Gebärmutterhalskrebs ist eine der häufigsten Krebsarten bei Frauen im Alter zwischen 40 und 59 Jahren. Dank regelmässigen Vorsorgeuntersuchungen und PAP-Abstrichen zählt die Schweiz jedoch mittlerweile zu den Ländern mit der geringsten Anzahl neu auftretender Erkrankungen weltweit, wie Dr. med. Matti S. Kuronen, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Hirslanden Klinik in Aarau, erklärt. Bei rund 250 Frauen pro Jahr bricht der Gebärmutterhalskrebs tatsächlich aus. In den meisten anderen Fällen lässt sich die Erkrankung schon im Vorstadium behandeln.

Wenn sich das Gewebe im Gebärmutterhals bösartig verändert, ist es häufig eine Infektion mit bestimmten Arten von humanen Papillomaviren (HPV), welche dies verursacht. Mittlerweile wurden über 150 verschiedene HPV-Typen identifiziert, wobei nur ein Teil davon zu der gefährlichen Hochrisikogruppe zählt. Die Viren werden hauptsächlich über direkten Haut- und Schleimhautkontakt, insbesondere also durch ungeschützten Geschlechtsverkehr, übertragen.

Im Umkehrschluss bedeutet eine Infektion mit HPV jedoch nicht zwangsläufig eine bösartige Veränderung des Gewebes. Tatsächlich erkranken rund 70 Prozent aller sexuell aktiven Frauen und Männer im Laufe ihres Lebens irgendwann an HPV. In vier von fünf Fällen wird der Infekt jedoch durch das Immunsystem bekämpft und heilt so aus, ohne je irgendwelche Symptome zu verursachen. In manchen Fällen kann es auch zu gutartigen Veränderungen des Gewebes kommen, die sich etwa in Form von Warzenbildungen im Genitalbereich äussert. Kritisch wird es indes, wenn eine Infektion von Hochrisikoviren chronisch verläuft und so Zellveränderungen provoziert.

Wechselnde Sexualpartner erhöhen das Risiko

Rauchen, Geschlechtsverkehr in sehr jungem Alter, andere sexuell übertragbare Infektionen im Genitalbereich sowie chronische Störungen der Immunabwehr können das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, zusätzlich erhöhen. «Je häufiger man zudem den Sexualpartner wechselt, desto höher ist das Risiko», erklärt Dr. med. Matti S. Kuronen, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Hirslanden Klinik in Aarau. Entsprechend lasse sich eine bestimmte Häufung der Erkrankung bei Frauen im Alter von 20 bis 30 Jahren und ab 50 Jahren feststellen, so der Facharzt weiter.

Neben dem konsequenten Gebrauch von Kondomen empfiehlt die Eidgenössische Kommission für Impffragen zudem eine Impfung gegen die gefährlichsten HP-Viren. Ein vollständiger Schutz ist dadurch zwar nicht gegeben, das Risiko einer Infizierung kann allerdings stark reduziert werden, wie Facharzt Dr. med. Matti S. Kuronen im Beitrag «Der Nutzen einer HPV-Impfung» ausführlich erklärt.

Weil Gebärmutterhalskrebs im Frühstadium keine Symptome auslöst, ist eine frühzeitige Diagnose in erster Linie durch regelmässige Vorsorgeuntersuchungen möglich. Während die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe Frauen in den Zwanzigern empfiehlt, alle drei Jahre ein Screening durchzuführen, rät Facharzt Dr. med. Matti S. Kuronen indes zu Screenings im Jahresrhythmus, um so frühzeitig auf eine potenzielle Veränderung aufmerksam zu werden. Eine Option ist auch die vorsorgliche Entfernung der Gebärmutter bei Frauen über 40, welche ihre Familienplanung abgeschlossen haben, um das Risiko zu reduzieren.

Gebärmutterhalskrebs wird meist im Frühstadium erkannt

Im Rahmen dieser Früherkennungsuntersuchung überprüft der Frauenarzt das untere Ende des Gebärmutterhalses und macht einen Abstrich, den sogenannten PAP-Test, der anschliessend im Labor ausgewertet wird. Bei einem Verdacht auf Gebärmutterhalskrebs ist eine engmaschigere Kontrolle – alle sechs Monate – zu empfehlen. «So kann man die Entwicklung im Auge behalten. Da Zervixkarzinome, wie Gebärmutterhalskrebs in der medizinischen Sprache genannt wird, zudem in der Regel sehr langsam wachsen, ist ein kontrolliertes Zuwarten keineswegs gefährlich», erklärt Dr. med. Matti S. Kuronen. Im besten Fall klingt die Veränderung von selbst innerhalb einiger Monate ab.

Ist dies nicht der Fall, ermöglicht eine Kolposkopie – eine Scheidenspiegelung – eine genauere Diagnose. Hierbei wird ein kleines Gewebestück vom Muttermund entfernt. Neben der Diagnose wirkt eine Scheidenspiegelung zudem gleichermassen therapeutisch, da der Arzt das veränderte Gewebe bei diesem Eingriff direkt entfernt. Ein Grossteil der Frühformen von Gebärmutterhalskrebs kann dank der Vorsorgeuntersuchungen erkannt, behandelt und entsprechend geheilt werden.

Chemotherapien sind kaum je nötig

Bricht der Gebärmutterhalskrebs dennoch aus, stellen die betroffenen Frauen häufig vaginale Blutungen fest, welche teilweise einen unangenehmen Geruch aufweisen. Auch Schmierblutungen nach dem Geschlechtsverkehr sowie Schmerzen im Becken, Kreuz oder Bauch können ein Hinweis auf Gebärmutterhalskrebs sein. Ist der Krebs schon weiter fortgeschritten und hat er in der Folge die Blase oder den Darm befallen, sind auch Blutungen beim Urinieren oder beim Stuhlgang möglich. «Solche Fälle sind in der Schweiz jedoch die absolute Ausnahme. Dank regelmässiger Vorsorgeuntersuchungen wird die Erkrankung sehr viel früher entdeckt, bevor sie solche Symptome auslösen kann», gibt Facharzt Dr. med. Matti S. Kuronen Entwarnung.

Für die Wahl der Behandlung von Gebärmutterhalskrebs ist in erster Linie entscheidend, wie weit der Krebs bereits fortgeschritten ist. In einem Frühstadium kann ein Tumor in der Regel durch eine Operation entfernt werden. Bei fortgeschrittener Erkrankung ist zudem in vielen Fällen die Entfernung der Gebärmutter notwendig. Neben den üblichen Operationsrisiken, die während und nach einem Eingriff bestehen, ist die Entfernung der Gebärmutter weitgehend unbedenklich. «Deshalb kann diese auch bei einer schweren Vorstufe des Krebses eine empfehlenswerte Lösung sein, insbesondere, wenn die Familienplanung schon abgeschlossen ist», so der Facharzt weiter. Sind Blase und Darm bereits befallen, ist im Übrigen eine Chemo- und Strahlentherapie das Mittel der Wahl. «Dies ist jedoch wirklich eine absolute Seltenheit», wie Facharzt Dr. med. Matti S. Kuronen bestätigt.

Weitere Informationen zum Thema Gebärmutterhalskrebs finden Sie unter:
www.hirslanden.ch/gebaermutterhalskrebs