Rückenschmerzen haben alle von uns schon einmal geplagt. Doch was tun, wenn diese unseren Alltag beeinträchtigen? Wann soll man zum Arzt? Muss es gleich ein Spezialist sein? Und wann steht eine Operation zur Diskussion? Wir haben den Neurochirurgen Dr. med. Christian Schneider dazu befragt.

Wie reagiere ich als Betroffener am besten auf Rückenschmerzen?

Dr. med. Christian Schneider: Das Gute vorweg: Die Mehrzahl aller Rückenschmerzen sind harmlos und klingen wieder ab. Dies betrifft zum Beispiel Kreuzschmerzen, die nicht ins Bein ausstrahlen. Hier empfehle ich eine kurze Entlastung. Nach zwei bis drei Tagen sollte man aber wieder aus dem Bett kommen und versuchen, sich zu bewegen. Nicht rezeptpflichtige Schmerzmedikamente können über das Schlimmste hinweghelfen.

Und wenn die Rückenschmerzen nicht abklingen?

Dr. med. Christian Schneider: Dann ist ein Besuch beim Hausarzt angesagt. In der Regel wird dann der Schmerz mit stärkeren Schmerzmitteln eingedämmt, sodass möglichst bald mit Physiotherapie gestartet werden kann. Auch die Chiropraktik ist eine Behandlungsmethode, die in vielen Fällen weiterhelfen kann. Das Ziel ist immer Bewegung.

Welche Symptome deuten auf gravierendere Rückenprobleme hin?

Dr. med. Christian Schneider: Eine Ausstrahlung der Rückenschmerzen in die Beine soll auf jeden Fall ernst genommen werden. Ebenso neurologische Auffälligkeiten wie Kribbeln und Muskelschwächen in den Beinen oder Gefühlsstörungen beim Anfassen der Beine. Das sind alles Symptome, die auf einen zusammengedrückten Nerv hinweisen.

Immer abklärungsbedürftig sind Rückenschmerzen nach einem Unfall (um z. B. einen Wirbelbruch auszuschliessen) und Rückenschmerzen bei bekannten Tumorerkrankungen (da z. B. Brust- Prostata- und Lungenkrebs häufig in die Knochen metastasieren). Weiter sollen ältere Personen mit Osteoporose und Kinder immer einen Arzt aufsuchen, wenn der Rücken schmerzt.

Wann braucht es einen Spezialisten?

Dr. med. Christian Schneider: Erste Ansprechperson ist immer der Hausarzt. Vermutet dieser ernstere Beschwerden, werden diese meist durch eine radiologische Untersuchung (MRI / CT) verifiziert, wonach eine Überweisung zum Spezialisten erfolgt.

Wann und wie kann eine Operation helfen?

Dr. med. Christian Schneider: Meist dann, wenn ein Nerv eingeklemmt ist. Bei jüngeren Patienten liegt dies in der Regel an einem Bandscheibenvorfall, bei älteren an einer Spinalkanalverengung. Selbst dann ist aber nicht immer eine Operation nötig. Sind keine Lähmungserscheinungen in den Beinen vorhanden, kann oft schon Physiotherapie oder eine Infiltration (gezieltes Spritzen von lokaler Betäubung und Cortison unter Röntgenkontrolle) helfen. Auch die Operationsmöglichkeiten sind unterschiedlich. Ziel ist immer, mit dem kleinstmöglichen Eingriff dem eingeklemmten Nerv wieder Platz zu machen.

Der Entscheid, wann und was letztlich operiert wird, ist ein Mosaik aus vielen Faktoren, wie zum Beispiel Nebendiagnosen, Beschwerden und Erwartungshaltung des Patienten. Die Symptome von zwei Patienten mit ähnlichen MRI-Bildern können sich auch stark unterscheiden. Deshalb behandeln wir Menschen und keine Bilder.

Kann man nach einer Rückenoperation wieder Sport treiben?

Dr. med. Christian Schneider: Es gibt kaum eine Situation, in der wir Ärzte uns nicht freuen, wenn der Patient wieder aktiv ist, denn Bewegung tut grundsätzlich immer gut. Und eine stabile Rumpfmuskulatur kann eine Menge Rückenprobleme in Damm halten. Bei einfacheren Rückenoperationen kann der Patient nach vier bis sechs, bei grösseren nach etwa zwölf Wochen wieder mit Sport beginnen.

Herzlichen Dank für das aufschlussreiche Interview.