Auf der Notfallstation gleicht kein Tag dem anderen. Ein Besuch zweier Notfallzentren der Hirslanden-Gruppe zeigt, wie die Teams trotz Unvorhersehbarkeit jede Situation meistern und weshalb das, was sie am meisten schätzen, oft zu ihrer grössten Herausforderung wird.

Die Ruhe vor dem Sturm – diese Situation zeigt sich heute Nachmittag auf der Notfallstation der Klinik Hirslanden in Zürich. Lediglich die Hälfte der Betten ist besetzt und das Wartezimmer leer. Dann kündigt die Schichtleiterin einen Notfall an: «25-jähriger Velofahrer, Kollision zwischen Auto und Velo, in zwei Minuten». Ein Team, bestehend aus einer Oberärztin, einem Assistenzarzt und drei Pflegenden, bereitet sich im Schockraum, der zur Erstversorgung Schwerverletzter dient, auf den Patienten vor. Noch weiss niemand so genau, wie es dem Patienten geht und welche Verletzungen er hat. Kurz davor hat das Sanitätsteam auf der Notfallstation angerufen und erste Eckpunkte zum Patienten bekannt gegeben. Und plötzlich: Blaulicht und Sirene. Die Ambulanz liefert den jungen Mann an. Er ist bei Bewusstsein und trägt eine Halskrause. Unverzüglich wird er in den Schockraum gebracht. Dort wird eine Computertomographie veranlasst, um mögliche Knochenbrüche und innere Verletzungen festzustellen.

Währenddessen klingelt im Empfangsbereich das Telefon. Am Apparat ist ein Herr, der seit rund drei Stunden ein Kribbeln im linken Arm verspürt und beunruhigt ist: Verdacht auf Schlaganfall. Seine Frau möchte ihn von Dietlikon nach Zürich in die Notaufnahme fahren. Die Schichtleiterin sagt bestimmt – aber mit ruhiger Stimme – dass sich das Paar beeilen soll, denn bei einem Schlaganfall zählt jede Sekunde. Als der Patient knapp 50 Minuten später gemeinsam mit seiner Frau eintrifft, ist die Neurologin bereits vor Ort, um ihn zu untersuchen. Für die Behandlung von Schlaganfällen besteht an der Klinik Hirslanden ein zertifiziertes Stroke Center. Dieses stellt die organisierte Behandlung von Patienten mit Schlaganfall-Symptomen durch ein spezialisiertes Team sicher.

Auf der Notfallstation bringt ein Aquarium Kinderaugen zum Strahlen

Im Gegensatz zum Notfall-Wartezimmer der Klinik Hirslanden ist dasjenige der Kinder-Notfallstation der Clinique des Grangettes in Genf heute bis zum letzten Platz besetzt. Im hinteren Bereich befindet sich eine kleine Spielecke für die Kinder. Das eigentliche Highlight ist jedoch das Aquarium, das sich im Herzen der Notfallstation befindet und über drei Stockwerke erstreckt. Ein Kind, das mit Grippesymptomen und Fieber auf die Notfallstation gebracht wurde, sitzt fasziniert davor und beobachtet die vielen munter umherschwimmenden Fische. «Für uns ist das Aquarium viel mehr als nur Dekoration», betont Dr. Alessandro Diana, leitender Arzt der Kinder-Notfallstation der Clinique des Grangettes. «Es schafft eine freundliche Atmosphäre und hat viele positive Auswirkungen auf die Kinder, etwa indem es diese beruhigt, sie ablenkt und die Wartezeit angenehmer gestaltet.»

Ungefähr fünf Kinder kommen pro Woche mit der Ambulanz auf den Notfall der Clinique des Grangettes. Hier findet die Erstversorgung statt. Falls in komplexen Fällen ein längerer Spitalaufenthalt nötig ist, wird das Kind an die Hôpitaux Universitaires de Genève (HUG) überwiesen, mit denen die Clinique des Grangettes eng zusammenarbeitet. Weitaus häufiger als mit der Ambulanz werden die kleinen Patienten von ihren Eltern auf die Notfallstation gebracht. Grund dafür sind häufig Hals-Nasen-Ohrenerkrankungen des Nachwuchses. Auch Magen-Darm-Erkrankungen oder Infektionen der Atemwege wie beispielsweise eine Bronchitis werden hier oft behandelt. Im Frühling sind insbesondere Allergien ein grosses Thema.

Eine Besonderheit der Kinder-Notfallstation ist es, dass neben Ärzten und Pflegenden auch insgesamt drei Angestellte tätig sind, die sich um das Wohlergehen der Eltern und Kinder kümmern: Sei dies, um die Wartezeit mit Spielen zu überbrücken oder die Kleinen während der Untersuchungen abzulenken. Begleitpersonen sind für die Kinder sehr wichtig, seien es die Eltern oder sonstige Angehörige. Diese geben den Kindern Sicherheit in einer Situation, die für sie ungewöhnlich ist und ihnen vielleicht Angst macht.

Wo ein Team ist, ist auch ein Weg.

Auf beiden Notfallstationen – sowohl in Genf als auch in Zürich – zeigt sich deutlich, dass Teamarbeit das A und O ist. Die einzelnen Teammitglieder ergänzen sich perfekt und können einander blind vertrauen. «Kann mir jemand beim Aufrichten helfen?» Um den 72-jährigen Mann in Koje vier wieder in eine aufrechte Position zu bringen, ist im Notfallzentrum der Klinik Hirslanden Teamwork gefragt. Ohne eine Sekunde verstreichen zu lassen, sind bereits zwei Personen zur Stelle. Der Patient wird heute aufgrund einer «AZ»-Verschlechterung, also wegen einer Verschlechterung seines Allgemeinzustands, behandelt. So steht es auf dem Notfall-Dashboard, das eine wichtige Komponente zur Unterstützung des Personals auf der Notfallstation ist. Das Dashboard zeigt viele relevante Informationen zu den Patienten an wie beispielsweise, aus welchen Gründen sie auf der Notfallstation sind und was der aktuelle Behandlungsstand ist.

Am späten Nachmittag meldet sich ein Velokurier im Eingangsbereich der Klinik Hirslanden. Der Pflegerin ist sofort klar, dass es sich dabei um einen Bekannten des Patienten handelt, der nach der Kollision mit einem Auto eingeliefert wurde. Der Besucher darf zu seinem Freund. Das Ergebnis der Computertomographie ist zwar noch nicht bekannt, doch es steht fest, dass der Patient diese Nacht stationär aufgenommen wird.

Arbeiten auf dem Notfall: «Hier gibt es keine Routine»

Angela Büchel, Abteilungsleiterin Pflege auf der Notfallstation der Klinik Hirslanden, schätzt an ihrer Arbeit vor allem zwei Dinge: die enge Zusammenarbeit mit ihren Kolleginnen und Kollegen und den Kontakt zu den Patienten. «Wenn Patienten zu uns kommen, sind sie in Ausnahmesituationen. Sie so zu behandeln, dass sie bestenfalls wieder zufrieden nach Hause gehen können, lässt unser Pflegeherz höherschlagen.»

In ihrem Kollegen, Dr. Abraham Licht, Chefarzt der Notfallstation, steckt ein kleiner Detektiv: «Ich habe tatsächlich auch sehr gerne Sherlock-Holmes-Medizin», schmunzelt er und meint damit, dass er sich gerne mit Fällen auseinandersetzt, bei denen die Diagnose nicht im Vornherein eindeutig ist, sondern er akribisch Symptome beurteilen muss, um die gesundheitliche Situation des Patienten richtig beurteilen zu können. Zudem schätzt Dr. Licht das Unerwartete auf der Notfallstation. «Hier gibt es keine Routine: Jeder Tag ist anders und voller Überraschungen. Es gibt nichts Spannenderes!»

Dieser Aspekt gefällt auch Dr. Alessandro Diana, leitender Arzt der Kinder-Notfallstation der Clinique des Grangettes: «Was mich auf der Notfallstation immer fasziniert hat, ist die Unvorhersehbarkeit und die Vielseitigkeit.» Auf der Kinder-Notfallstation werden Neugeborene und Kinder bis zu einem Alter von 16 Jahren behandelt. «Diese Kinder haben die verschiedensten Bedürfnisse und stellen uns manchmal vor grosse Herausforderungen», erklärt Dr. Diana. Aber auch der Umgang mit den Eltern muss geübt sein. «Es ist klar, dass sich Eltern, die mit ihren Kindern zu uns kommen, grosse Sorgen machen», sagt Dr. Diana. „Es ist also nicht nur unsere Aufgabe, die Kinder zu behandeln, sondern auch, uns Zeit für die Eltern zu nehmen, sie zu beruhigen und ärztlich aufzuklären.»

Besonders schwierig ist es, mit tragischen Schicksalsschlägen von Patienten umzugehen. «In solchen Fällen reden wir viel miteinander», erklärt Dr. Licht. Zweimal am Tag werden alle Patienten mit dem ganzen Ärzte-Team besprochen. Bei dieser Gelegenheit analysieren die Ärzte, was gut lief und was schwierig war. «Auch die Erfahrung hilft dabei, zu lernen, besser mit solch schwierigen Situationen umzugehen», erklärt Angela Büchel.