Auch wenn die Achillessehne zu den stärksten Sehnen des menschlichen Körpers zählt, kann sie von Verletzungen und Erkrankungen geplagt werden. Nicht nur Risse, auch Entzündungen und andere Veränderungen können Schmerzen an der Achillessehne selbst und an deren Ansatz hervorrufen. Im Folgenden gibt uns Fussspezialist Dr. Marc Merian, der Klinik Birshof in Münchenstein einen kurzen Überblick und geht dann insbesondere auf die Schmerzen am Ansatz der Achillessehne ein.

Grundsätzlich muss man Verletzungen von Krankheiten an der Achillessehne unterscheiden. Eine typische Verletzung ist der akute, also plötzliche und komplette Riss der Achillessehne bei einem Unfall. Dies merkt der Betroffene in der Regel eindeutig, da es ein ziemlich eindrückliches Erlebnis ist: Es knallt und schmerzt wie ein Peitschenhieb, worauf ein Funktionsverlust folgt. Dann gibt es aber auch Teilrisse oder solche, die allmählich stattfinden. Diese bemerkt der Patient nicht sofort. Er spürt bei einem Ereignis zwar einen «Zwack», hat aber nur wenig Schmerzen und kann weitergehen. Die Schmerzen schleichen sich dann immer mehr ein und der Patient zeigt eine Schwäche aufgrund der verlängerten Sehne. Ein Zeichen dafür ist, dass man nicht mehr gut auf den Zehenspitzen gehen kann. Eine solche Verletzung kann in einen chronischen Riss übergehen, den man nicht verpassen sollte.

Nicht nur Unfälle führen zu Schmerzen an der Achillessehne.

Krankheiten der Achillessehne gibt es dreierlei: Die Entzündung oder Verdickung der Achillessehne: Diese entsteht meist durch eine chronische Überbelastung, versursacht Anlaufbeschwerden und stört den Patienten schmerzhaft.

Zu unterscheiden davon sind Entzündungen und Verdickungen nicht an der Achillessehne selbst, sondern am Achillessehnenansatz.

Das dritte Krankheitsbild ist die sogenannte Haglundferse: eine Ausstülpung/Verkalkung am Fersenbein, nicht ganz am Sehnenansatz, sondern etwas weiter oben. Diese stammt von einer wiederkehrenden Schleimbeutelentzündung und verursacht Druckschmerzen im Bereich der Achillessehne.

Um richtig zu behandeln, ist es wichtig, diese drei Krankheitsbilder genau zu unterscheiden. So brauchen zum Beispiel Veränderungen am Achillessehnenansatz viel eher eine Operation als solche an der Achillessehne selbst. Im Folgenden gehe ich nun genauer auf die Erkrankung des Achillessehnenansatzes ein.

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Schmerzen am Achillessehnenansatz beruhen meist auf einer Überlastung.

An sich ist der Achillessehnenansatz nicht besonders gefährdet oder empfindlich. Aber wie bei jedem Sehnenansatz kann sich das Gewebe bei Überlastung verändern: Es verdickt und entzündet sich. Die Sehne wandelt sich in knorpelige Weichteile um, die dann auch verknöchern können. So entsteht am Ansatz eine Art Knochensporn, der in den Schuhen drücken kann.

Diese Veränderung entsteht meist, wenn man die Sehne überlastet. Es schmerz etwas, aber nicht allzu stark und man setzt deshalb das Training fort. Indem man der Sehne keine Zeit zum Ausheilen gibt, wird die Reizung chronisch und es kommen solche Veränderungen am Achillessehnenansatz zustande, bis sie verknöchern und dann richtig Beschwerden machen können.

Verspürt man also zum Beispiel nach dem Joggen Schmerzen am Achillessehnenansatz, sollte man nicht weiterlaufen, sondern die Schmerzen ausheilen lassen. Und allenfalls auch grundsätzlich das Trainingsprogramm überdenken. So sind es oft Trainingsfehler, die zu dieser Erkrankung führen, wie ein zu intensives Training oder eben Fortsetzen des Trainings trotz Schmerzen. Besonders belastend für die Sehnen sind hierbei alle Lauf- und Sprungsportarten. Alleine das Laufen führt zu einer achtfachen Belastung des Körpergewichtes an der Sehne!

Was tun, wenn der Achillessehnenansatz schmerzt?

Sind solche Schmerzen da, ist als Erstes sicher Schonen angesagt. Unterstützen kann man die Heilung mit entzündungshemmenden Gels oder allenfalls auch Medikamenten. Halten die Beschwerden trotz Schonen/angepasstem Trainingsprogramm auch nach drei bis vier Wochen an, sollte man ärztlichen Rat suchen. Da sich der Schmerz ziemlich gut lokalisieren lässt, ist die Diagnose in der Regel eindeutig, ob der Achillessehnenansatz oder die Achillessehne selbst (5-6 cm weiter oben) betroffen ist.

Drei Viertel der Patienten brauchen eine Operation.

Hat man eine chronische Veränderung am Achillessehnenansatz, die meist schon länger vorhanden ist, sind Massnahmen ohne Operation leider weniger erfolgreich, als wenn es die Achillessehne selbst betrifft. Rund 75 % sprechen auf konservative Massnahmen nicht an und brauchen eine Operation.

Die Möglichkeiten ohne Operation sind: Schonen, entzündungshemmend entgegenwirken und die Ursachen beheben: Das heisst keine Überlastung, Anpassen des Trainingsprogramms, allenfalls sogar die Sportart wechseln. Auch eine Laufganganalyse kann Sinn machen, weil die Beschwerden auch mit dem Laufstil zusammenhängen können. Läuft man zum Beispiel mehr auf dem Vorfuss, ist die Belastung für die Achillessehne grösser, als wenn man mehr über den Rückfuss abrollt. Weiter kann eine Absatzerhöhung im Schuh helfen, indem mit einem Fersenpolster aus Silikon die Ferse etwas angehoben und so die Achillessehne entlastet wird. Gibt es schon Verknöcherungen, die in den Schuh drücken, kann eine Ausweitung des Schuhs an dieser Stelle helfen. Weitere Möglichkeiten, die man vor einer Operation ins Auge fassen kann, sind eine Stosswellentherapie oder eine Spritzentherapie mit Eigenblut.

Der Entscheid für eine Operation hängt sodann primär vom Leidensdruck ab. So besteht zum Beispiel kein höheres Risiko für einen Sehnenriss wegen der Erkrankung. Aber hat der Patient ständig Schmerzen und kann nicht mehr das tun, was er tun möchte, ist das für ihn oft Anlass genug, sich für eine Operation zu entscheiden.

Die Operation und die Zeit danach

Zur genauen Planung der Operation ist eine MRI-Untersuchung notwendig, um zu sehen, wo genau die Veränderungen sind. Die Operation dauert 60 bis 90 Minuten und teilt sich in mehrere Schritte auf: Der operierende Arzt muss die Achillessehne vom Ansatz ablösen, dort den Knochensporn und das ungesunde Gewebe entfernen und danach die Sehne wieder annähen. Wenn man nur die vermeintliche Haglund-Exostose (oberer Fersensporn) wegmeisselt, haben die Patienten nach der Operation immer noch Schmerzen, weil man das Grundproblem nicht erfasst hat.

Bis die abgelöste und wieder angenähte Sehne wieder richtig einheilt, brauchte es gut sechs Wochen, in denen man nur ruhiggestellt (vorzugsweise mit einem Gips) teilbelasten darf. Nach sechs Wochen startet das Physiotherapieprogramm. Nach 2 ½ Monaten kann der Patient in der Regel schon recht gut gehen, Sport treiben nach drei bis vier Monaten. Da diese Stelle relativ langsam heilt, kann es bis zu einem Jahr dauern, bis alle Restbeschwerden und Schwellungstendenzen am Fuss verschwunden sind.

Vorsicht ist besser als Nachsicht

Einer Erkrankung des Achillessehnenansatzes können Sie vorbeugen, indem Sie das Training nicht übertreiben und bei Schmerzen nicht gleich weiter machen. Zudem schon beinahe eine Volkskrankheit ist in meinen Augen die verkürzte lange Wadenmuskulatur, die vielen Leuten, vor allem im fortgeschrittenen Alter, Probleme bereitet. Also nach dem Training: Waden dehnen! Und: Ausdauer kann man nicht nur mit Laufen trainieren: Wechseln Sie doch zwischendurch mal aufs Velo, was sowieso für alle Gelenke viel schonender ist.