Gleich nach der Operation aufstehen und Atemübungen machen? Sollte man sich nicht zuerst richtig ausruhen? Solche Fragen bekommt Andrea Heiz nicht selten zu hören. Die Physiotherapeutin der Hirslanden Klinik Aarau zeigt auf, wie wichtig richtiges Atmen und Bewegung für die Genesung nach einem operativen Eingriff sind und weshalb Atemtechniken Lungenerkrankungen sogar verhindern können.

Für Laien passen ‘Operation’ und ‘Atemtechnik’ irgendwie nicht so recht zusammen: «Vielen Patienten ist nicht bewusst, dass sie nach einer Operation Atem- und Bewegungsübungen machen sollten. Doch schliesslich wird man nicht im Bett gesund. Deshalb versuchen wir, die Patienten möglichst schon vor dem Eingriff über die Vorteile aufzuklären», erzählt Andrea Heiz.

Die eigene Wahrnehmung spielt bei den Atemübungen eine wichtige Rolle: Wie atme ich? Was gibt es zu verbessern? «Auch Emotionen kommen dabei zum Tragen», erklärt die Physiotherapeutin. «Wir zeigen den Patienten, wie sie entspannt atmen, Emotionen abdämpfen, sich so beruhigen und ihre Angst vermindern können. Eine Atemnot ist ja immer mit Angst verbunden. Mit dem richtigen Atem-Management kann man dafür sorgen, dass man nicht in Panik verfällt», führt sie aus.

Die Atmung präsenter machen

Bei den Übungen geht es um viel mehr als einfach nur um das Atmen. «Einige Techniken wie beispielsweise die sogenannte Lippenbremse unterstützen beim Abtragen des Schleims in den Atemwegen. Gerade bei Personen mit Cystischer Fibrose oder einer COPD ist dies enorm wichtig. Andere helfen, die Lunge besser zu durchlüften», erklärt Heiz. Schliesslich sorgen Bewegungsübungen für einen mobilen Brustkorb und Kräftigungsübungen für eine aufrechte Haltung, wodurch die Atmung freier fliessen kann. «All diese Übungen und Techniken sehen wir als Hilfe zur Selbsthilfe an», so die Physiotherapeutin. «Im Alltag ist die Atmung wenig präsent, sie gilt als etwas Selbstverständliches. Wir versuchen, das Bewusstsein dafür zu stärken».

Atmend gegen die Lungenentzündung

Von einer Atemphysiotherapie profitieren nicht nur Lungenpatienten. «Sehr häufig kommen wir nach Bauch- oder Herzoperationen zum Einsatz. Bei solch grossen Eingriffen wird die Lunge immer indirekt beeinflusst. Ist der Patient im Anschluss zudem lange bettlägerig, steigt das Risiko für eine Lungenentzündung», weiss die Expertin. «Es ist erwiesen, dass man im Liegen weniger tief atmet und nicht die ganze Lunge auffüllt. Dadurch werden die unteren Lungensegmente nicht gut durchlüftet und Keime können sich absetzen. Tiefes Durchatmen reinigt die Lunge von Krankheitserregern und sorgt für genügend Sauerstoff», veranschaulicht die Physiotherapeutin den Zusammenhang. «Sobald sich der Patient soweit erholt hat, dass er die Übungen nicht nur im Liegen machen kann, führen wir die Atemtherapie schrittweise zuerst im Sitzen, dann im Stehen und schliesslich im Gehen durch».

Gesundes Herz, gesunde Lunge

Wer sich auf eine Operation vorbereiten oder seiner Lunge ganz allgemein etwas Gutes tun möchte, dem empfiehlt die Physiotherapeutin, sich regelmässig zu bewegen: «Es reicht bereits, wenn man eine Busstation früher aussteigt und den restlichen Heimweg zu Fuss geht. Die Bewegungs- oder Sportart spielt eigentlich nicht so eine grosse Rolle. Ob das nun Fitness, Aerobic, Yoga oder Wandern ist: Hauptsache, man bewegt sich, und zwar weil man es möchte und nicht, weil man muss. Nur so ist der Vorsatz, aktiver zu werden, überhaupt nachhaltig». Schlussendlich tut der Lunge alles gut, was auch dem Herzen guttut. «Dazu gehören frische Luft und eine Mischung aus Aktivität und Entspannung», so Heiz.

Im Notfall zählt jede Sekunde.
Wir sorgen dafür, dass Sie in einem Notfall die beste Hilfe erhalten. Erfahren Sie mehr auf unserer Kampagnenseite: www.hirslanden.ch/lungen-notfall