Endometriose ist eine gutartige gynäkologische Erkrankung mit verschiedenen Symptomen, die bei etwa 10 bis 15 % der Frauen auftritt und sich insbesondere durch Regelschmerzen äussert. Da die Symptome überaus vielfältig sind, ist die Diagnose häufig schwierig und erst spät möglich. Dr. med. Alexandre Megalo erklärt, weshalb das so ist, und erläutert die Auswirkungen der Endometriose auf den Kinderwunsch und die Frage, wie sie behandelt werden kann.
Was ist Endometriose?
«Früher wusste man nur sehr wenig über die Endometriose und man hat bei der Diagnostik kaum an sie gedacht. Seit etwa 15 Jahren wird sie allerdings häufig in Betracht gezogen, wenn eine Patientin bestimmte Beschwerden hat», merkt Dr. med. Alexandre Megalo zu Beginn an.
Dadurch konnte sich auch unser Wissen über diese Krankheit weiterentwickeln, an der etwa 190 000 Frauen und damit etwa jede zehnte Frau in der Schweiz leiden. So wissen wir heute, dass die Ursache der Endometriose in der Ansiedlung und Ausbreitung von Gebärmutterschleimhaut (Endometrium), die eigentlich nur die Gebämutterinnenwand bedecken sollte, auf der Aussenseite der Gebärmutter liegt. Daher auch der Name Endometriose. Diese innenliegende Schleimhaut überzieht die Gebärmutter und baut sich während des Menstruationszyklus unter dem Einfluss von weiblichen Östrogenen oder Hormonen bis zum Eisprung auf und verdickt sich. Findet keine Befruchtung statt, wird die Schleimhaut, die sich zur Einnistung der Eizelle gebildet hat, abgestossen und über das Menstruationsblut ausgeschieden.
Bei einer Endometriose wird diese Schleimhaut nicht mit dem Menstruationsblut ausgeschieden, sondern bildet kleine Ansammlungen im Unterleib. «Diese Endometrioseherde können sich beispielsweise im Becken, dem Bauchfell, den Eierstöcken, den Eileitern oder dem Ligamentum sacrouterinum befinden. Sie können sich aber auch anderswo ansammeln, zum Beispiel am Darm, der Blase oder am Zwerchfell», erklärt der Mediziner. «Diese Ansammlungen rufen Entzündungen hervor, die während der Menstruation zu zahlreichen schmerzhaften Symptomen führen.»
Viele verschiedene Symptome
Die Endometriose kann auch schmerzfrei verlaufen und wird dann normalerweise zufällig und insbesondere dann festgestellt, wenn die Frau Schwierigkeiten hat, schwanger zu werden. Im Übrigen sind es zumeist genau diese Schwierigkeiten, schwanger zu werden, der Grund dafür, dass Frauen ärztlichen Rat einholen. Ohne Behandlung zerstört diese Krankheit nach und nach das Eierstockgewebe.
Die Anzeichen für diese Krankheit können vielfältig sein, was eine Diagnose manchmal erschwert. In den meisten Fällen klagen die Patientinnen über eines oder mehrere der folgenden Symptome:
- Menstruationsbeschwerden oder Regelschmerzen, die bis zum 2. oder 3. Tag der Periode immer stärker werden und das Wohlbefinden immer stärker beeinträchtigen
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, die bis in den Rücken strahlen können.
- Unfruchtbarkeit: Fast 40 % der Fälle von Unfruchtbarkeit werden unter anderem von Endometriose verursacht
- Rektalblutungen während der Menstruation
- Blut im Urin während der Menstruation
- Verdauungsstörungen und Probleme beim Wasserlassen
- Unterleibsschmerzen
- Nervenschmerzen, wie Ischialgien
- Rückenschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Unregelmässige Blutungen
Beeinträchtigungen im Alltag und der Beziehung
Diese Symptome können extrem schmerzhaft sein und sich schwerwiegend auf das Privat- und Berufsleben der betroffenen Frauen auswirken. «Es kann zu einem Schneekugeleffekt kommen», bestätigt Dr. Megalo. Neben den Schmerzen, die sämtliche privaten oder beruflichen Aktivitäten während der Regel unmöglich machen können, kann die Endometriose auch die Stimmung und die Psyche der Patientinnen schwer belasten. Daher sind Depressionen unter den betroffenen Frauen keine Seltenheit.
Auch das Liebesleben wird belastet, insbesondere dann, wenn die Frau unter Dyspareunie leidet also Schmerzen beim Geschlechtsverkehr empfindet. «Endometriose ist häufig unsichtbar, daher verstehen die Partner von betroffenen Frauen nicht immer, was vor sich geht. Dennoch beeinträchtigt sie das Sexualleben und kann Geschlechtsverkehr sogar unmöglich machen», stellt der Arzt fest. Kein Wunder also, dass diese Krankheit Beziehungen belastet, insbesondere dann, wenn das Paar einen Kinderwunsch hat.
Risikofaktoren
Auch, wenn noch keine wissenschaftliche Erklärung für diese Krankheit gefunden wurde, sind ihre Risikofaktoren bereits bekannt. Meistens erkranken Frauen im gebärfähigen Alter an Endometriose, wobei die Erkrankung im Alter von 25 und 35 am häufigsten auftritt. Erkrankungen in jüngeren Jahren sind selten. Dennoch kann die Krankheit in jedem Alter auftreten, auch nach dem 35. Lebensjahr.
Man weiss, dass es familiäre Häufungen dieser Krankheit gibt. Frauen, deren Mütter an Endometriose erkrankt waren, haben ein erhöhtes Endometrioserisiko als der Rest der Gesellschaft, bei der das Erkrankungsrisiko bei 10 bis 15% liegt.
Auch eine ausbleibende Schwangerschaft stellt einen Risikofaktor dar: «Eine Schwangerschaft stellt eine der besten Linderungsmöglichkeiten bei Endometriose dar, das gilt übrigens auch für die Menopause», merkt Dr. Megalo an. In dieser Phase, in der keine Menstruationsblutung und damit keine Stimulation der Gebärmutterschleimhaut stattfindet, kann die Endometriose den Organismus der Patientin nicht beeinträchtigen.
«Wenn diese eigentlich harmlose Krankheit über einen langen Zeitraum unbehandelt bleibt, kann sie überaus schmerzhaft werden und wie ein Krebs das Eierstockgewebe zerstören. In letzter Konsequenz kann sie zur Unfruchtbarkeit der Frau führen. Durch die Reizung von umliegendem Gewebe durch die Endometrioseherde kann es zur Ausbildung von Narben kommen, die die Eileiter blockieren können.
Schwierige Diagnostik
«Endometriose ist für Nicht-Experten schwierig zu diagnostizieren», erklärt der Mediziner. Darüber hinaus erhalten viele Frauen ihre Diagnose sehr spät, fünf oder sechs Jahre nach dem Auftreten der ersten Symptome.»
Zur Diagnostik werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt. Nach einem ausführlichen Gespräch mit der Patientin, bei dem sie zu ihren Beschwerden und der Vorgeschichte ihrer Probleme befragt wird, wird eine klinische Untersuchung mit Abtasten des Unterleibs durchgeführt, um eine Veränderung der Vagina oder eine Gebärmutterbewegung festzustellen und eine Schwellung des Unterleibs oder der Eierstöcke zu erkennen. Der Ultraschalluntersuch ermöglicht nur den Nachweis von Endometrioseherden auf den Eierstöcken, die entweder als Endometriosezysten oder Endometriome auftreten können. Die MRT oder Magnetresonanztomographie kann Endometrioseknoten auf dem Darm oder auf der Scheidenwand nachweisen.
Eine Blutentnahme kann zur Bestätigung eines Endometriose-Verdachts durchgeführt werden. Dabei wird der Wert von CA125, ein Antigen, das auch als Marker für Ovarialkarzinome dient, im Blut ermittelt. Wenn der Wert erhöht ist, erhärtet dies den Verdacht auf Endometriose. Die laparoskopische Chirurgie ermöglicht es, die Diagnose zu bestätigen und Endometrioseherde zu identifizieren, Knötchen zu entfernen und den Endometrioseverdacht durch anatomische und pathologische Untersuchungen zu bestätigen. Bei diesem Eingriff können auch die Komplikationen beurteilt werden, die diese Krankheit hervorruft. Gleichzeitig handelt es sich dabei auch um die wirksamste Behandlung gegen Endometriose. Laparoskopische Eingriffe müssen von chirurgischen Teams durchgeführt werden, die in dieser Krankheit geübt sind.
Massgeschneiderte Behandlungen für jede Patientin
Angesichts der extremen Variabilität der Symptome und ihrer Intensität sowie der verschiedenen Stellen, an denen Endometrioseherde vorkommen können, muss die Behandlung individuell auf die Patientin zugeschnitten werden. Auch heute noch ist die Krankheit schwierig zu diagnostizieren, mit einer sorgsam durchgeführten Diagnostik und Behandlung können die Symptome aber gemildert werden. Ziel ist es, die weitere Ausbreitung dieser Krankheit zu verhindern und die Symptomatik abzuschwächen.
Mit nichtsteroidalen entzündungshemmenden Medikamenten können die Symptome, nicht aber die Endometriose selbst behandelt werden.
Die laparoskopische Chirurgie wird zum Zeitpunkt der Diagnose häufig vorgeschlagen, um sichtbare Läsionen zu entfernen. Sie ist aber auch die aktuell beste Behandlungsweise, da sie ein präzises Entfernen der Endometrioseherde und eine Behandlung tief liegender Verletzungen der Nerven ermöglicht. «Die Operation kann schnell gehen oder lange dauern – je nach Fall zwischen anderthalb und vier Stunden – da die Herde möglichst vollständig entfernt werden müssen, um ein erneutes Auftreten zu vermeiden, und dabei die befallenen Organe nicht verletzt werden dürfen», erklärt Dr. Megalo und empfiehlt, diese Operation nur von Spezialisten in der Endometriose-Chirurgie durchführen zu lassen.
Eine Hormontherapie mit der Antibabypille oder Gestagenen hilft, Hormone zu regulieren oder ihre negativen Auswirkungen auf die Patientin zu verhindern. Wenn die Eierstockfunktion blockiert werden soll, bietet sich auch eine Verschreibung von Medikamenten aus der Gruppe der GnRH-Analogen an. Dabei handelt es sich um Hormone, die Luteinostimulin freisetzen, die wiederum die Krankheitsherde austrocknen, ohne sie jedoch ganz verschwinden zu lassen.
In seltenen Fällen, beispielsweise bei extremen Schmerzen, wenn alle anderen Behandlungsmethoden versagt haben oder bei anderen Erkrankungen der Gebärmutter, kann der Arzt einen grösseren chirurgischen Eingriff empfehlen.
Behandlung der Unfruchtbarkeit
Eine Unfruchtbarkeit, die durch Endometriose verursacht wurde, wird häufig durch einen chirurgischen Eingriff und anschliessend durch eine medikamentöse Behandlung in Form von Hormonen behandelt, mit denen die Auswirkungen der Endometriose verringert werden sollen. Danach ermöglichen Medikamente eine gezielte Stimulation der Eierstöcke im Zusammenhang mit kontrolliertem Geschlechtsverkehr oder intrauteriner Insemination.
In einigen Situationen kann eine In-vitro-Fertilisation (IVF/ICSI) notwendig sein, um die Unfruchtbarkeit der Patientin zu behandeln. Danach haben die Schwangerschaft und die Stillzeit eine gewisse Schutzwirkung auf die Patientin. Die Veränderungen des Hormonhaushalts, die die Schwangerschaft und die Stillzeit mit sich bringen, können sogar dazu führen, dass die Endometriose langfristig gemildert wird.
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