Tumore im Bereich von Gesicht, Kopf, Hals oder Nase sind die sechsthäufigste bösartige Krebserkrankung. Die operative Entfernung des Tumors, allenfalls begleitet von Chemo- und Strahlentherapie ist das eine. Doch wie geht es danach weiter für die Patienten? So haben diese nach einer Tumorentfernung in der Mundhöhle oft einen Weichteildefekt, es fehlen Zähne und Teile des Kieferknochens. Schlucken, Essen, Lachen – ein normales Leben scheint unmöglich. PD Dr. Dr. med. Dennis Rohner vom Cranio Facialen Centrum (CFC) Hirslanden in Aarau ist Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Er erklärt uns, wie Patienten mit Mundhöhlenkrebs geholfen werden kann, damit sie nach der Operation wieder Lebensqualität erhalten..
Was ist die Problematik bei der Behandlung von Mundhöhlenkrebs?
PD Dr. Dr. med. Dennis Rohner: In der Mundhöhle laufen auf engstem Raum verschiedene Funktionen zusammen: Reden, Schlucken, Kauen. Aber auch die Ästhetik: Man sieht gerne schöne Zähne oder ein anmutiges Lächeln. Bei einem bösartigen Krebs im Mund müssen wir verschiedene Gewebestrukturen entfernen, die sehr nahe beieinander liegen. So gehen diese Funktionen zum Teil verloren. Ziel der Behandlung von Mundhöhlenkrebs soll sein, dass der Patient nicht nur tumorfrei wird, sondern dass wir diese Funktionen möglichst wiederherstellen können.
Weshalb braucht es bei Mundhöhlenkrebs ein interdisziplinäres Kopfzentrum für Kiefer-, Gesichts- und Munderkrankungen, wie das CFC Hirslanden in Aarau?
PD Dr. Dr. med. Dennis Rohner: Das interdisziplinäre Team arbeitet sehr eng zusammen und übernimmt von Anfang an die gesamte Planung – mit dem Ziel, den Patienten umfassend zu behandeln, so dass er am Schluss wieder alle diese Funktionen hat. Wir bestimmen also am Anfang das Resultat: Wo sollen die Zähne stehen, was passiert mit der Zunge, was mit den Knochen? Anhand dessen führen wir die ganze Planung durch. Natürlich ist die erste Priorität, dass der Patient nach der Behandlung tumorfrei ist. Aber er soll auch wieder eine gute Funktion, Ästhetik und Lebensqualität haben. Ohne eine vollumfängliche Planung ist das praktisch unmöglich. Genau dafür ist die Zusammenarbeit der verschiedenen Spezialisten bei Mundhöhlenkrebs unabdingbar.

links: Unterkieferdefekt nach Tumorentfernung mit fehlendem Knochen und Zähnen;
rechts: Wiederherstellung des Unterkiefers mit Wadenknochen, Implantaten und Zähnen. Nur auf Basis einer solchen virtuellen Planung kann die Operation erfolgreich durchgeführt werden.
Wie verbreitet ist eine solche interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der Behandlung von Mundhöhlenkrebs?
PD Dr. Dr. med. Dennis Rohner: Wir sind leider eher eine Ausnahme. Weltweit gesehen sind die einzelnen Disziplinen oft voneinander getrennt und die unterschiedlichen Spezialisten sprechen sich wenig ab. Das heisst, es gibt den Tumorchirurgen, welcher nur den Tumor entfernt. Als nächstes kommt der plastische Chirurg, der aber nicht genau weiss, was zuvor gemacht wurde. Er schaut, welcher Defekt vorliegt, und füllt diesen mit einem Gewebestück des Körpers vom Patienten auf. Danach geht der Patient zu einem Implantologen, der ihm Implantate einsetzen soll, damit schlussendlich der Zahnarzt künstliche Zähne befestigen kann. Vielleicht kann er diese aber gar nicht einsetzen. Wenn das Ganze nicht optimal geplant ist, kann es sein, dass der wiederhergestellte Knochen und das Weichgewebe schlichtweg am falschen Ort sind. Folge ist, dass der Patient nicht funktionell rekonstruiert werden kann und zum Beispiel keine Zähne mehr kriegt, weil nichts aufeinander passt.
Das ist aus unserer Sicht keine umfassende Behandlung. Der Patient ist danach zwar tumorfrei, aber hat danach deutlich eingeschränkte Funktionen. Unser Ziel ist anders: Wir wollen den Patienten tumorfrei haben, aber er soll auch eine möglichst hohe Lebensqualität erhalten. Die Behandlung von Mundhöhlenkrebs ist sowieso schon ein schweres Schicksal. Wird der Patient bestrahlt, beeinträchtigt dies zusätzlich die Schluckfunktion. Der Patient muss vieles durchmachen, wir unterstützen ihn, wo es nur geht. Dazu gehören eben auch die Zähne und das Aussehen.
Wie läuft eine solche Behandlung im CFC Hirslanden Kopfzentrum ab?
PD Dr. Dr. med. Dennis Rohner: Die verschiedenen Fachspezialisten führen in Teams die verschiedenen Operationsschritte durch. So entfernt zum Beispiel ein Team den Tumor, während das andere Team Gewebe entnimmt, um danach den Defekt zu rekonstruieren. Manchmal geschieht dies auch gestaffelt in mehreren Operationen, weil erst das Ersatzgewebe gezüchtet werden muss.
So entfernen wir zum Beispiel in einer ersten Operation den Tumor. Danach folgt vielleicht eine Nachbehandlung wie Bestrahlung oder Chemotherapie. In einer zweiten Operation werden dann die fehlenden Gewebestrukturen gezüchtet, zum Beispiel das Zahnfleisch oder Implantate am Wadenbein. In einer dritten Operation wird der Defekt, der durch die Tumoroperation entstanden ist, mit dem gezüchteten Gewebe wieder aufgefüllt.
Sie nehmen an internationalen Kongress zum Thema Mundhöhlenkrebs teil, wie zum Beispiel in Indien. Wozu dienen solche Kongresse?
PD Dr. Dr. med. Dennis Rohner: An solchen internationalen Kongressen diskutieren Fachleute aus aller Welt über die neuesten Technologien und Medikamente, aber auch über die länderspezifischen Probleme. So kämpft Indien mit ganz anderen Herausforderungen als wir im «Paradies» Schweiz. Leider ist es so, dass es in den letzten Jahren keine grossen Fortschritte in der Behandlung von fortgeschrittenem Mundhöhlenkrebs gegeben hat mit Bezug auf das Langzeitüberleben. Das heisst für uns klar, dass man auf die Früherkennung setzen muss. Behandelt man einen Mundhöhlenkrebs frühzeitig, liegt die Überlebenschance des Patienten über 90%, während bei fortgeschrittenem Mundhöhlenkrebs die Langzeit-Überlebenschance unter 50% liegt. Deshalb ist der Austausch von Fachwissen im Sinne der Früherkennung enorm wichtig, vor allem für die Entwicklungsländer.
Wie funktioniert die Früherkennung bei Krebs in der Mundhöhle?
PD Dr. Dr. med. Dennis Rohner: In der Schweiz haben wir ein sehr gutes System für die Früherkennung von Mundhöhlenkrebs: Die Leute gehen regelmässig zum Zahnarzt oder in die dentalhygienische Kontrolle. Unsere Zahnärzte sind gut ausgebildet, sodass sie Mundschleimhautveränderungen erkennen und bei Bedarf die Patienten frühzeitig für weitere Abklärungen zu Spezialisten wie uns schicken. Das Hauptmerk der Früherkennung sind also diese regelmässigen Kontrollen. Dies funktioniert in der Schweiz und auch generell in Europa ziemlich gut. Weltweit gesehen sieht es leider anders aus.
Mal ganz abgesehen von der Überlebenschance ist es ein grosser Vorteil, wenn man einen Tumor im Anfangsstadium operieren kann: Man muss weniger Gewebe entfernen und entsprechend weniger Strukturen ersetzen. Die Funktion und die Ästhetik sind danach deutlich besser, die Nachbehandlung ist weniger aufwändig.
Wenn man die Patienten weltweit dazu bewegen kann, dass sie sich regelmässig von einem Arzt die Mundhöhle kontrollieren lassen, kann man sehr viel gewinnen und die Krebsbehandlung auf ein deutlich besseres Niveau bringen.
Herzlichen Dank für das spannende Interview!
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Keine Kieferknochen und keine Zähne mehr: Maria Thür litt unter einem bösartigen Gaumentumor. Nach dessen Entfernung klaffte in ihrer unteren Gesichtshälfte einfach nur noch ein Loch. In der Check-up-Sendung «Kiefer aus dem 3D-Drucker» erfahren Sie, wie PD Dr. Dr. med. Dennis Rohner ihr dank Knochen aus dem Wadenbein und 3-D-Drucker wieder Lebensqualität zurückbrachte:
Was kann man Essen wenn man nur noch die Hälfte der Zunge hat?
Sehr geehrte Frau Unger
Vielen Dank für Ihre Anfrage. Grundsätzlich kann weiterhin alles gegessen werden wie bisher. Die Funktion der Zunge wird aber limitierend sein. Einerseits wegen des Transportes der Nahrung nach hinten, aber auch für die Verteilung der Nahrung im Mundraum, andererseits dann mit dem Zungengrund für das eigentliche Schlucken. Wenn nun die Zunge nur noch zur Hälfte vorhanden ist und auch in der Funktion und Beweglichkeit eingeschränkt ist, dann kann das Essen und Schlucken zur Mühe werden. Generell werden Patienten in dieser Hinsicht von der Logopädie betreut und instruiert.
Eine weitere Einschränkung könnte bedingt sein durch eine mögliche Bestrahlung des Mundgebietes. Dies führt einerseits zu Mundtrockenheit mit vermehrter Mühe beim Schlucken und Sprechen und andererseits über die Jahre zu zunehmender Versteifung der gesamten Hals-und Schluckmuskulatur. Wir sehen immer wieder Patienten, welche 8-10 Jahre nach einer Bestrahlung nicht mehr schlucken können und deshalb eine Magnesonde benötigen.
Dementsprechend ist die Frage, was man essen kann mit der Hälfte der Zunge, nicht ganz einfach zu beantworten.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesen Erläuterungen weiterhelfen.
Freundliche Grüsse
Dr. Dr. med. Dennis Rohner
Ich bin jetzt im dritten jahr Krebs frei, lebe mit einer Pack. Habe seit dem ersten Tag mit Schleim zu tun. Was kann man dagegen tun? Verbrauche täglich bis zu 80zig Taschentücher und gehe kaum noch irgendwo hin. Für einen Vorschlag wäre ich sehr dankbar. Mfg. Oliver Petry
Guten Tag Herr Petry
Vielen Dank für Ihre Anfrage. Es ist sehr schwierig, Ihnen eine Einschätzung abzugeben, da ich keine Angaben darüber habe, welche Geschichte dahinter liegt, welcher Tumor, welche OP, Bestrahlung ja/nein, Rekonstruktion ja/nein, welche Organe betroffen sind usw.
In der Regel sind Mundhöhlen-Ca komplexe Erkrankungen mit entsprechender Beeinträchtigung von verschiedenen Funktionen. Besonders wenn die Zungenfunktion reduziert ist, dann wird die Schluckaktivität nicht mehr automatisch ausgelöst, dementsprechend wird der Speichel zurückgehalten im Mund und muss entweder aktiv geschluckt oder dann herausgegeben werden. Die Zunahme der Zähigkeit des Schleimes hat zudem zu tun mit dem Alter, da die flüssigen Speichelanteile abnehmen und der Speichel zähflüssiger wird.
Gegebenenfalls kann man mit Medikamenten den Speichelfuss vermindern, wobei dies natürlich auch wieder andere Nebenwirkungen hat.
Ich hoffe, ich konnte damit etwas helfen.
Dr. Dr. med. Dennis Rohner
TSCHULDIGUNG;OB HIER RICHTIG BIN?
ICH HABE EINEMUNDHÖHLENKARZINOM;
PLATTENEPITEHLKARZINOM OP HINTER MIR:
DAS IST JETZT 1JAHR HER:
JETZT BEKOMME ICH NEUE ZAHNPROTEHSE WIRD DAS ALLES WIEDER SO WIE FRÜHER?
UND WARUM MUSS ICH EIN JAHR WARTEN?
Guten Tag Herr Apel
Vielen Dank für Ihre Anfrage. Diese istfür mich nicht einfach zu beantworten, da mir viele Informationen fehlen:
Wie steht es um die Ausdehnung des Karzinoms?
Wurde das Gebiet danach bestrahlt?
War nur Weichgewebe oder waren auch Knochen beteiligt?
Mussten Zähne gezogen werden?
Ist die Zungenfunktion noch normal?
Ist Schlucken normal?
Es gibt viele Faktoren, welche die spätere Funktion beeinflussen. In jedem Fall ist es aber immer ein repariertes Gebiet, das heisst, es wird nie mehr so wie früher. Wir haben heute aber viele Möglichkeiten um Wiederherstellungen durchzuführen, welche wieder eine gute Lebensqualität erlauben.
Mit freundlichen Grüssen
Dr. Dr. med. Dennis Rohner
Hallo Herr Dr. Dr. Med. Rohner,
Über das Thema Mundhölenkarzinom kann man leider nicht so sehr viel finden was Erfahrungen etc. angeht. Ich hoffe Sie können mich hierzu etwas aufklären oder helfen. Aufgrund der momentanen Corona Situation ist es schwer mit einen Arzt in Kontakt zu kommen.
Ich schreibe, weil meine Mutter an dieser Krebskrankheit erkrankt ist. Es war EIN Tumor im unteren Mundboden Bereich, der Anfang Januar operativ entfernt wurde. Laut Krankenhaus konnte der Tumor konplett entfernt werden. Zusätzlich wurden die Lamyphknoten/Drüsen entfernt. Die OP ist gut gelaufen, meine Mutter ist sehr stark und positiv gestimmt doch leider kommen immer Schicksalsschläge wo wir uns fragen ob das „normal“ ist oder was los ist. Sie hatte am Anschluss der Entfernung des Tumors eine Strahlentherapie (33 Sitzungen).. Die Strahlentherapie hat das Gewebe sehr stark geschädigt so, dass am Ende die Wunde leicht aufging (unterm Kinn) daraufhin stellte sich dann raus, dass sie eijenbfistelgabg hat und der Kiefer wohl leicht angegriffen ist. Vor 3 Monaten war dann die 2. OP wo der Kiefer gereinigt werden sollte bzw. wurde. Seit dem hat meine Mutter eine offene Stelle im Mund, quasi ein Loch unter der Zunge bis unterm Kinn. Die Ärzte sagten, dass das Gewebe da noch sehr schwach ist durch die strahlen. Sie kämpft sich da durch und bekommt Pflege. Die Wunde sieht sehr sehr gut aus, sehr sauber und neues Gewebe bildet sich sehr langsam. Was uns positiv stimmte. Jetzt zur Kontrolle im kranke Haus gewesen, sagte man ihr das der Kiefer wohl evtl abgestorben ist durch die strahlen dad soll selten sein aber anscheinend hat meine Mutter leider das Pech, dass die strahlen sehr stark waren für sie. Ist das wirklich selten? Oder kommt es öfter vor das es solche Nebenwirkungen gibt? Nun würden Untersuchungen gemacht und man sagte ihr das wohl noch eine OP statt finden soll. Man macht sich aber jetzt natürlich Sorgen um die wund heilung, weil ja alles aufgrund der strahlentherapie noch angegriffen ist und das Loch Ja auch noch da ist.
Bei der ersten OP haben die auch vom Unterarm Gewebe entnommen.
Können sie mir hier vielleicht etwas helfen ob so ein Verlauf möglich ist und uns ggf mut aussprechen? Wir wissen das Krebs keine leichte Krankheit ist und evtl mit mehreren ops verbundeb ist. Nur leider finde ich nicht viele Erfahrungsberichte dazu im Internet.
Vielen Dank und viele Grusse
Isabell
Guten Tag Frau Gillner
Besten Dank für Ihre Informationen. Es tut mir leid zu lesen, dass es Ihrer Mutter im Heilungsverlauf so schlecht geht. Die Behandlung von Mundhöhlenkrebs ist eine komplexe Angelegenheit und wird von Spital zu Spital etwas unterschiedlich gehandhabt. Wenn die wissenschaftliche Literatur zu Hilfe gezogen wird, so wird häufig von der 5-Jahres-Überlebensrate berichtet. Die 5-Jahres-Überlebensrate berechnet lediglich das reine Überleben eines Patienten mit Mundhöhlenkrebs nach fünf Jahren. Die Lebensqualität wird dabei nicht beurteilt und bleibt außer Acht. Zur Sicherung der 5-Jahres-Überlebensrate wird dementsprechend auch häufig eine Bestrahlung der Mundhöhle empfohlen, auch wenn der Krebs bereits vollständig chirurgisch entfernt werden konnte. In diesem Aspekt gehen die Meinungen immer noch deutlich auseinander. Aus unserer Sicht ist die Bestrahlung der Mundhöhle mit hohen Nebenwirkungen und Risiken verbunden, so dass wir generell eher davon abraten, die Mundhöhle nach der Operation zu bestrahlen. Dies muss aber in jedem Fall immer persönlich mit den Patienten und Angehörigen abgesprochen werden, da ohne Bestrahlung gegebenenfalls das Risiko eines erneuten Auftretens des Krebses in der Mundhöhle leicht erhöht sein kann.
Im Falle ihrer Mutter ist es nun leider zu diesen schwerwiegenden Komplikationen gekommen mit Absterben des Gewebes aufgrund der Bestrahlung. Sowie Sie die Sachlage beschreiben, wird aus meiner Sicht nochmals eine größere Operationen auf Ihre Mutter zukommen, da ein Teil des abgestorbenen Unterkiefers sicherlich ersetzt werden muss mit Gewebe von einem anderen Teil des Körpers, in der Regel vom Wadenbein. Leider ist es so, dass die Bestrahlung der Mundhöhle lebenslange Folgen nach sich zieht (Mundtrockenheit, zunehmend zäher Schleim, Vernarbungen mit Mundöffnungsbehinderung). Deshalb muss neues und gut durchblutetes Gewebe in die Mundhöhle eingebracht werden. Gegebenenfalls macht es auch Sinn, eine Zweitmeinung an einem anderen Zentrumsspital einzuholen. Auf jeden Fall sollte mit Ihrer Mutter ein Gesamtkonzept besprochen werden, was sind die Möglichkeiten kurzfristig, was sind die Optionen langfristig, wer ist die Ansprechperson für die Koordination der gesamten Behandlung usw.
Ich hoffe, ich konnten Ihnen und Ihrer Mutter damit etwas weiterhelfen
Mit freundlichen Grüssen
PD Dr. Dr. med. Dennis Rohner
Sehr geehrter Herr Dr. Dr. Med. Rohner,
bei meinem Papa (65 Jahre, keine Vorerkrankungen) wurde vor kurzem ein Mundbodenkrebs (Plattenepithelkarzinom), verursacht durch HPV-16 Vieren festgestellt. Nun sind wir vor der schwierigen Entscheidung über die Behandlung, wozu ich gerne Ihre Meinung erfragen würde. Der Tumor befindet sich auf der rechten Seite und hat bereits die ein wenig Mittellinie überschritten, ebenfalls auch einen Teil der unteren Zunge. Aufmerksam sind wir durch einen geschwollenen Lymphknoten geworden, welcher sich ebenfalls auf der rechten Seite befand und im Gang der Untersuchungen entfernt wurde. In diesem wurden auch Metastasen gefunden, weder Lokal noch in der Ferne. Nach weiteren umfangreichen Untersuchungen in der Universitätsklinik in unserer Nähe, wurde uns zunächst empfohlen mit einer Strahlentheraphie zu beginnen, da HPV-16 Vieren sehr gut auf diese ansprechen würden und eine Operation im Anschluss wenn notwendig immernoch vorgenommen werden könnte. Im weiteren Verlauf der Untersuchungen wurde uns dann doch ehr zu einer Operation geraten, der im Anschluss nach Untersuchungen über die Notwendigkeit noch eine Strahlentherapie gemacht werden soll (jedoch nicht so Intensiv wie ohne OP) und ggf. noch eine Chemotherapie am Ende erfolgt. Die Operation würde die größte Chance bieten eine vollständige Heilung herbeizuführen. Zunächst hatten wir die Strahlentherapie bevorzugt, da wir große Sorge vor Verlust der Lebensqualität durch die Operation haben. Da leider nun mehr und mehr deutlich geworden ist, dass auch eine Strahlentherapie Risiken mit sich bringt, sind wir sehr unschlüssig. Wie ist ihre Einschätzung nach dem aktuellen Wissensstand? Sind die Einschränkungen nach einer Operation tatsächlich so drastisch wie im Internet zu lesen oder kann eine Strahlentherapie genauso viele Folgen hervorrufen? Mit welchen Einschränkungen ist bei beiden Verfahren regulär zu rechnen? Welche Langzeitfolgen können auftreten? Vielen Dank.
Besten Dank für Ihren Kommentar und Ihre Anfrage bezüglich Mundhöhlenkrebs.
Die Situation ist natürlich immer zu Beginn sehr schwierig und belastend, wenn die Diagnose Krebs gestellt wird. Im Bereich der Mundhöhle ist die Diagnose insofern belastend, als dass viele Funktionen auf engem Raum zusammenlaufen und bei grösseren Operationen oder Bestrahlungen die Funktion darunter leiden kann. Wir sind generell der Überzeugung, dass mit der Operation die deutlich besseren Resultate erreicht werden können, als mit der Bestrahlung. Wir sind heute eigentlich auch der Überzeugung, dass die Operation in vielen Fällen als alleinige Therapie ausreicht und die Bestrahlung lediglich als Reserve in der Hinterhand gehalten wird, aber primär nicht durchgeführt werden sollte. Wir sehen sehr viele Patienten, welche im Langzeitverlauf massive Beschwerden haben wegen Bestrahlungsfolgen im Mundhöhlenbereich.
Durch moderne Techniken bei den Operationen können auch grössere Defekte im Mundhöhlenbereich durch andere Gewebeteile des Körpers gedeckt und funktionell vernünftig wiederhergestellt werden. Die Diskussion an den grossen Universitätskliniken geht natürlich immer dahin, möglichst eine hundertprozentige Überlebenschance zu erreichen, was häufig natürlich nicht möglich ist. Dementsprechend wird auch vielfach die Operation zusammen mit der Bestrahlung und der Chemotherapie empfohlen, da wissenschaftlich gesehen die Überlebensrate von solchen Patienten höher ist als bei einer alleinigen Operation. Handkehrum ist es aber leider so, dass die Lebensfreude bei diesen kombinierten Behandlungen für die Patienten deutlich abnimmt, da die Bestrahlung vor allem eine enorme Einschränkung der Lebensqualität nach sich zieht, sodass wir mit jedem Patienten die Situation einzeln besprechen. Falls der Patient die absolute Sicherheit haben möchte, dann empfehlen wir die Operation zusammen mit der Bestrahlung. Falls der Patient eher die Lebensqualität in den Vordergrund stellt, so empfehlen wir ganz klar nur die Operation, aber ohne Bestrahlung. Dies auch ungeachtet der wissenschaftlichen Studien, welche eine kombinierte Bestrahlung und Operation höher werten.
Wenn ich Ihren Beitrag lese, so würde ich Ihnen wahrscheinlich empfehlen, lediglich die Operation durchzuführen und dann klinisch engmaschig nachzukontrollieren, damit gegebenenfalls ein Auftreten eines Rezidivs frühzeitig erkannt werden kann.
Ich hoffe Ihnen mit diesen Angaben gedient zu haben und verbleibe mit freundlichen Grüssen
PD Dr. Dr. med. Dennis Rohner
Sehr geehrter Herr PD Dr. Dr. med. Dennis Rohner,
vielen Dank für Ihren wichtigen Artikel, wenngleich Ihre Einschätzung hinsichtlich einer Strahlentherapie nach einer Operation sehr verunsichert. Denn wie soll man da als Patientin die richtige Entscheidung treffen, wenn es derart konträre Empfehlungen gibt..
Lässt sich denn verallgemeinert sagen, wann eine Bestrahlung medizinisch eher Sinn macht? (Also bspw. ab einer bestimmten Tumorgröße oder Beschaffenheit o.ä.?)
In unserem Fall in der Familie war es leider ein T4 im Oberkiefer. In einer ersten OP wurde der Tumor samt rechtem Oberkieferknochen komplett entfernt (saubere Resektionsränder). In der zweiten OP 14 Tage später erfolgte die Kieferrekonstruktion, einschließlich Neck Dissection. Dabei wurde eine sehr große Metastase im Halslymphknoten (1/34 ohne Kapseldurchbruch) entfernt. Kein Hinweis auf Fernmetastasen. Mit dieser Diagnose pT4a pN1 M0 stand dann also sofort die anschließende Strahlentherapie fest.
14 von 30 Sitzungen sind nun durch und es beginnen die sehr schmerzhaften Entzündungen der Schleimhäute und zäher Speichelfluss. Das geht ganz schön an die Kräfte, von den noch weiteren möglichen Nebenwirkungen und den Wundheilungsschmerzen nach den zwei heftigen Operationen mal ganz abgesehen.
Wir fragen uns als Angehörige eben, ob das so sinnvoll ist, schließlich wurde ja alles sauber entfernt. Es stand aber nie wirklich zur Option, nicht zu bestrahlen. Und jetzt abzubrechen ist wohl auch sehr unklug. Es bleiben viele Fragen und eine große Verunsicherung.
Herzlichen Dank und beste Grüße
Guten Tag Jenny
Gerne nehme ich Stellung zu Ihrer Anfrage:
Leider ist es so, dass bei T4 Tumoren die Langzeitprognosen deutlich schlechter sind als bei kleineren Tumoren. In vielen Studien konnte gezeigt werden, dass durch die Bestrahlung der Tumorregion, auch wenn der Tumor bereits entfernt wurde, die Überlebenszeit verlängert werden konnte. Hier beginnt nun die ethische Diskussion. Wer soll entscheiden, was gemacht werden soll? Im Prinzip muss dies der Patient zusammen mit den Angehörigen tun. Dies geht aber nur im Wissen um die Konsequenzen der einzelnen Therapien.
-ohne Bestrahlung ist das Risiko für einen weiteren Tumor deutlich grösser
-mit Bestrahlung ist die Lebensqualität deutlich geringer
Jetzt geht es darum zu beurteilen, was für den Patienten wichtiger ist. Evtl. längeres Leben mit schlechter Qualität oder kürzeres Leben mit besserer Qualität.
Da unser medizinisches Ziel darin besteht, einem Patienten eine längere Lebenspanne zu ermöglichen, wird grundsätzlich die Bestrahlung empfohlen.
Sie haben Recht, wenn Sie sagen, dass es nun keinen Sinn macht, die Bestrahlung abzubrechen. Ich würde sie jetzt auch weiterführen. Ich weiss aber nicht, bis zu welcher Gesamtdosis geplant wurde. Eventuell könnte man die Gesamtdosis in sinnvollem Masse reduzieren, wobei dies wiederum in den Händen der Radiotherapie liegt.
Versuchen Sie möglichst eine optimale Begleittherapie zu erhalten und fragen Sie nach Unterstützung in der Radiotherapie. Ich nehme an, dass die Ernährung bereits über die Magensonde (PEG-Sonde) läuft, um die Mundschleimhäute nicht zusätzlich durch die Nahrungsaufnahme zu belasten.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie viel Kraft und Energie für diese schwierige Zeit.
Freundliche Grüsse
PD Dr. Dr. med. Dennis Rohner
Sehr geehrter Herr Prof.Dr. med. Rohner,
ich bin sehr froh, das ich diese Internetseite
gefunden habe.
Bei meinem Lebenspartner wurde ein Mundbodenkarzinom T2 N0 diagnostiziert.
Er ist vor gut einer Woche operiert wurden, einschließlich Entfernung der Lymphknoten in Level I-III.
Die OP ist gut verlaufen und er erholt sich zusehends.
Allerdings ist eine Lymphknoten-Methastase gefunden worden, also N1.
Da wir beide unsere Ehepartner bereits schon an Krebs verloren haben, ist es jetzt um so schwerer damit umzugehen.
Wir haben in der Beziehung schon viel erlebt, leider auch unschöne Dinge.
Gern würden wir von Ihnen eine zweite Meinung über das weitere Vorgehen hören.
Es ist seitens des behandelnden Arztes eine Bestrahlung oder Ratiochemo vorgesehen.
Da wir über die Einschränkungen der Lebensqualität gehört haben würden wir diese Behandlung eher nicht in Betracht ziehen.
Ihre Meinung hierzu ist uns sehr wichtig und ich bedanke mich bereits im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Frau Schneider
Sehr geehrte Frau Schneider
Grundsätzlich ist die Diagnose Mundbodenkarzinom T2N1 mit einer guten Prognose einzuschätzen. Falls die Entfernung im Mundboden im Gesunden stattgefunden hat, so wäre lediglich eine Bestrahlung des Halses angezeigt, was die „Krankmachung (Morbidität)“ verringert. Die Bestrahlung des Mundes macht im Langzeitverlauf deutlich mehr Probleme und senkt die Lebensqualität.
Ich würde Ihnen also vorschlagen: Bestrahlung Hals ja, Bestrahlung Mundhöhle nein.
Ich hoffe ich konnte Ihnen damit weiterhelfen und wünsche Ihrem Lebenspartner alles Gute und gute Erholung.
Freundliche Grüsse
PD Dr. Dr. med. Dennis Rohner
HALLO;
ICH BRÄUCHTE DRINGEND INFORMATIONEN
MEIN BRUDER IST VOR KNAPP DREI WOCHEN AN MUNDHÖHLENKREBS OPERIERT WORDEN:
ER IST 53 JAHRE ALT.
TUMOR IST BÖSARTIG GEWESEN.
SIE HABEN IHM DIE LYMPFDRÜSEN ENTNOMMEN UND UNTER DER ZUNGE AUCH GEWEBE, DIE HATTEN SIE MIT DER HAUT AUS ARM UND BEIN WIEDER ALLER ZUSAMMEN GEFLICKT.
DANACH SAGTEN SIE, DAS OP GUT VERLAUFEN IST.
jETZT HAT ER EINE KANÜLE ( TRACHEOSTOMA IN DER LUFTRÖHRE).
HAT JEMAND ERFAHRUNGEN DAMIT ODER WEIß JEMAND EINEN ANSPRECHPARTNER?
BLEIBT DIE KANÜLE?
BIN VERZWEIFELT……
Guten Tag Frau Kreutzer
Die Hirslanden Healthline unterstützt Sie gerne bei der Suche nach einem Spezialisten. Sie erreichen die Healthline unter der Nummer 0848 333 999 oder via Kontakt-Formular: https://www.hirslanden.ch/de/corporate/hirslanden-gruppe/kontakt/healthline/kontakt.html
Weitere Informationen finden Sie hier:
https://www.hirslanden.ch/de/corporate/hirslanden-gruppe/kontakt/healthline.html
Wir wünschen Ihnen und Ihrem Bruder alles Gute!
Freundliche Grüsse
Social-Media-Team
Sehr geehrter Herr Professor Rohner,
Meine Mutter ist an einem Tumor t2 am gaumen erkrankt. Sie ist 75 Jahre alt und hat wenig Gewicht, osteoporose. Die Optionen der Klinik zur Heilung sind entweder eine 8 stündige OP oder Bestrahlung. Die Klinik überlässt uns die Entscheidung, es fällt so schwer, das richtige zu tun. Die Tumorgrösse verspricht gute Heilung nach beiden therapien, allerdings ist die OP mit rekonstrultion gaumen aus Unteramr, anschl. Luftröhrenschnitt, magensonde und Bekannter Reha verbunden inkl. Logopädie. Ggf. Wird nach der OP gemerkt, dass Meike Mutter laut Klinik zu den 10 bis 20 Prozent gehört, bei denen die Lymphknoten oder anderes Gewebe befallen ist, was aber erst dann erkannt werden kann.
Der beste cae wäre OP und der Krebs ist weg, was auch möglich ist.
Die Besteahlung klingt im ersten Gefühl vielleicht erträglicher? Ich frage mich, ob eine unter 60 kg Dame mit 75 eine OP überhaupt überlebt ? ICH DANKE FÜR eine Erfahrung oder wichtigen Hinweis, der bei der Entscheidungsfindung hilfreich sein könnte. Mit freundlichen Grüßen