogenannten Resektions-Suspensions-Interpositions-Arthroplastik wird ein Handwurzelknochen (Trapezium) entfernt und das Gelenk mit einem Stück einer Sehne des Unterarms ersetzt. Diese Methode wird seit 50 Jahren angewendet und hat sich dementsprechend etabliert und ist der Standard. Die Rehabilitation dauert drei bis sechs Monate. Eine Vollbelastung des Daumens ist erst nach drei Monaten möglich, es kann ein leichtes Kraftdefizit bestehen bleiben.
  • Kunstgelenk
    Ist die Patientin oder der Patient noch aktiv und besteht die Arthrose lediglich im Daumensattelgelenk, kann das erkrankte Gelenk durch ein Kunstgelenk ersetzt werden. Die Operationsmethode hat zwei entscheidende Vorteile, erklärt Dr. med. Nicolas Schmutz: «Der Daumen erreicht dank dieser Methode eine raschere Stabilität und die Nachbehandlung dauert lediglich sechs bis acht Wochen.» Ein Kunstgelenk im Daumen wird in der Schweiz seit rund fünf Jahren eingesetzt. Die Zufriedenheit der Patienten sowie die rasche Genesung machen die Daumensattelgelenksprothese zu einer vielversprechenden Alternative.

Dr. med. Nicolas Schmutz und Dr. med. Bernhard Angly klären die Patientinnen und Patienten umfassend über die Vor- und Nachteile der einzelnen Operationsmethoden auf. «Danach entschieden wir gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten, was das Beste für sie oder ihn ist», erklären die Fachärzte. Die Erfolgschancen sind bei beiden Methoden erfreulich: Patientinnen und Patienten können ihren Daumen nach einer Operation wieder wie gewohnt einsetzen und sind schmerzfrei.