Frauen, die von Beschwerden in den Wechseljahren verschont sind, denken, dass nur «Stressfrauen» davon betroffen werden. Dem ist aber nicht so!

Wechseljahre sind die Lebensphase zwischen 35 und 55 ‑ wie die Pubertät zwischen 8 und 16. Die hormonelle Umstellung, in der Pubertät der Anstieg, in den Wechseljahren der Rückgang der Geschlechtshormone, kann sich vielfältig bemerkbar machen und verläuft individuell mit grosser Varianz. Diese Umstellungen können sowohl körperlich (physisch) als auch seelisch (psychisch) Menschen – die Jungen in der Pubertät, Frauen in den Wechseljahren – verändern. Dies in einer Art und Weise, die nicht nur für die betroffene Person, sondern auch für deren «Umgebung» schwierig sein kann. Mühsam wird es, wenn pubertierende Kinder und eine sich in den Wechseljahren befindende Mutter miteinander auskommen müssen. Filmreife Szenen sind garantiert.

Nicht jede Frau hat Beschwerden in den Wechseljahren

Kein Grund zur Panik! Genauso wie nicht jedes pubertierende Kind «unausstehlich» sein muss, haben in der Lebensphase der Wechseljahre:

  • 1/3 der Frauen keine Probleme
  • 1/3 der Frauen mittlere Beschwerden
  • 1/3 der Frauen massive Beschwerden

Häufige Symptome von Wechseljahrbeschwerden

Bereits ab 35 können erste Zeichen der hormonellen Umstellung auftreten, meist in Form von kürzeren Zyklen, stärkeren Blutungen, Durchschlafproblemen, nächtlichem Wärmegefühl, Herzrasen und Unausgeglichenheit. In den folgenden Jahren nehmen diese Veränderungen bei 2/3 der Frauen zu und können eigentlichen «Krankheitswert» erlangen. Am fatalsten sind Durchschlafstörungen, die zu einem Erschöpfungszustand führen, was vom Arzt oft nicht im Zusammenhang mit den Wechseljahren erkannt wird. Die dann oft verabreichten Schlafmittel und Psychopharmaka lindern lediglich die Symptome, nicht aber deren Ursache, so dass über kurz oder lang eine verfahrene Situation eintritt – Depressionen, Belastbarkeitsminderung und damit verbunden berufliche und familiäre Probleme sind die Folgen. Dazu darf es nicht kommen!

Deshalb: Wenn es Ihnen gut geht, geniessen Sie diese Lebensphase!

Falls genannte Symptome auftreten, besprechen Sie diese mit Ihrem Frauenarzt, um rechtzeitig dagegen Massnahmen zu treffen.

Hormone sind nicht einfach gut oder schlecht

Neben Umstellung der Lebensweise – Ernährung, Bewegung, neue Aufgaben – gibt es zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten. Bei mässigen Beschwerden helfen oft pflanzliche Präparate, bei starken Beschwerden hormonelle. Nehmen Sie mit Ihrem Arzt eine Standortbestimmung vor, damit eine für Sie optimale Behandlung gefunden werden kann. Hormone sind nicht gut oder schlecht, sondern falls nötig eine gute Behandlungsoption. Wichtig ist, dass Sie diese Lebensphase gut angehen und damit die verbleibenden 35 Lebensjahre (Menopause) positiv erleben können.

Autor:
Dr. med. Reto Stoffel ist Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, speziell Operative Gynäkologie und Geburtshilfe, und Spezialist für Senologie / Brustmedizin. Er war als Belegarzt an der Klinik Im Park in Zürich tätig, bevor er 2019 in den Ruhestand trat.