Langsam werde ich doch etwas nervös. Wie fühlt sich eine Regionalanästhesie an? Und wie läuft das genau im OP ab? Liegt man eigentlich «füdliblutt» auf dem OP-Tisch? Und was, wenn doch etwas schiefläuft? Ich stehe im Aufwachraum der Hirslanden Klinik Aarau. In Kürze werde ich operiert.
Eigentlich habe ich mich auf den Tag meiner OP gefreut. Eine nie richtig verheilte Sprunggelenksverletzung hat mich die letzten drei Jahre fast dauernd mit Schmerzen geplagt. Dank meiner Arbeit für den Hirslanden Blog habe ich in Dr. med. Gabor Cserhati den «Fussdoktor meines Vertrauens» gefunden. Der soll meinen Fuss nun endlich in Ordnung bringen und dort drin etwas aufräumen. Ich schreibe zwar ständig über medizinische Themen und müsste eigentlich etwas abgebrüht sein, aber selbst in Kürze auf dem OP-Tisch zu liegen, geht dann plötzlich doch ans Eingemachte.
Vorbereitung auf die Operation
Ich solle mich umziehen und es mir danach unter der Decke gemütlich machen, bittet mich die zuständige Pflegefachrau im Aufwachraum und reicht mir ein Spitalnachthemd und eine Einwegunterhose im Pantyschnitt. Okay, eine Frage schon halbwegs geklärt. Während ich im Spitalbett liege, misst mir die Pflegefachrau Blutdruck und Temperatur, steckt die Infusion und trifft weitere Vorbereitungen. Und: Sie fordert mich auf, den zu operierenden Fuss mit einem dicken Filzer zu markieren. Zugleich befragt sie mich über meinen Namen und welcher Arzt welchen Eingriff auf welcher Seite vornehmen wird und ob ich irgendwelche Allergien habe. Dieses Prozedere wird sich in der OP-Schleuse und im Operationssaal wiederholen und gehört zur sogenannten «Safe Surgery».
Information über die Teilnarkose
Narkoseärztin Dr. med. Claudia Zobrist kommt an mein Bett und klärt mich verständlich über die bei mir geplante Spinalanästhesie auf. Und sie erklärt mir, wie sich diese anfühlt. Erst ein Picks unten am Rücken, dann einen gewissen Druck, wenn sie das Anästhetikum in den sogenannten Nervenwasserraum spritzt. Darauf würden Wärme und/oder ein Kribbeln in den Beinen folgen, bis schliesslich das Schmerzempfinden komplett ausgeschaltet sei. Bei jedem Patienten wirke die Spinalanästhesie allerdings etwas anders, da unterschiedliche Nervenarten für Schmerz, Tastempfindung und Bewegung zuständig seien. Ich solle also nicht erschrecken, wenn ich zum Beispiel noch Berührungen spüre, das Schmerzempfinden sei auf jeden Fall ausgeschaltet – klingt spannend. Auch das Nachlassen der Anästhesie nach der OP sei sehr individuell. In der Regel wache der Bereich um den Po am spätesten auf. Oha! Doch plötzlich keine Zeit mehr zum Nachdenken: Es geht los.
In der OP-Schleuse
Ich werde mit dem Bett in die OP-Schleuse geschoben, wo ich heute zum ersten Mal meinen Operateur, Dr. med. Gabor Cserhati sehe. Und ein Team weiterer Leute: assistierender Arzt, OP- und Anästhesiefachleute. Ich werde auf den schmalen OP-Tisch umgebettet. Frau Zobrist, die Narkoseärztin, leitet problemlos die Anästhesie ein, so wie sie es mir erklärt hat, und bleibt immer in meiner Nähe. Und zack, zack, aber achtsam schliesst das Team von allen Seiten Gerätschaften an mich an, immer mit einer kurzen Vorwarnung oder einem «Achtung, kalt!». Und schwupp, während schon eine schützende Decke über mir liegt, ist das Nachthemd weggezogen. «Versuchen sie mal das Bein zu heben», sagt Frau Zobrist. Oh, das geht nicht mehr, obwohl ich meine Beine noch zu spüren glaube.
Die Operation
Im OP lässt das Gefühl in den Beinen immer mehr nach. Ich merke aber während der ganzen OP, wie an meinem Fuss herumhantiert wird. Zum Glückt hat mir das Frau Zobrist vorher genau erklärt, sonst hätte ich wohl kurz Panik geschoben. Ich spüre zwar Berührungen, aber null Schmerzen. Während Herr Cserhati schon mit meinem Fuss beschäftigt ist, legt Frau Zobrist noch eine Wärmedecke über meinen Oberkörper – wirklich ziemlich kühl im OP. Sie bleibt die ganze Zeit am Kopfende des OP-Tischs und erkundigt sich fortlaufend nach meinem Wohlbefinden. Das Team im OP ist gut gelaunt und hat einen humorvollen Umgang untereinander. «Hey, das ist fies, ich habe seit über zwölf Stunden nichts mehr gegessen!», muss ich aber intervenieren, als sich das Team genüsslich über einen Kuchen unterhält, den eine OP-Pflegerin mitgebracht hat. Bei OP-Beginn wird es jedoch ruhig und sachlich.
Der Eingriff erfolgt athroskopisch, also nur mit zwei kleinen Schnitten und einer Kamera im Sprunggelenk. So kann ich auf einem Bildschirm zuschauen, was in meinem Fuss passiert. Cool! Herr Cserhati erklärt mir alles, was ich dort sehe und was er macht. Wie er bei den Voruntersuchungen vermutet hat, sind beim Verheilen meiner Bänderzerrungen verdickte Vernarbungen entstanden, die für den Dauerschmerz gesorgt haben. Er zeigt mir diese und «putzt» sie mit einem klitzekleinen Instrument weg. Dann geht der Kamerablick weiter zum sogenannten «Bassett-Ligament», ein kleines diagonales Band im Sprunggelenk. Man kann dieses mit dem Blinddarm vergleichen: Man braucht es nicht wirklich, aber es kann Probleme machen, nämlich indem es einklemmt. Also weg damit. Mit einem Instrument, das aussieht wie ein Krokodil, wird der Störenfried «weggefressen». «Diese Krokodilschnauze ist nur 2 mm breit», erklärt mir Herr Cserhati die Dimensionen auf dem Bildschirm. Unglaublich, dass etwas so Kleines solchen Ärger machen kann.
Nachdem nun alles raus ist, was raus muss, prüft Dr. Cserhati die Stabilität der Bänder und den Zustand der Knorpel. Alles tipptopp, das heisst Instrumente raus, Wunde nähen, Verband drum, fertig. Etwa 40 Minuten, nachdem ich in den OP-Bereich geschoben wurde, bugsiert mich das OP-Personal mit sicheren Handgriffen vom OP-Tisch zurück ins Spitalbett und schiebt mich in den Aufwachraum.
Die ersten Stunden nach der Operation
Im Aufwachraum und später auf dem Zimmer hält die Narkose in den Beinen noch ziemlich lange an. Ganz schräg das Gefühl, wenn ich unter der Decke auf meine Oberschenkel fasse: Wie mindestens ein Zentimeter dicker Schaumstoff. Verwirrt guck ich unter die Decke: Ups, da ist gar kein Schaumstoff! Und ja, der Po erwacht wirklich als letzter …
Am Nachmittag (vor allem nach einem Bündnerteller – juhuu!) geht es mir ganz gut, ich habe nur minimale Schmerzen im Fuss und denke schon ans Heimgehen am nächsten Tag. Aber das liegt wohl noch an der Restnarkose, die gemäss Frau Zobrist in den Sprunggelenksnerven noch ziemlich lange wirken kann. Abends geht der Schmerz nämlich plötzlich heftig los, spätestens nachdem ich das erste Mal kurz aufstehe und das Blut nach unten in meinen Fuss fliesst. Zum Glück steht Pflegefachfrau Lucy schon mit einem starken Schmerzmittel bereit, dass sie direkt in die Infusion spritzt. Ich dürfe nun aber nicht aufstehen. Ich merke auch gleich wieso: Heiliger Bimbam! So müssen sich drei Prosecco ex auf nüchternen Magen anfühlen! Aber es hilft. Die Nacht und der folgende Morgen sind ziemlich übel, der Schmerzmittelkonsum hoch und der Kreislauf eher im Keller. Aber schon ab dem Nachmittag geht es wieder steil bergauf. Einen Tag später darf ich mit Krücken nach Hause.
PS: Diesen Text schreibe ich im Homeoffice, da ich drei bis vier Wochen nach der OP keine allzu grossen Sprünge machen soll. Ich hoffe aber, dass ich bald wieder als «rasende Reporterin» allerlei Spannendes aus den Hirslanden-Kliniken berichten kann.
PPS: Es ist nun drei Monate nach der Operation. Mein Fuss zwickt zwar ab und zu noch ein bisschen, doch so wenige Schmerzen wie heute hatte ich seit über drei Jahren nicht mehr. Ich war im bereits Ski fahren, gehe regelmässig joggen und kann beim Tanzen auch wieder links herum drehen:-)