Ski alpin und Snowboard sind die häufigsten Wintersportarten in der Schweiz und jedes Jahr für Tausende von Unfällen verantwortlich. Dieser Artikel informiert Sie über die Risiken der beiden Sportarten und gibt Ihnen entsprechende Tipps, damit Sie die Verletzungen vermeiden und die Wintersportsaison in vollen Zügen geniessen können.

Beim Wintersport ereignen sich jährlich ca. 46 000 Unfälle. Eine fehlende körperliche Vorbereitung erhöht das Verletzungsrisiko deutlich und mit steigender Geschwindigkeit nimmt die Schwere von Verletzungen bei einem Sturz zu. Im Folgenden finden Sie eine Darstellung der häufigsten Verletzungen und einige Tipps, wie Sie diese vermeiden können.

Körperliche Voraussetzungen beim Ski-/Snowboardfahren

Ski alpin ist eine Sportart, bei der Gleiten und Drehen zentral sind: In jeder Kurve, bei jedem Richtungswechsel der Ski kommt es zu Drehbewegungen in den Knien. Dabei werden die Kniebänder stark beansprucht, infolgedessen sind sie bei Stürzen einem starken Verletzungsrisiko ausgesetzt. Dies gilt in noch stärkerem Masse seit dem Aufkommen der Carving-Ski. Hingegen sind beim Snowboardfahren aufgrund der Fixierung beider Beine auf demselben Brett die oberen Extremitäten bei Stürzen am stärksten gefährdet.

Ski-/Snowboardunfälle

Untere Extremitäten:

Bei Stürzen mit den Ski sind die unteren Extremitäten am stärksten gefährdet: Meistens führt ein abrupter Richtungswechsel mit einem Ski zu einer Torsionsbewegung im Bein, was einen Unterschenkelbruch (Schien-/Wadenbein) oder eine mehr oder minder schwere Knieverrenkung zur Folge haben kann.

Knie-Grafik

Legende: 1. Oberschenkelknochen; 2. Kniescheibensehne; 3. Kniescheibe; 4. Knorpel; 5. Kreuzbänder; 6. Innenbänder; 7. Meniskus; 8. Unterschenkelknochen

Knieverrenkung: Das empfindlichste Band ist das Innenband (LCM). Wenn das Knie «nach innen» gedreht wird (X-Beinstellung) und die Gewalteinwirkung stark ist, hat dies stärkere Torsionskräfte und eine Ruptur des vorderen Kreuzbandes (LCA) (siehe Abbildung Anatomie des Knies) zur Folge.

Das vordere Kreuzband ist Teil der «zentralen Drehachse» des Knies und somit für die Ausübung von Drehsportarten wie Skifahren von zentraler Bedeutung. Daher ist in den meisten Fällen ein chirurgischer Eingriff erforderlich.

Die Entscheidung für eine Operation wird mit einem Orthopädischen Chirurgen besprochen und ist von Ihren Erwartungen, Ihrem Alter, Ihren sportlichen Aktivitäten, Ihrer beruflichen Tätigkeit, der Stabilität Ihres Knies und eventuellen weiteren Verletzungen (Meniskus-, Knorpelverletzungen) abhängig.

 

 

 

Beinbruch: Schien- und Wadenbeinbrüche treten meistens oberhalb des Skischuhs, d. h. in Wadenhöhe, auf. In diesem Fall ist eine Notoperation erforderlich, um die Bruchenden zu fixieren. Der Knöchel ist hingegen durch den stabilen Skischuh geschützt und wird nur selten verletzt.

Obere Extremitäten

Beim Snowboardfahren werden im Falle eines Sturzes meistens die oberen Extremitäten verletzt: Die häufigsten Verletzungen sind der Handgelenksbruch und die Schulterverrenkung. Bei einer Handgelenksverletzung sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um Röntgenaufnahmen zu machen und über die Art der Behandlung zu entscheiden. Bei einer Schulterverrenkung (in der Fachsprache Schulterluxation) sind Wiedereinrenkungsversuche auf der Skipiste zu unterlassen, da möglicherweise ein Bruch vorliegt, der durch jede Bewegung verschlimmert werden kann. Der Verletzte muss in ein Notfallzentrum gebracht und die Schulter von einem Facharzt reponiert werden. Eine Ausnahme stellen Personen mit sich wiederholenden Schulterluxationen dar: Diese können ihre Schulter mithilfe einfacher Manöver selbst wieder einrenken.

Kopf: Wenn der Kopf bei einem Sturz mit den Ski mit hoher Geschwindigkeit auf den Boden oder anderswohin prallt oder mit dem Snowboard nach hinten fällt, kommt es zu einem Schädeltrauma. Das Tragen eines Skihelms kann den Schweregrad der Verletzungen verringern. Ein Helm ist daher in jedem Alter dringend zu empfehlen. Bei einem Schädeltrauma mit oder ohne Bewusstseinsverlust sollten Sie sich von einem Arzt untersuchen lassen, damit dieser einen sogenannten «SCAT 3-Test» durchführt, um anhand der Symptome den Schweregrad des Schädeltraumas beurteilen und dieses adäquat behandeln zu können.

Prävention von Skiunfällen

Sowohl bei leichten als auch bei schweren Skiunfällen müssen je nach der Behandlung die sportliche Aktivität und mitunter auch die berufliche Tätigkeit unterbrochen werden. Daher ist die Prävention unerlässlich, sie besteht in einer körperlichen Vorbereitung während 2–3 Monaten vor dem Beginn der Skisaison. Dabei geht es vor allem um Körperbewusstsein und Muskelaufbau.

Körperbewusstsein

Unter Körperbewusstsein oder Propriozeption versteht man die Wahrnehmung der Lage der einzelnen Körperteile. Die Rezeptoren in den Muskeln und Bändern senden unaufhörlich Informationen über die Position unserer Gliedmassen ans Gehirn. Da Skifahren eine Gleitsportart ist, befindet sich der Körper ständig im Ungleichgewicht. Ein gutes Körperbewusstsein hilft Ihnen, die Bewegungen in Sekundenschnelle anzugleichen, um die Kontrolle über die Ski zu behalten, sich an die unterschiedlichen Schneebedingungen anzupassen und nicht zu stürzen.

Das Körperbewusstsein lässt sich mithilfe von Gleichgewichtsübungen am Boden oder auf instabilem Untergrund einfach trainieren. Beginnen Sie das Training Ihres Gleichgewichts im Einbeinstand. Erhöhen Sie anschliessend den Schwierigkeitsgrad, indem Sie sich zunächst beid-, dann einbeinig auf einen instabilen Untergrund, wie einen Gymnastikball oder einen Therapiekreisel, stellen und jede Woche den Schwierigkeitsgrad erhöhen. Aber verletzen Sie sich nicht dabei!

Muskelaufbau

Die meisten Skifahrer verletzen sich bei der letzten Abfahrt am Ende des Tages, wenn die Muskeln erschöpft sind. Dies beweist, dass fürs Skifahren viel Muskelkraft, vor allem in den unteren Extremitäten, aber auch im Rumpf, erforderlich ist. Beim Skifahren müssen die Knie gebeugt sein. Dabei werden der Quadrizeps, die Oberschenkel- und Gesässmuskeln beansprucht. Diese grossen Muskelgruppen sollten daher trainiert und auf die entsprechende Anstrengung vorbereitet werden. Idealerweise sollten Sie die Vorbereitung zwei Monate vor der Skisaison mit zwei Trainingseinheiten pro Woche beginnen. Diese können Sie allein, in einer Gruppe, im Sportverein oder zu Hause absolvieren. Die Kräftigung der Rumpfmuskulatur durch Unterarmstütz- und Bauchmuskelübungen trägt zu einer deutlichen Verbesserung des Gleichgewichts bei und darf bei der körperlichen Vorbereitung aufs Skifahren nicht fehlen.

Für Vorschläge und Übungen zur Vorbereitung auf die Skisaison ist der Blogbeitrag des Konditionstrainers Nicklas Ellegaard zu empfehlen.

Verhalten auf der Skipiste

Sowohl beim Ski- als auch beim Snowboardfahren nimmt die Schwere der Sturzverletzungen mit steigender Geschwindigkeit deutlich zu. Die Grundlage der Unfallprävention besteht demnach darin, seine Geschwindigkeit auf der Skipiste zu kontrollieren, um eigene Unfälle und Kollisionen mit anderen Skifahrern zu vermeiden.

Fazit:

Überlassen Sie nichts dem Zufall und geniessen Sie eine grossartige Skisaison! Beginnen Sie zwei Monate vorher mit der körperlichen Vorbereitung, überprüfen Sie Ihre Ausrüstung und vergessen Sie nicht, sich vor dem Skifahren aufzuwärmen! Auf die Piste, fertig, los!