Alessia ist jung und sportlich. Die 17-Jährige ist leidenschaftliche Handballspielerin und muss sich immer bewegen. Doch letztes Jahr wurde sie von starken Fussschmerzen gebremst. Hallux valgus gepaart mit zwei weiteren Erkrankungen am Fuss trafen sie kurz vor einem Sommer, für den sie eigentlich ganz andere Pläne hatte, wie zum Beispiel den Besuch von Musikfestivals. Heute ist sie froh, dass sie sich in diesem Sommer operiert hat und so heute unbeschwert Sport treiben kann.

Alessia ist ein aktiver Teenager, befindet sich in der Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit und treibt viel Sport. Am meisten hat es ihr Handball angetan. So spielt sie mit der Damenmannschaft Thayngen in der 3. Liga und trainiert dafür zweimal die Woche. Dazu kommt der Schulsport, Jogging – Hauptsache viel Bewegung. «Mein Idealzustand ist, wenn ich mich einfach bewegen kann, ohne über irgendetwas nachdenken zu müssen», sagt Alessia über sich selbst.

Doch letztes Jahr tauchte plötzlich ein stechender Schmerz am Vorderfussballen auf, der immer stärker wurde, bis ein konstanter Schmerz sie auch bei der Arbeit plagte. «In meinem Beruf bin ich ja fast ständig auf den Beinen. Irgendwann war der Schmerz so stechend, dass ich kaum mehr weitergehen konnte.» Sie ging zum Arzt.

Drei Erkrankungen gleichzeitig

Handballerin am Spielfeldrand

Unbeschwerte Bewegung ist für die Sportlerin essentiell.

Da der Hausarzt nicht auf Anhieb eine Ursache für den Schmerz feststellen konnte, zeigte sie ihren Fuss der Fussspezialistin Dr. med. Regina Riess. Die Untersuchung des Fusses liess neben einem juvenilen Hallux valgus noch weitere Probleme vermuten. Röntgen und MRI-Aufnahme bestätigten die Vermutung: Alessia litt an einem juvenilen Hallux valgus interphalangeus. Durch eine Knickbildung der Grosszehe kommt es zu schmerzhaften Druckproblemen zwischen der grossen und der 2. Zehe. Dazu kam bei Alessia ein sogenanntes Morton Neurom (gutartige knotige Verdickung im Nervenverlauf) zwischen dem 2. und 3. Mittelfussköpfchen und schliesslich noch eine Durchblutungsstörung eines Sesambeines. Ein Sesambein ist ein kleiner Knochen, der in eine Sehne eingelagert ist und dient als Abstandshalter der Sehne gegenüber den umliegenden Knochen. Stirbt dieses wie bei Alessia aufgrund einer Durchblutungsstörung ab, kann es zu starken Schmerzen kommen. Diese eher aussergewöhnliche 3er-Kombination von Erkrankungen machte nicht nur die Belastung des Fusses im Sport praktisch unmöglich, sondern Alessia hatte auch zunehmend Probleme bei der Arbeit.

Alessia war erstmals ganz schön perplex nach der Diagnose: Gleich drei Erkrankungen gleichzeitig? Und dabei ein Hallux valgus? «Da bei meinem Fuss nicht wirklich etwas rausstand und ich «Hallux valgus» eher als Erkrankung bei älteren Leuten im Kopf hatte, war ich schon ziemlich überrascht von dieser Diagnose», berichtet Alessia.

«Bei einem sogenannten juvenilen Hallux valgus interphalangeus tritt der Hallux vor dem 20. Lebensjahr in der Adoleszenz auf», erklärt Dr. Regina Riess. Die Ursache beruht gemäss der Fussspezialistin auf einer Fehlstellung des 1. Mittelfussknochens in Richtung innerer Fussrand, mit einem vergrösserten Winkel zwischen erstem und zweitem Mittelfussknochen. Eine schrägstehende Gelenkfläche kann ebenfalls Ursache sein. «Ca. 10 % der Hallux-Erkrankungen kommen in der Adoleszenz vor», führt die Ärztin weiter aus. Das Morton Neurom, das bei Alessia hinzukam, ist eher selten in ihrem Alter.

Operation statt Festivalsommer

Die Empfehlung für eine Operation stand nach diesen Diagnosen schnell fest. Alessia war erst einmal ordentlich durch den Wind. «Ich hatte vorher noch nie eine Operation. Und nun gleich so vieles auf einmal operieren?» Ausserdem hatte die 17-Jährige für die Sommerferien schon einiges geplant. Doch nachdem sie alles in Ruhe mit ihren Eltern und Dr. Regina Riess besprochen hatte, war auch sie überzeugt, dass eine baldige Operation der richtige Entscheid sei. Und schweren Herzens verkaufte sie ihre Festival-Tickets für den Sommer und stellte sich auf die Operation ein.

Die Operation dauerte etwa 1 ½ Stunden unter Vollnarkose. Zur Behandlung eines Hallux valgus gibt es zahlreiche Operationsmethoden. Dr. Regina Riess wählte bei Alessia eine Scarf- und Akin-Osteotomie. Dabei werden Knochen zerschnitten und mit neuer, korrekter Stellung mittels kleiner Schrauben fixiert. «Die Methoden wählte ich bei Alessia aufgrund der guten Korrekturmöglichkeit und weil sie ansonsten eine gute Fussstabilität zeigte», erklärt die Orthopädin. «Das abgestorbene Sesambein konnte ich so gleich mitentfernen und über einen zusätzlichen Zugang von der Fusssohle her das Morton Neuron entfernen. Der Eingriff und auch die anschliessende Heilung verliefen unkompliziert.»

Das berichtet auch Alessia: Nach einem viertägigen Spitalaufenthalt durfte sie nach Hause. Am operierten Fuss trug sie für sechs Wochen einen sogenannten Baroukschuh. Dieser ist hinten erhöht, während der vordere Fussbereich in der Luft bleibt, sodass eine Vorfussbelastung verunmöglicht wird. So kann der Knochen in Ruhe heilen. Für den gesunden Fuss erhielt Alessia einen Gegenschuh, damit sie mit diesem auf gleicher Höhe gehen konnte. «Ohne den Baroukschuh durfte ich nicht abstehen, sondern nur hüpfen. Da musste ich noch kreativ werden, um unter die Dusche zu kommen. Ein Gartenstuhl hat dann Abhilfe bereitet», schildert uns Alessia diese Herausforderung.

Ab der 3. Woche nach der Operation kam Physiotherapie hinzu, damit das Grosszehengrundgelenk beweglich blieb. Bei der Arbeit musste Alessia eine Weile fehlen. Die Schulbank drückte sie schneller wieder, einfach mit hochgelagertem Fuss.

Erstes Auftreten nach sechs Wochen

Fuss in Sanddalen

Heute ist Alessia beschwerdefrei.

Nach sechs Wochen erfolgte die Röntgenkontrolle: Alles war gut verheilt. Das erste Auftreten und Gehen klappten bestens. Am Abend war Alessia schon wieder in normalen Schuhen unterwegs. Auch den Sport konnte sie zu ihrer Freude nach und nach wieder aufnehmen, als erstes mit leichtem Joggen. Drei Monate nach der Operation war Alessia wieder voll im Handballtraining dabei und glücklich darüber.

 

 

Heute ist Alessia froh, dass sie sich für die Operation entschieden hat: «Ich habe keine Schmerzen und Einschränkungen. Lediglich eine Zehe kann ich nicht soweit nach hinten biegen, aber das stört ja nicht. Die Narbe ist schön verheilt, ich kann alle Schuhe tragen und, das Wichtigste, ich kann wieder Sport treiben.»