Die Arbeit auf der Notfallstation ist mitunter ganz schön stressig: Schliesslich kann niemand voraussagen, wie viele Notfälle und mit welchen Beschwerden die Patienten eingeliefert werden. Der Leiter des Notfall Zentrums der Hirslanden Klinik in Aarau gibt einen Einblick in die Arbeitsabläufe der Klinik und verrät, wie das Zusammenspiel zwischen Ärzten, Pflegefachpersonen, administrativen Mitarbeitenden und den Rettungsdiensten funktioniert.
Als Leiter des Notfall Zentrums der Hirslanden Klinik Aarau fungiert Dr. Cyrill Morger seit Januar 2016 als Schnittstelle zwischen Medizin und Management. Er ist sowohl für den reibungslosen Ablauf der medizinischen Betreuung zuständig als auch verantwortlich für die Personalführung, die Ausbildung von Assistenzärzten und jegliche organisatorische Angelegenheiten des Notfall Zentrums.
Die klinische Notfallmedizin hat Dr. Morger schon während seiner Ausbildung interessiert. «Man weiss nie, was der Tag bringt. Ausserdem sind das medizinische Spektrum und die Alterspallette der Patienten sehr breit gefächert. Notfallärzte müssen in der Lage sein, innert kurzer Zeit verschiedene Krankheitsbilder zu erkennen, Diagnosen zu stellen und eine erste Behandlung einzuleiten», erklärt der Mediziner.
Der Patient entscheidet
Ob der Patient zuerst den Hausarzt aufsucht oder direkt in den Notfall kommt, ist ihm selbst überlassen. «Wir sind verpflichtet, jeden zu versorgen, der zu uns ins Notfall Zentrum kommt, auch wenn es sich um einen sogenannten Bagatellfall handelt. Der Patient entscheidet selbst, ob er ein Notfall ist oder nicht», so Dr. Morger.
Zu den häufigsten Notfällen, die Dr. Morger und sein Team im Hirslanden Notfall Zentrum behandeln, gehören Stürze, Sportverletzungen, Rückenbeschwerden, Infekte und akute Verschlechterungen des Allgemeinzustandes – beispielsweise bei einer chronischen Erkrankung.
Medizinische und menschliche Betreuung
Die Mediziner und das Pflegefachpersonal haben auch mit gravierenderen Fällen zu tun. «Diese vergisst man manchmal nicht so leicht», erzählt der Notfallmediziner. «Schliesslich wollen wir die Patienten nicht nur medizinisch, sondern auch menschlich gut betreuen». Empathie ist im Arztberuf wichtig, doch sie darf nicht grenzenlos sein. «Ein Arzt muss sich abgrenzen können, damit er sich genauso professionell um den nächsten Patienten kümmern kann. Bei schwierigen Patienten-Schicksalen hat jeder eine andere Verarbeitungsstrategie. Ich versuche, die Gedanken an belastende Fälle in der Klinik zu lassen. Als Ausgleich verbringe ich möglichst viel Zeit mit meiner Familie und bin gerne in der Natur unterwegs».
Wie im Fernsehen?
Hektisch, chaotisch, voller Blut und überall schreiende Menschen: Viele kennen die Notfallstation nur aus Ärzteserien. «Die Realität sieht glücklicherweise anders aus», betont Dr. Morger. «Klar, es gibt Tage, an denen läuft viel, das Team muss unter Zeitdruck arbeiten und dennoch einen kühlen Kopf bewahren. Pro 24 Stunden behandeln wir hier bei uns in Aarau durchschnittlich um die 25 Patienten», so der Mediziner.
Um eine optimale medizinische Betreuung zu gewährleisten, folgt die Versorgung im Notfall Zentrum standardisierten Abläufen. «Wird ein Patient vom Rettungsdienst eingeliefert, wissen wir bereits über seinen Zustand Bescheid und er kommt direkt in die Behandlungszone. Meldet er sich selbst in der Notfallstation, wird er zuerst am Empfang begrüsst. Eine erfahrene Notfall-Pflegefachperson führt anschliessend eine sogenannte Triage durch. Das ist ein international validiertes Schema mit fünf Stufen. Stufe 1 bedeutet, dass der Patient in akuter Lebensgefahr schwebt. Bei Stufe 5 handelt es sich um eine Bagatelle. Dadurch können sich Ärzte und Pflegefachpersonal rasch einen Überblick verschaffen, wie dringend und in welcher Reihenfolge die Patienten behandelt werden müssen.
Je nach Patientenaufkommen entstehen für weniger akute Fälle Wartezeiten. Wir sind jedoch bemüht, diese so kurz wie möglich zu halten», versichert der Arzt.
Im Notfall Zentrum der Hirslanden Klinik Aarau arbeiten 15 Notfallärztinnen und -ärzte. Bei einfacheren Fällen können die Ärzte des Notfall Zentrums den Patienten selbst versorgen. Handelt es sich aber zum Beispiel um einen Herzinfarkt, dessen Behandlung einen Spezialisten benötigt, wird einer der 190 in der Hirslanden Klinik Aarau tätigen Belegärzte aus dem entsprechenden Fachgebiet hinzugezogen.
«Diese Ärzte arbeiten entweder direkt in der Klinik oder in der Nähe und sind so in der Regel schnell verfügbar. Der Vorteil an einem kleineren Haus wie unserem ist, dass wir uns alle persönlich kennen und so effizient und schnell miteinander arbeiten können.»
So läuft ein Notfall ab:
Top ausgebildet
Um auf einer Notfallstation zu arbeiten, müssen Ärzte breit ausgebildet sein. «Für die Arbeit im Notfall ist es wichtig, einen Überblick der Akutmedizin zu haben, um die Patienten richtig beurteilen und bei Bedarf an Spezialisten weiterleiten zu können. Dazu ist eine gute internistische Ausbildung vorteilhaft», so Dr. Morger. «Auch Kenntnisse aus der Traumatologie und Chirurgie sollten vorhanden sein. Ausserdem besteht eine Fortbildungspflicht. Die Ärzte absolvieren jedes Jahr theoretische und praktische Weiterbildungen», erläutert der Mediziner.
Auf alles vorbereitet
Ist ein Tag auf einer Notfallstation überhaupt planbar? «Natürlich, aber nicht bis ins Detail», meint der Arzt, «schliesslich müssen neben der medizinischen Versorgung auch noch alltägliche Routinearbeiten erledigt werden. Dazu gehören beispielsweise das Auffüllen und Kontrollieren von Material und Medikamenten sowie Reinigungsarbeiten. Schlussendlich bestimmt aber die Anzahl der Notfälle, der Zeitpunkt, in welchem sie eintreffen, sowie der Schweregrad der Fälle den genauen Tagesablauf. «Wir sind also zu einem grossen Teil fremdgesteuert», so Dr. Morger.
An Weihnachten, Neujahr, an Feiertagen und während der Schulferien ist besonders viel los im Notfall Zentrum, da um diese Zeit die meisten Hausarztpraxen geschlossen sind. «Diese Tage fordern das Team immer sehr stark. Den Einsatz unserer Mitarbeitenden an Tagen, an denen andere ihre Freizeit geniessen, schätze ich besonders.» Auf Grossanlässe wie beispielsweise Sportveranstaltungen bereitet sich das Team des Notfall Zentrums Hirslanden Klinik Aarau schon Monate im Voraus vor: «Bei Grossveranstaltungen kann für das Personal eine Ferien- und Abwesenheitssperre gelten, denn wir benötigen jede helfende Hand. Zusätzlich richten wir eine fast-track-line ein, wo ein Arzt und eine Pflegefachperson kleinere Fälle schnell behandeln. So bleibt die eigentliche Notfallstation frei für die schwerwiegenderen Fälle.
Im Notfall zählt jede Sekunde.Wir sorgen dafür, dass Sie in einem Notfall die beste Hilfe erhalten. Erfahren Sie mehr auf unserer Kampagnenseite: www.hirslanden.ch/herz-notfall |