Jede vierte Brustamputation ist unnötig, schätzt Prof. Dr. med. Peter Dubsky, Leiter des Brustzentrums St. Anna Luzern. Gemeinsam mit einem internationalen Expertenteam hat der Chirurg nun einen Wegweiser zur Brustkrebstherapie entwickelt. Die wissenschaftliche Arbeit wurde in der renommierten Fachzeitschrift «Lancet Oncology» veröffentlicht und könnte neue Behandlungsstandards setzen. Viele Empfehlungen der Arbeit sind bei Hirslanden bereits umgesetzt, denn aus den Hirslanden-Brustzentren waren gleich mehrere Experten als Co-Autoren beteiligt.

«Der Wegweiser ist für Frauen mit aggressivem Brustkrebs, die vor der Operation eine Chemotherapie erhalten», erklärt Studienleiter Peter Dubsky. «Unsere typische Patientin ist eine Frau mit einem großen Tumor in der Brust, der etwa ein Drittel des Brustvolumens ausfüllt.» Ziel sei es, unnötige, radikale Operationen zu vermeiden. Der Wegweiser zeige ganz praktisch auf, wie man vorgehen muss, um der Patientin sechs Monate später, also nach der Chemotherapie, eine Brusterhaltung zu ermöglichen. «Unser Wegweiser ist eine Art Werkzeugkasten und reicht von der Diagnose von Brust und Lymphknoten, über die Chemotherapie bis hin zur Markierung des Tumors und tatsächlichen Operation», so Dubsky.

Brustkrebs, Brust, Tumor

Magnetresonanztomographie mit Mammakarzinom (Brustkrebs)

Europäische Brustkrebsvereinigung EUSOMA möchte dem Wegweiser folgen

Brustkrebs sei immer noch die häufigste Krebserkrankung der Frau. Bis zum 80. Lebensjahr erkrankt etwa jede achte Frau daran, etwa 5 000 Frauen pro Jahr allein in der Schweiz «Um eine Brusterhaltung zu ermöglichen, braucht es ein Zusammenspiel von ganz vielen im Behandlungsteam», sagt Dubsky. Die entscheidende Kommunikationsplattform sei das Tumorboard. «Im Wegweiser ist genau beschrieben, wer dort anwesend sein muss und wie oft ein Fall besprochen werden muss, um der Patientin ganz konkret alle Optionen zu ermöglichen.» Zu dem Board gehören nicht nur Ärztinnen und Ärzte aus Onkologie, Radiologie, Pathologie und Chirurgie, sondern auch Pflegepersonen, vor allem die sogenannten Breast Care Nurses. «Das sind spezielle Pflegeexpertinnen für Brustkrebs, die eine sehr wichtige Rolle spielen», so Dubsky.

Ob der Wegweiser tatsächlich die Zahl unnötiger Eingriffe reduzieren hilft, könne allerdings noch nicht nachgewiesen werden. «Er wurde ja gerade erst veröffentlicht und muss noch von den Fachgesellschaften empfohlen werden.» Die Europäische Brustkrebsvereinigung EUSOMA, die von Anfang an mit im Boot war, habe sich jedoch schon dafür ausgesprochen, dem Wegweiser zu folgen und auch in den Hirslanden-Brustzentren seien bereits viele Erkenntnisse umgesetzt. Im Rahmen des Netzwerks der Hirslanden-Brustzentren haben gleich eine ganze Reihe Autorinnen und Autoren an der Arbeit mitgewirkt, darunter Patricia Sager (Bern), Meinrad Mannhart (Aarau/Cham), Nik Hauser (Aarau/Cham), Andreas Günthert (Aarau/Cham), Christoph Tausch (Zürich), Michael Knauer (St. Gallen).

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