Über die zukunftsreichsten Medikamente und Therapien bei Brustkrebs haben sich beim diesjährigen SenoUpdate der Hirslanden Brustzentren und des Brustzentrums Zürich rund 200 Expertinnen und Experten ausgetauscht. Eine wichtige Rolle spielte dabei die personalisierte Medizin. Sie ist nicht nur medizinisch aussichtsreich, sondern könnte auch die Brustzentren mit einem eigenen Genlabor noch enger zusammenschweissen.

Dass die genetische Komponente bei Brustkrebs eine besonders grosse Rolle spielt, sei nicht zuletzt durch die Brustamputation von Angelina Jolie ins öffentliche Bewusstsein gerückt, so Szucs. Seit 2014 bietet der Facharzt für Pharmazeutische Medizin in der Klinik Hirslanden in Zürich eine sogenannte Sprechstunde zur Präzisionsmedizin an. Neben der Diagnostik geht es auch um Prävention. «Es gibt immer mehr Nachfrage», sagt Szucs. Daher werden mittlerweile auch spezielle Trainings im Netzwerk der Brustzentren angeboten. Auch das SenoUpdate sollte neue Mitstreiter ins Boot holen. Die Präzisionsmedizin sei aber nicht nur auf Brustkrebs beschränkt, sondern auch für Herzerkrankungen oder Schmerztherapie interessant. Auch über die Verträglichkeit oder Unverträglichkeiten von Medikamenten sowie die Gefahr einer Überdosierung könne die Präzisionsmedizin einiges aussagen.

«Die Genmedizin ist derzeit stark im Wandel», sagt auch Dr. Patrizia Sager, Leiterin des Brustzentrum Bern Biel. Für das Netzwerk der Hirslanden-Brustzentren sei das Thema und der Kongress daher wichtig gewesen. Ungefähr acht Prozent der Brustkrebs-Patientinnen hätten eine genetische Veranlagung. Beim Verdacht einer familiären Vorbelastung würden bereits heute schon spezielle Analysen vorgenommen, die im Idealfall auch Aufschluss darüber geben, welche Medikamente voraussichtlich gut anschlagen. Interessant seien auch speziell auf die Genetik der Frauen angepasste Chemotherapien. Das sei aber noch Zukunftsmusik, so die Brustspezialistin. Brustkrebs ist eine sehr häufige Krebserkrankung, und auch deshalb einer der besten untersuchten Tumore. Die Sterblichkeit sei kontinuierlich zurückgegangen. «Die Heilungschancen liegen bei 80 Prozent nach fünf Jahren. Das ist sehr gut», sagt Sager.

Die Vernetzung der Brustzentren ist zentral

Entscheidend für die Akzeptanz des Hirslanden-Genlabors ist ihrer Meinung, dass es eine schnelle und präzise Analyse anbietet sowie, dass der Service stimmt. «Dann werden die Brustzentren sofort dabei sein.» Die Vernetzung der Brustzentren hält die Gynäkologin ohnehin für eine der ganz grossen Stärken von Hirslanden. «Was wir hier aufbauen, ist einzigartig.» Zwei bis dreimal jährlich tauschen sich Mitglieder des Netzwerkes untereinander aus und diskutieren im Rahmen einer Konferenz schwierige Fälle. «Davon profitieren nicht nur die Ärztinnen und Ärzte, sondern auch Patientinnen und Patienten.» Zusammen seien die Hirslanden-Brustzentren mit 1 200 Neuerkrankungen pro Jahr der grösste Player in der Schweiz. «Das ist schon erheblich.»

Einen spannenden Austausch habe es beim diesjährigen SenoUpdate auch im Workshop zum Thema plastische Rekonstruktion gegeben. Was ist die beste Methode?  Wann ist der optimale Zeitpunkt? Soll man erst operieren und dann bestrahlen oder umgekehrt? Wie sind die Erfahrungen mit Implantaten? Dies sind nur einige der Fragen. «Das waren teils sehr kontroverse, wertvolle Diskussionen», sagt Sager.

Obwohl der Kongress aufgrund von Corona nur virtuell stattfinden konnte, sei das Feedback der Teilnehmer positiv gewesen. «Die Themen waren sehr praxisbezogen», sagt Sager. Die Anzahl der Fragen zu den Vorträgen sowie der Austausch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Chatrooms waren Indiz für den Erfolg, so Sager.