Überbelastung und monotone Tätigkeiten sind die häufigsten Ursachen für Sehnenscheidenentzündungen. Dr. med. Stephan Bürgin, Facharzt für Rheumatologie an der Hirslanden Klinik Birshof, erklärt, wie man der schmerzhaften Entzündung vorbeugen kann.
Sehnenscheidenentzündungen sind mühsam und vor allem sehr schmerzhaft. Der beste Schutz, damit es gar nicht erst zu einer Entzündung kommt, ist es deshalb, dauerhafte Fehlbelastung und plötzliche Überbelastung zu vermeiden. Das gilt nicht nur für den Berufsalltag, sondern auch während der Freizeit und bei Arbeiten zuhause. Am besten gelingt das, indem man repetitive, monotone Bewegungen mit anderen Arbeiten vermischt und schon bei den ersten Anzeichen von Überbelastung eine kurze Pause einlegt. Lässt sich die wiederholte Bewegung nicht vermeiden, ist es empfehlenswert, immerhin die Haltung, die Sitzposition und die konkrete Bewegung regelmässig leicht zu verändern. «Ungewohnte und grosse Belastungen wie etwa das Tragen schwerer Gegenstände oder ein ausserordentliches sportliches Engagement sollte man nach Möglichkeit ganz vermeiden», rät Dr. med. Stephan Bürgin, Facharzt für Rheumatologie.
Das hilft: Eltern mit kleinen Kindern
Baby hoch, Baby runter, Baby hoch, Baby wieder runter: Besonders viele Mütter leiden irgendwann unter einer Sehnenscheidenentzündung. Insbesondere jene im Handgelenk werden durch die starke Beugung und das Gewicht des Kindes strapaziert.
Dr. med. Stephan Bürgin empfiehlt deshalb, unbedingt regelmässig die Seite zu wechseln, das Kind einmal links, einmal rechts zu halten. Es kann sich zudem lohnen, mit einem Theraband den Schultergürtel und den Rumpf zu trainieren. «Schon 15 Minuten Training täglich können dabei helfen, die Muskulatur und das Gewebe zu stärken und so einer Sehnenscheidenentzündung vorzubeugen», erklärt der Rheumatologe.
Das hilft Berufs- und Hobby-Musizierenden
Egal ob Geige, Klavier oder Gitarre: Wer zu lange in der gleichen Position verharrt und immer und immer wieder ähnliche Bewegungen ausführt, läuft Gefahr, eine Sehnenscheidenentzündung zu entwickeln. Es lohnt sich deshalb, vor dem Musizieren die Hände und Arme aufzuwärmen. Auch die Haltung regelmässig leicht zu verändern, das Gewicht zu verlagern oder eine kurze Pause einzulegen, kann die Belastung und somit das Risiko reduzieren. «Insbesondere Geigenspieler sollten vorsichtig sein, da die Haltung an sich schon sehr unergonomisch ist», warnt Facharzt Dr. med. Stephan Bürgin.
Schulter- und Rumpftraining können den schmerzhaften Folgen einer allfälligen Entzündung vorbeugen. Aufs Musizieren verzichten sollte aus Angst vor einer Sehnenscheidenentzündung aber niemand. Im Gegenteil: Insbesondere für Menschen, die den grössten Teil ihres Alltags sitzend verbringen, kann der Haltungswechsel beim Spielen eines Musikinstruments sogar als Prophylaxe dienen.
Das hilft Profi- und Freizeit-Sportlern
Die grösste Gefahr im Trainingsbereich ist der falsche Ehrgeiz. Wer sich zu schnell zu sehr steigern möchte und zudem die Regenerationszeiten missachtet, läuft Gefahr, eine Sehnenscheidenentzündung zu entwickeln. Rheumatologe Stephan Bürgin rät deshalb dazu, die Zehn-Prozent-Regel zu berücksichtigen und das Pensum von Woche zu Woche nicht mehr als zehn Prozent zu steigern.
«Der Körper muss sich allmählich an die zusätzliche Belastung gewöhnen. Das gilt im Übrigen nicht nur für die Sehnen, sondern ganz generell», so der Experte. Wer Tennis oder eine andere Sportart mit einem Schläger ausübt, kann zudem mit einer stützenden Bandage dem sogenannten Tennisarm oder Golferellbogen vorbeugen. Ganz generell ist es hilfreich, sich die technisch korrekten Bewegungsabläufe von einem erfahrenen Trainer beibringen zu lassen, um so Fehlbelastungen, Überlastungen und Reizungen zu vermeiden.
Gar keinen Sport zu machen, ist indes auch keine Lösung. Denn wer nur am Bürotisch, auf dem Sofa oder im Auto sitzt, bei dem verkürzen sich die Sehnen irgendwann. Das führt dazu, dass im schlimmsten Fall sogar ein kurzer Spaziergang zu einer Überlastung und somit zu einer Entzündung führt.
Das hilft Büroangestellten
Ein ergonomisch eingerichteter Arbeitsplatz reduziert das Risiko einer Sehnenscheidenentzündung signifikant. Besonders entscheidend ist, dass Bürostuhl, Schreibtisch und Bildschirm optimal aufeinander abgestimmt werden und dem Arbeitnehmenden erlauben, aufrecht zu sitzen und gerade auf den Bildschirm zu schauen. Eine leichtgängige Tastatur, eine ergonomische Maus und eine Ablage, welche das Handgelenk schont, kann zusätzlich helfen.
Ebenso wichtig ist es, Pausen zu machen, erklärt der Rheumatologe Dr. med. Stephan Bürgin. Pro Stunde Arbeit sollte man sich rund zehn Minuten Zeit nehmen, um eine Pause einzulegen, aufzustehen, sich zu bewegen und zu strecken. Das alleine ist aber nicht genug. Der Experte rät dazu, alle fünf Minuten den Blick für etwa 30 Sekunden vom Computer zu lösen. Das beugt nicht nur allfälligen Sehnenscheidenentzündungen vor, sondern steigert gleichzeitig die Produktivität. «Mikropausen führen dazu, dass man insgesamt konzentrierter ist und die Leistung erwiesenermassen um mehr als die Hälfte zunimmt», so Bürgin weiter.
Das hilft Sehnenscheidenentzündungs-Patienten
Wer bereits unter einer Sehnenscheidenentzündung leidet, sollte die Tätigkeit, welche diese ausgelöst hat, nach Möglichkeit vermeiden oder zumindest drastisch reduzieren. «Wer sich schonen möchte, sollte keinesfalls einfach andere Gelenke und Sehnen überbeanspruchen», erklärt der Rheumatologe. Denn wer etwa bei einer Entzündung des einen Handgelenks plötzlich andauernd die andere Hand nutzt, läuft Gefahr, auch diese überzubelasten und so noch eine zweite Sehnenscheidenentzündung zu entwickeln.
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