Operationen an der (Aorta) Hauptschlagader sind medizinisch und technisch anspruchsvoll. Es braucht nicht nur entsprechende medizin-technische Voraussetzungen, sondern vor allem auch eine präzis abgestimmte Teamarbeit von verschiedenen Spezialisten. Erfahren Sie nachfolgend, wie solche Operationen in der Hirslanden Klinik Aarau und der Klinik Beau-Site vonstatten gehen, zwei der Privatkliniken in der Schweiz, die solche Eingriffe häufig durchführen.

«Herzchirurgie ist ein wenig wie Leistungssport: Wer sie betreibt, muss enorm viel Engagement, Leidenschaft und Können mitbringen, um auf höchstem Niveau operieren zu können.» So sehen Prof. Dr. med. Thierry Carrel und Prof. Dr. med. Lars Englberger ihren medizinischen Einsatz am Herzen. Und: Es braucht ein eingespieltes Team – darüber sind sich die beiden Herzchirurgen einig.

Neben ihrer Tätigkeit am Inselspital und bei Hirslanden Bern leiten sie auch die Herzchirurgie der Hirslanden Klinik Aarau. So können auch in Aarau komplexe herzchirurgische Eingriffe vorgenommen werden, wie zum Beispiel Operationen an der Hauptschlagader (Aorta).

Erweiterung der Aorta frühzeitig operieren, um Notfall zu verhindern

Die Aorta ist ein stark belastetes Organ, da sie dem Druck, mit dem das Herz das Blut in den Kreislauf pumpt, pausenlos standhalten muss. Dementsprechend vergrössert sich das Risiko für Aortenerkrankungen, je älter die Menschen werden und je häufiger sie unter Herz- und Gefässkrankheiten – zum Beispiel Bluthochdruck – leiden. Deshalb wird die Diagnose eines Aortenaneurysmas (Aortenerweiterung) immer öfter gestellt. Bei dieser Erkrankung vergrössert sich der Durchmesser der Aorta über das normale Mass von ca. 3–3,5 Zentimetern. Damit steigt das Risiko, dass das Blutgefäss einreisst (Aortendissektion oder Aortenruptur) und der betroffene Patient innert weniger Stunden oder sogar Minuten innerlich verblutet. In solchen Situationen bietet eine Notfalloperation, bei der die gerissene Aorta durch eine Prothese ersetzt wird, die einzige Überlebenschance.

«Heutzutage möchten wir aber verhindern, dass es überhaupt so weit kommt», sagt Lars Englberger. «Deshalb operieren wir Patienten mit einer erweiterten Aorta frühzeitig, denn geplante Operationen sind immer risikoärmer als Notfalleingriffe.» In Bern werden mittlerweile pro Jahr über 200 solche Eingriffe durchgeführt. Leider bereitet ein Aortenaneurysma keinerlei Beschwerden, deshalb wird die Krankheit oft nur zufällig entdeckt, wenn beispielsweise ein Röntgenbild oder eine Computertomografie des Brustkorbs angefertigt wird.

Herz-Lungen-Maschine und Kühlung

Wenn derjenige Abschnitt der Aorta ersetzt werden muss, der direkt am Herzen ansetzt, ist der Eingriff schwieriger, als wenn sich die Erweiterung im Bauchbereich befindet. Die Patienten werden an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, damit der eigene Kreislauf für eine Weile stillgelegt und an Herz und Aorta operiert werden kann. Ausserdem kühlt man die Körpertemperatur der Patienten auf bis zu 28 °C: Dadurch verlangsamen sich die Stoffwechselvorgänge und die Gefahr für Organschäden sinkt.

«Seit mehr als fünfzehn Jahren setzen wir in Bern zusätzlich die sogenannte selektive Hirnperfusion ein», erzählt Thierry Carrel. «Mit dieser Methode wird das Gehirn während der Operation separat durchblutet, was das Risiko von Hirnschäden als Folge einer Mangeldurchblutung mindert. Diese Technik konnten wir problemlos für die Patienten der Hirslanden Klinik Aarau übernehmen.»

Ein Team von Spezialisten für eine umfassende Herzchirurgie

Herzchirurgen Thierry Carrel und Lars Englberger

Für Prof. Dr. med. Thierry Carrel und Prof. Dr. med. Lars Englberger ist Teamwork der Schlüssel zum Erfolg.

Für derart umfangreiche Operationen braucht es nicht nur entsprechende technische Voraussetzungen, sondern vor allem auch ein ganzes Team von Spezialisten – Chirurgen, Kardiologen, Fachärzte für Innere Medizin, Herz-Anästhesisten, speziell ausgebildete Intensivmediziner, Kardiotechniker, spezialisiertes Pflegepersonal etc.

«Herzchirurgie ist ein Mannschaftssport», betont Thierry Carrel. «Könnten wir nicht auf eingespielte Teams vertrauen, wäre es unmöglich, so viele Patienten erfolgreich zu behandeln.»

 

 

Für Thierry Carrel ist es wichtig, auch junge Kolleginnen und Kollegen zu fördern, die sich der Herzchirurgie widmen möchten, denn momentan gibt es in diesem Bereich der Medizin wenig Nachwuchs. Deshalb hat für ihn die Zusammenarbeit der beiden Spitäler grosse Bedeutung: «Die jungen Herzchirurgen des Inselspitals können dank der Kooperation mit Aarau mehr Patienten sehen, was ihre Ausbildung sehr bereichert und den eigenen Nachwuchs für die Hirslanden Kliniken fördert.»

Erfolgreiche Kooperation zwischen Bern und dem Aargau

Die Kooperation im Bereich Herzchirurgie bringt dem Aargau bedeutende Vorteile. «In Aarau können wir den Patienten seit Jahren Herzchirurgie auf dem Spitzenniveau einer Universitätsklinik bieten, und gleichzeitig profitieren die Patienten von den Annehmlichkeiten eines Privatspitals», sagt Lars Englberger. Er ist in Aarau für die Operationsplanung und -organisation zuständig und operiert – wie auch Thierry Carrel – in beiden Spitälern. Die Dienstpläne sind straff und die zeitliche Belastung hoch. Doch das Modell mit den zwei Standorten ist erfolgreich: In der Hirslanden Klinik Aarau werden jährlich über 500 Herzoperationen und Katheterklappeneingriffe durchgeführt.