Fides Burkard leitet die Pflege der Notfallstation in der Hirslanden AndreasKlinik Cham Zug. Im Interview spricht sie über die Erfahrungen seit dem Umbau der Notfallstation vor einem Jahr, erklärt, warum Privatsphäre im Notfall wichtig ist und wie aufwühlende Patientengeschichten die Behandlung beeinflussen können.
Frau Burkard, seit September 2020 arbeitet Ihr Notfallpflege-Team in der neu umgebauten Notfallstation der AndreasKlinik Cham Zug. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Es ist kaum zu glauben, dass wir bereits ein Jahr in den neuen Räumlichkeiten arbeiten. Wir konnten unser Notfallpflege-Team Schritt für Schritt auf- und ausbauen. Dank der langjährigen Arbeitserfahrung unserer Mitarbeitenden auf einer Notfallstation oder Intermediate Care haben sich die neuen Abläufe rasch eingespielt. Wir schätzen die moderne Infrastruktur und dass wir unseren Patientinnen und Patienten eine noch persönlichere Betreuung und einen höheren Komfort gewährleisten können. Es ist schön mitzuerleben und mitzugestalten, wie wir unseren Patientinnen und Patienten eine professionelle Pflege bieten und einfühlsam auf ihre Bedürfnisse eingehen können.
Welche Neuerungen konnten Sie nach dem Umbau anbieten?
Wir verfügen neu über zehn Patientenplätze. Davon sind vier Einzelzimmer, zwei mit eigenem Badezimmer. Dazu kommen ein Doppelzimmer, ein Zimmer mit drei Sitzgelegenheiten für kleinere Notfälle sowie der integrierte Schockraum für instabile oder aufwändige Patientinnen und Patienten. Durch die räumliche Trennung der Behandlungsräume mit separaten Zimmern ist die Privatsphäre gewährleistet.
Wie wichtig ist diese zusätzliche Privatsphäre?
Die Privatsphäre ist gerade in einem kleinräumigen Kanton wie Zug wichtig, wo sich viele Leute kennen. Das wird sehr geschätzt. So entstehen manchmal Gespräche, die in offenen Räumen nicht möglich wären. Oft erfahren wir Hintergründe, die uns sonst verborgen blieben. Manchmal auch aufwühlende – die uns aber für die weitere Behandlung wichtige Informationen liefern. Dazu trägt auch bei, dass nach Möglichkeit die gleiche Pflegefachperson einen Patienten vom Eintritt bis Austritt betreut. Solche Gespräche können so noch eher entstehen.
Welche Möglichkeiten bieten Sie Privatversicherten?
Mit den neuen Räumlichkeiten können wir Privatversicherten nach Möglichkeit auch in der Notfallstation ein Einzelzimmer anbieten. Voraussetzung dafür ist, dass das Patientenaufkommen dies zulässt und ein Einzelzimmer verfügbar ist.
Wie behalten Sie den Überblick über die nun grössere Notfallstation?
Mit dem modernen Monitoring können wir vom Stationszimmer aus die Vitalfunktionen aller Patientinnen und Patienten überwachen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit koordinieren. Dank dem zentralen Monitoring können wir die Person jederzeit eng überwachen, um bei Bedarf schnell zu reagieren. Da alle Räume mit dem gleichen Material ausgestattet sind, erlaubt dies ebenfalls speditivere Abläufe.
Haben Sie die Notfallstation seit der Neueröffnung noch weiterentwickelt?
Man ist nie fertig mit Optimieren. Im Kleinen schleifen wir stets an den Prozessen. Im Grösseren haben wir erst diesen August mit dem neuen Notfall-Sekretariat eine Anpassung vorgenommen, um den Eintrittsprozess noch speditiver zu gestalten. Damit gewährleisten wir einen möglichst effizienten Prozess von der Anmeldung bis zum Austritt. Nachdem sich eine Patientin angemeldet hat, holt eine Pflegefachperson sie persönlich im Wartezimmer ab und begleitet sie ins Behandlungszimmer. Dort beginnt die Pflegefachperson umgehend mit der Aufnahme der Vitalfunktionen, legt eine Infusion, gewinnt eine Blutprobe und verabreicht gegebenenfalls erste schmerzstillende Medikamente. Sie informiert sogleich ein Mitglied des Notfallärzte-Teams, das die weitere Diagnostik und Therapie organisiert.
Haben Sie weitere Pläne?
Wir sind auch immer daran, das Team weiterzuentwickeln. Aktuell haben wir elf Mitarbeitende, die Hälfte davon mit der 2-jährigen Zusatzausbildung NDS Notfallpflege (Nachdiplomstudium). Die anderen verfügen über langjährige Notfall- oder Intensivpflege-Erfahrung. Da wir immer mehr Patienten behandeln, möchten wir prüfen, ob wir die Notfallpflege-Weiterbildung in Zukunft selber anbieten können. Das kommt allen zugute; unseren Patienten und Patienten, unseren Mitarbeitenden und uns als Arbeitgeberin.
Im Notfall zählt jede Sekunde
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