Eine Krebserkrankung und deren Therapie bringen für Betroffene erhebliche körperliche und seelische Belastungen mit sich. Deshalb hat die Hirslanden Klinik Aarau gemeinsam mit der Krebsliga Aargau die ambulante onkologische Rehabilitation Aargau (ORA) ins Leben gerufen. Das Ziel ist es, die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit Krebsbetroffener zu stärken und sie ins gewohnte Leben zurückzuführen. Zum umfangreichen Rehabilitationsangebot gehören komplementärmedizinische Massnahmen, darunter auch ein Achtsamkeitstraining. Doch was ist Achtsamkeit, und wie kann Achtsamkeit Krebsbetroffene in ihrem Genesungsprozess unterstützen?

Achtsamkeit – Das Erleben im „Hier und Jetzt“

Oft machen wir uns Sorgen über die Zukunft oder denken an Erlebnisse aus der Vergangenheit. Achtsam sein heisst, den gegenwärtigen Augenblick wertfrei und bewusst wahrzunehmen. „Bewusst“ bedeutet dabei, unsere Aufmerksamkeit absichtlich auf den gegenwärtigen Augenblick zu lenken und nicht mental abzuschweifen.

„Häufig ist man nicht offen gegenüber dem, was man erlebt, sondern bewertet das Erlebte unverzüglich. Unser Geist wandert also kontinuierlich umher und bewertet dabei alles, was ihm widerfährt“ (Kabat Zinn, 2011).

Achtsamkeit kann als klares und nicht-wertendes Sein dessen bezeichnet werden, was in jedem Augenblick geschieht. Sie ermöglicht uns, unseren Körper, Gedanken und Gefühle sowie alle anderen Wahrnehmungen – ob angenehm, unangenehm oder neutral – zu erfahren und so zu akzeptieren, wie sie sind. Es geht darum, das Leben zu erleben, wie es sich von Moment zu Moment tatsächlich entfaltet.

Die 8 Merkmale der Achtsamkeit

  • Anfängergeist
  • Akzeptanz
  • Nicht urteilen
  • Geduld
  • Nicht greifen
  • Loslassen
  • Vertrauen
  • Mitgefühl und Freundlichkeit

Achtsamkeit erlernen durch praktische Übungen im Alltag

Wenn wir Achtsamkeit in den Alltag integrieren möchten, spielen neben einem theoretischen Verständnis praktische Erfahrungen eine zentrale Rolle.

Alle Tätigkeiten im Alltag können eine Einladung zum bewussten Erleben im Moment sein. Es ist ein grosser Unterschied, ob wir einen Apfel essen und in Gedanken ganz woanders sind – uns vielleicht Sorgen machen und Probleme wälzen – oder ob wir den Apfel mit allen Sinnen wahrnehmen – die Kühle und Glätte oder Rauheit der Schale, das Knacken beim Reinbeissen, den Saft und den Geschmack. Dieses Beispiel zeigt, worum es in der Achtsamkeit geht: den Moment mit allen Sinnen erleben ohne zu urteilen. Dadurch können Gedankenspiralen unterbrochen werden und es entsteht Raum für kreative Handlungsmöglichkeiten. Mit jedem Augenblick, den wir bewusst wahrnehmen, weitet sich die Achtsamkeit auf ganz natürliche Weise aus und wird Teil unserer Gewohnheiten.

Dank Achtsamkeit neues Vertrauen schöpfen und Selbstheilungskräfte stärken

Für Krebspatientinnen und -patienten ist die Diagnose ein Schock. Achtsamkeit ermöglicht es Betroffenen, wieder Vertrauen in ihren Körper zu schöpfen, zu erkennen, was ihnen guttut und durch diese persönlichen Erkenntnisse die Selbstheilungskräfte zu stärken.

In Ergänzung zu oder nach medizinischen Therapien kann Achtsamkeit ein Weg sein, neues Selbstvertrauen in sich und den eigenen Körper zu gewinnen. Sie bildet die Grundlage der Mind-Body-Medizin, einem innovativen Konzept, das den Körper mit der Psyche verbindet und einen besseren Umgang mit der Erkrankung zum Ziel hat.

MBSR-Kurs an der Hirslanden Klinik Aarau

Die Lehre der Achtsamkeit hat ihre jahrhundertelangen Wurzeln im Buddhismus. Der amerikanische Molekularbiologe Jon Kabat-Zinn hat auf diesen Grundprinzipien basierend im Jahr 1979 den Stressbewältigungs-Kurs MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) entwickelt. Unter diesem Namen hat sich Achtsamkeit in der westlichen Welt in den letzten 40 Jahren etabliert.

Im Mittelpunkt des MBSR-Kurses, der an der Hirslanden Klinik Aarau als Teil der ambulanten onkologischen Rehabilitation angeboten wird, steht die Schulung der Achtsamkeit und ihrer Integration in den Alltag. Der Kurs beinhaltet verschiedene Schwerpunktthemen, wie Achtsamkeit, Wahrnehmung, Konzentration, Stress, Umgang mit schwierigen Gedanken und Gefühlen sowie Selbstfürsorge. Daneben führen die Teilnehmenden formale Übungen durch, darunter einen Bodyscan, ein sanftes Yogaprogramm und Meditationen. Diese werden durch den Austausch von Erfahrungen in der Gruppe unterstützt. Neben den Kursterminen ist das tägliche Üben zuhause für etwa 45 Minuten ein wichtiger Bestandteil des Kurses. Dafür erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Audio-Aufnahmen und einen Kursordner. Vor dem Kurs findet ein persönliches Vorgespräch mit der Kursleiterin statt, um sich kennenzulernen und Fragen zu klären.

Informationen zum Kurs:

 

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