Plötzliche Atemnot und stechende Schmerzen in der Brust: Atemprobleme können auf verschiedene Erkrankungen oder Verletzungen hinweisen. Unter anderem kommt auch ein Pneumothorax in Frage. Was ist das genau? Und wie wird ein Pneumothorax richtig behandelt? Prof. Dr. med. Markus Béchir, Belegarzt in der Hirslanden Klinik Aarau, klärt auf.

Lungenentzündung und COPD: Das sind diejenigen Lungen-Notfälle, mit denen es Prof. Dr. med. Markus Béchir und sein Team in der Notaufnahme besonders häufig zu tun haben. «Die Behandlung von Notfallpatienten mit Atembeschwerden folgt einem standardisierten Ablauf. Natürlich hat die Wiederherstellung der Atmung oberste Priorität. Zuerst werden die Atemwege untersucht: Wo liegt das Problem? Hat der Betroffene etwas verschluckt? Falls nötig, wird der Patient sofort beatmet und auf die Intensivstation gebracht», beschreibt Prof. Béchir die ersten Behandlungsschritte.

Sekundenschnell dank technischem Fortschritt

«Eine erste plötzliche Atemnot sollte unbedingt so schnell wie möglich untersucht werden», gibt der Notfallmediziner zu bedenken. «Dank modernster Technologien ist die Untersuchung schnell und unkompliziert. Wir benutzen kleine tragbare Ultraschallgeräte, die wir direkt am Patientenbett anwenden können. Ausserdem müssen wir nicht mehr lange auf die Entwicklung des Röntgenbildes warten. Ein solches Bild steht uns schon nach drei Sekunden zur Verfügung», verrät der Mediziner.

Wenn die Lunge kollabiert

Plötzliche Atemnot und stechende Schmerzen in einer Brustseite: Was nach einer Lungenembolie oder sogar nach einem Herzinfarkt klingt, könnte auch ein Pneumothorax sein. «Bei einem Pneumothorax kollabiert die Lunge. Der Betroffene klagt über Schmerzen und Atemnot», erklärt der Experte. «Ein Lungenkollaps kann entstehen, wenn Lungenbläschen plötzlich platzen. Bei den Betroffenen handelt es sich häufig um junge, männliche Raucher oder langjährige Raucher mit einer Lungenschädigung. Die Bläschen in der Lunge können auch genetisch bedingt sein», weiss Prof. Béchir.

Ein lebensbedrohlicher Notfall ist ein sogenannter Spannungspneumothorax. «Dabei handelt es sich meist um ein Loch in der Lunge. Mit jedem Einatmen strömt mehr Luft in den Brustraum, wodurch die Lunge und mitunter das Herz zusammengedrückt werden. Um die Luft zu entfernen, machen wir einen Schnitt zwischen zwei Rippen, anschliessend führen wir einen Schlauch in den Brustraum ein und saugen die Luft und mögliche Flüssigkeiten mithilfe eines Vakuums ab», erklärt der Mediziner den Vorgang. Wenn das Loch klein genug ist, wächst es nach einigen Tagen von alleine wieder zusammen. Ansonsten muss es zugenäht werden. «Nach ein bis zwei Tagen führen wir dann ein Kontrollröntgenbild durch, um zu sehen, ob soweit alles gut verheilt», so Prof. Béchir.

Achtung, Rückfallgefahr

Die Angst, dass nach einem ersten Pneumothorax weitere auftreten, ist nicht ganz unbegründet. Schliesslich ist das Gewebe, in dem das Loch entstanden ist, weniger belastbar. «Auch besteht die Möglichkeit, dass weitere Lungenbläschen platzen. Nach mehrmaligem Auftreten können wir jedoch vorsorgen: Besteht ein chronisches Pneumothorax-Risiko, kleben wir die Lunge an der Brustwand fest, damit sie nicht noch einmal in sich zusammenfallen kann».

Ist die Behandlung eines Lungenkollapses ohne weitere Komplikationen verlaufen, kann der Patient meistens bereits nach drei bis vier Tagen das Krankenhaus verlassen. «Anschliessend ist Schonung angesagt. Der Betroffene sollte einige Tage auf Sport verzichten, für mindestens zwei Wochen nicht fliegen und für mindestens einen Monat nicht tauchen», rät der Experte.

Zurück zu 100 Prozent?

Nach einem Pneumothorax erreicht die Lungenkapazität in den meisten Fällen wieder das ursprüngliche Leistungsniveau. Schwieriger wird es bei Lungenentzündungen: «Bei sehr schweren Entzündungen können in manchen Fällen nur 80 bis 90 Prozent der Kapazität wiederhergestellt werden», sagt Prof. Béchir. Umso wichtiger ist es, sich bei anhaltenden Beschwerden frühzeitig untersuchen zu lassen.

Im Notfall zählt jede Sekunde.
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