Als Chirurg kennt sich Dr. med. Atul Sukthankar mit der Behandlung der Rotatorenmanschettenruptur, sprich gerissenen Schultersehnen, aus. Besonders bei Patienten im fortgeschrittenen Alter rät er zunächst zur Ausschöpfung der konservativen Therapiemöglichkeiten, denn oft sind die Beeinträchtigungen im Alltag zu gering, als dass es sich lohnen würde, die Strapazen und Risiken einer Operation einzugehen.
«Etwa 40 Prozent der zwischen 70- und 80-Jährigen erleiden einen Riss in der Rotatorenmanschette.» Dr. med. Atul Sukthankar von der Hirslanden Klinik Im Park Zürich macht eine kurze Pause, um diese imposante Zahl wirken zu lassen. Auch wenn ein grosser Teil der Betroffenen diesen Vorgang in ihrer Schulter nicht bemerkt, ist die Zahl derer, die unter der beeinträchtigten Bewegungsfähigkeit ihres Armes oder unter Schmerzen leiden, nicht gering. «Beschwerden haben meist die agileren Senioren», erklärt der Chirurg, «und heutzutage sind sehr viele ältere Menschen aktiv: Sie spielen Golf und Tennis, wandern und machen Yoga.»
Stabilitätsverlust in unterschiedlichem Ausmass
Reisst die Rotatorenmanschette, wird die Verbindung von Schulter und Bizeps gelockert, die Haftung der Oberarmmuskulatur verliert ihr Stabilität. Was sich dramatisch anhört, ist in der Mehrzahl vergleichsweise harmlos: «Die Schulter ist kein tragendes Gelenk, sondern dient der Gewichtsumleitung und der Bewegung», ruft Dr. Sukthankar in Erinnerung. «Der Druck auf die beteiligten Knochen und Sehnen ist entsprechend gering.»
Häufig ist bei einer Rotatorenmanschettenruptur zudem eine Sehne betroffen, die für die Absicherung der Beweglichkeit des Arms nur von geringer Bedeutung ist. «Solange nicht mehrere Sehnen verletzt sind, machen sich die Einschränkungen nur im Leistungssport bemerkbar», so Dr. Sukthankar.
Individuelle Behandlungswege bei einer Rotatorenmanschettenruptur
Die Patienten mit einer Rotatorenmanschettenruptur, die den Facharzt für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparats aufsuchen, haben ganz unterschiedliche Krankheitsgeschichten: Sie haben sich durch einen Unfall, eine Überlastung beim Sport oder schlichtweg durch altersbedingten Verschleiss Verletzungen in der Schulter zugezogen.
So unterschiedlich die Beschwerden und Einschränkungen sind, so individuell fällt auch deren Therapie aus: Die Behandlung der Schulter richtet sich nach den Wünschen des Patienten und den medizinischen Möglichkeiten, sie wird also in jedem einzelnen Fall individuell verhandelt. «Im Gespräch müssen wir uns zwei wesentliche Fragen stellen», fasst Dr. Sukthankar zusammen. «Was will der Patient und was kann ich ihm bieten?»
Konservative Therapie meist Mittel der Wahl
Vom Griff zum Skalpell als Therapie erster Wahl hält der Chirurg nichts: Die Beeinträchtigung ist häufig so gering, dass sie die Belastung eines operativen Eingriffs nicht rechtfertigt. Gerade mit Blick auf das meist hohe Alter der Betroffenen rät Dr. Sukthankar hier zu Zurückhaltung: Bei der grossen Mehrzahl der Patienten reicht eine konservative, also nichtoperative, Behandlungsstrategie vollkommen aus.
Lediglich bei 20 Prozent der Betroffenen ist die Ruptur so schwerwiegend, dass sie operativ behoben werden muss. Hierbei wird die betroffene Sehne neu fixiert. «In manchen Fällen ist die Ruptur irreparabel. Dann wird eine Schulterprothese eingesetzt», erklärt Dr. Sukthankar. «Das ist aber bei einer altersbedingten Rotatorenmanschettenruptur extrem selten.»
Gelegentlich heilt auch die Natur
Als Julia Billeter bei Dr. Sukthankar vorstellig wurde, lag der anteilige Abriss der Rotatorenmanschette schon einige Monate zurück. «Sie berichtete mir von einem Sturz im Juli 2017», erinnert sich der Chirurg. «Ich nehme aber an, dass sich die eigentliche Ruptur schon einige Zeit davor ereignet hat.» Den Anlass für einen operativen Eingriff sah der Facharzt nicht gegeben, stattdessen empfahl er eine konservative Behandlung der Schulter: Im Rahmen einer Physiotherapie wurde die schmerzfreie Beweglichkeit des Arms wiederhergestellt.
Dass bald darauf die längere Bizepssehne in Frau Billeters Arm riss, bezeichnet Dr. Sukthankar als Glücksfall. «Indem die Sehne, die nach der Rotatorenmanschettenruptur nur noch instabil und unter Schmerzen am Schultergelenk gehalten werden konnte, abgerissen ist, war die hauptsächliche Ursache für den Schmerz im Arm beseitigt.» Auswirkungen auf die Beweglichkeit hat der Verlust der langen Bizepssehne kaum. «Im Alltag und auch bei geringer sportlicher Betätigung ist keine Beeinträchtigung zu bemerken» erklärt Dr. Sukthankar. Aus diesem Grund hat die von ihm angeordnete Therapie auch darauf abgezielt, die Bizepssehne reissen zu lassen. Doch die Natur kam dem Arzt in diesem Fall zuvor. «Frau Billeters Körper hat sich gewissermassen selbst geheilt», resümiert Dr. Sukthankar.
Erfahren Sie im Video mehr über die Behandlungsmöglichkeiten einer Rotatorenmanschettenruptur:
Weitere Informationen:
In folgenden Blogbeiträgen erfahren Sie, wie die Patientin Julia Billeter die Behandlung ihrer Verletzung erlebt hat und was die Physiotherapeutin zum Thema Rotatorenmanschettenruptur sagt:
Weitere Hintergrund- und fachliche Informationen rund um Schulterverletzungen finden Sie unter: www.hirslanden.ch/schultererkrankungen. |
Guten Tag
Ich möchte nicht kommentieren. Ich hätte aber gerne einen Rat.
Ich bin 70 Jahre alt.
Pro Woche habe ich bis jetzt 3 bis 4 Mal Fitnesssport betrieben. 1 bis 2 x Ausdauer auf Ergometer + Krafttraining mit Eigengewicht, Gummibändern und Kurzhanteln 5kg / 1 x Yoga / 1 x Aerobics/.
Die Untersuchung beim Facharzt hat den kompletten Riss der Supraspinatussehne ergeben. Die lange Bizepssehne ist schon vor 2 Jahren gerissen.
Zusammen mit dem Spezialisten habe ich mich für Cortisonspritze und Physio entschieden.
Bis ich zum Spezialisten konnte (3 Wochen Wartefrist), hatte ich Tag und Nacht ziemlich starke Schmerzen. Der Unfall (Hocheben meines zweijährigen Enkels auf meine Schultern) ereignete sich vor einem Monat.
Mein Ziel ist es, meine sportlichen Aktivitäten wie früher wieder ausführen zu können.
Seit der Spritze sind jetzt 2 Tage vergangen. Die Schulter ist auf abrupte Bewegungen immer noch stark schmerzempfindlich.
Wie beurteilen Sie aus der Ferne meine Chancen auf die Wiederherstellung meiner Sportfähigkeit?
Wie gross ist das Zeitfenster, um doch noch operieren zu können?
Ich habe auch gelesen, dass mit einer Arthroskopie und der damit verbundenen Gelenksäuberung Verbesserungen erzielt werden können. Wie sehen Sie das?
Freundliche Grüsse
M. Meili