Für die meisten ist Atmen etwas ganz Selbstverständliches. Umso beunruhigender ist es, wenn mit der Lunge etwas nicht stimmt. Der Pneumologe Dr. Robert Bettschart weiss, was dahinterstecken könnte. Der Arzt der Hirslanden Klinik in Aarau gibt Einblicke in die Behandlung von Lungenentzündung und Pneumothorax.

Starker Husten, Schnupfen und hohes Fieber: Was nach einer Erkrankung der oberen Atemwege klingt, könnte im Ernstfall auch eine Lungenentzündung sein. Dr. Robert Bettschart, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, Schlaf und Pneumologie, rät: «Wenn die angebliche Erkältung einfach nicht abklingt und die Symptome sich sogar verschlimmern, sollte unbedingt bei einem Arzt abgeklärt werden, ob nicht eine Lungenentzündung – in der Fachsprache Pneumonie genannt – dahintersteckt.»

Erkältung oder Lungenentzündung?

«Bei einer Lungenentzündung handelt es sich um eine akute oder chronische Entzündung des Lungengewebes», erklärt der Pneumologe. Diese Entzündung wird meistens durch Bakterien ausgelöst. Aber auch Viren, Pilze, Parasiten oder gar eingeatmetes Gift oder Magensaft können Ursachen einer Lungenentzündung sein. «Zu den typischen Symptomen gehören Fieber und Husten. Ein Röntgenbild bringt Gewissheit: Auf ihm ist das für eine Pneumonie typische Infiltrat zu sehen, eine Gewebeverdichtung innerhalb der Lunge.»

Ist die Lungenentzündung ein Notfall?

Eine Lungenentzündung ist eine Infektionskrankheit mit vergleichsweise vielen Todesfällen in der westlichen Welt. «Vor allem für ältere Betroffene, die zusätzlich mit Leber- oder Nierenproblemen oder Polyarthritis zu kämpfen haben, kann eine Pneumonie lebensbedrohlich werden», so der Lungenfacharzt.

Zu den Risikopatienten gehören allgemein Menschen ab dem 65. Lebensjahr, Raucher, Menschen mit Herzproblemen, Diabetes, oder solche, die immunsuppressive Medikamente einnehmen müssen. «Lungenentzündungen treten häufig direkt nach einer Grippe auf, da dann das Immunsystem besonders geschwächt ist.» Auch Personen mit einer Schluckstörung – beispielsweise ausgelöst durch eine Nervenkrankheit – sind anfälliger für Pneumonien. Sie verschlucken den Magensaft oder -inhalt, der daraufhin in die Lunge gerät.

Sport tut der Lunge gut

«Eine durch Bakterien ausgelöste Pneumonie wird mit Antibiotika behandelt», führt Dr. Bettschart aus. Gegen die grippeähnlichen Symptome wie Fieber, Schnupfen und Husten kommen die üblichen Mittel zur Linderung der Beschwerden zum Einsatz. «Wird der Betroffene im Spital behandelt, wird er natürlich über mehrere Tage überwacht, um sicherzustellen, dass keine Komplikation auftreten und die Lungenentzündung abheilt», so der Pneumologe.

Die gute Nachricht: Man kann sich bis zu einem gewissen Grad gegen eine Pneumonie schützen. «Regelmässige körperliche Betätigung sorgt dafür, dass sich Schleim nicht in der Lunge festsetzt. Älteren Personen oder solchen mit erhöhtem Risiko rate ich zudem, sich gegen Grippe und Pneumokokken – eine Bakterienart, die besonders häufig Auslöser einer Lungenentzündung ist – zu impfen», so Dr. Bettschart.

Gefährlicher Pneumothorax

Dr. Bettschart kümmert sich allerdings nicht nur um Patienten mit Lungenentzündung, er wird auch beim sogenannten Pneumothorax – auch Lungenkollaps – zu Rate gezogen. «Der lebensbedrohliche Pneumothorax entsteht, wenn durch einen Riss Luft oder Blut in den Pleuraspalt zwischen den Brustfellblättern der Lunge gelangt. Dadurch entsteht ein Überdruck, wodurch die Lunge zusammengedrückt wird», führt der Mediziner aus. Der Druck kann so stark sein, dass sogar das Herz in Mitleidenschaft gezogen wird.

Starkes Husten, falsches Anheben von schweren Gegenständen, aber auch Stürze oder Verkehrsunfälle können Auslöser des Risses sein.

Im Notfall

«Besteht ein Verdacht auf einen Pneumothorax, wird als Erstes die Lunge des Betroffenen abgehört und abgeklopft. So können wir abklären, ob die Lunge zusammengefallen sein könnte.» In einem zweiten Schritt erstellen Radiologen ein Röntgenbild des Patienten.

«Die Notfallmediziner führen anschliessend eine Thoraxdrainage durch: Sie führen einen Schlauch in den Brustkorb ein und pumpen die angesammelte Luft oder Flüssigkeit durch einen Aussensog ab. Der Patient schläft während des Eingriffs und spürt natürlich nichts», versichert Dr. Bettschart. Vom Eintreffen des Betroffenen in der Notaufnahme bis zur Vollendung der Thoraxdrainage dauert es lediglich 15 Minuten. «Ist zusätzlich der Kreislauf instabil, sind wir natürlich noch schneller», führt der Pneumologe aus.

Im Notfall zählt jede Sekunde.
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