Im Januar 2016 hat das ehem. Hirslanden Praxiszentrum Düdingen, heute Medbase Düdingen, eröffnet. Auf 1 500 m² erstreckt es sich im ehemaligen Buffetsaal des Hotels Bahnhof und bietet der Bevölkerung des Freiburger Sensebezirks ein erweitertes medizinisches Angebot: Hausarztmedizin, Radiologie, Sprechstunden mit Spezialisten aus den Bereichen Kardiologie, Neurochirurgie, Allgemeinchirurgie und Urologie sowie Ernährungs- und Diabetesberatung. Der Zentrumsleiter, Dr. med. Anton Merkle, gibt uns im Interview Einblick in das Praxiszentrum, dessen Entstehung und blickt auf die ersten sechs Monate zurück.
Herr Dr. Merkle, das Praxiszentrum in Düdingen entstand auf Initiative von lokalen Ärzten und in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Düdingen. Sie waren dabei selbst stark involviert. Berichten Sie uns doch bitte kurz, wie es zur Idee und schlussendlich zur Umsetzung kam.
Dr. med. Anton Merkle: Dazu gibt es drei Hintergründe:
Erstens, die gesundheitspolitische Entwicklung in der Region: Das Spital Tafers, an dem auch ich tätig war, sollte als einziges deutschsprachiges Akutspital des Kantons Freiburg geschlossen werden. Mir war es ein Anliegen, der Bevölkerung weiterhin Zugang zu deutschsprachigen Spitälern zu gewährleisten.
Zweitens war und ist es extrem schwierig, Nachfolger für Hausarztpraxen zu finden. Meinem guten Freund und Kollegen, Dr. Franz Engel, damals 65, ging es auch so. So entstand die Idee, eine Gemeinschaftspraxis in Düdingen zu gründen. Dank meiner jahrelangen Zusammenarbeit mit der Hirslanden Klinik Beau-Site fanden wir mit Hirslanden rasch den richtigen Partner für dieses Vorhaben.
Drittens hatten wir ein riesiges Glück mit dem Standort: Im ehemaligen Buffetsaal des Hotels Bahnhof hatten Jahrzehnte lang Gemeindeversammlungen, Hochzeiten und andere Veranstaltungen stattgefunden. Fast jeder Einwohner Düdingens ist wohl durch irgendein Ereignis mit diesem Saal verbunden. Da er jedoch seit Längerem nicht mehr rentabel war, stiess unser Vorhaben beim Gemeinderat auf offene Ohren. Im Juni 2014 stimmte die Düdinger Bevölkerung mit deutlicher Mehrheit der Umnutzung des Saals in ein modernes Ärztezentrum zu. Nach 9-monatigem Umbau konnten wir im Januar 2016 eröffnen.
Wie ist Ihre Bilanz nach den ersten sechs Monaten?
Dr. med. Anton Merkle: Unser Angebot entspricht einer grossen Nachfrage im Sensebezirk, die wohl in Zukunft weiter ansteigt, weil immer mehr Hausarztpraxen schliessen. Ich denke deshalb, dass wir mit dem Praxiszentrum den richtigen Ansatz verfolgen. Sowohl die Grundversorgung durch Hausärzte als auch die Sprechstunden bei Spezialisten und das Radiologie-Angebot werden sehr geschätzt.
Wie setzt sich Ihr Team zusammen?
Dr. med. Anton Merkle: Unser Team besteht heute aus zehn medizinischen Praxisassistentinnen (MPA) und drei Fachfrauen für medizinisch-technische Radiologie (MTR). Von ihnen sind sechs vollzeitbeschäftigt, der Rest arbeitet Teilzeit, da wir als Arbeitgeber gerade auch für berufstätige Mütter attraktiv sein wollen.
Bei den Ärzten sind wir breit aufgestellt: Allgemeinmediziner und Kardiologen arbeiten hier vor Ort, ebenfalls in Vollzeit- und Teilzeitpensen. Hinzu kommen Spezialisten als Konsiliarärzte, die jeweils nachmittags Sprechstunden anbieten, und zwar für die Fachgebiete Urologie, Chirurgie und Neurochirurgie, demnächst auch Angiologie.
Welche Dienstleistungen bietet das Praxiszentrum im Bereich der Radiologie an?
Dr. med. Anton Merkle: Wir haben eine umfassende Röntgendiagnostik, inklusive Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomografie (CT). Auch hierfür ist die Nachfrage sehr gross, denn die Region war bisher auf diesem Fachgebiet schwach abgedeckt. Das Spital Tafers verfügt zwar über ein CT, jedoch gibt es in der näheren Region kein weiteres MRT. Dazu musste man als Patient früher nach Bern oder Freiburg reisen.
Vier erfahrene Fachärzte für Radiologie der Klinik Beau-Site in Bern beurteilen die Bilder. Diese werden ohne Zeitverlust über eine gesicherte Internetverbindung (Glasfasern) übermittelt, d.h. die professionelle Befunderstellung erfolgt «teleradiologisch» durch die Spezialisten in Bern.
Neben der Hausarztmedizin bietet das Praxiszentrum auch Sprechstunden mit Spezialisten. Welche Fachgebiete decken diese ab?
Dr. med. Anton Merkle: In der nicht-invasiven Kardiologie decken wir dank unserer Infrastruktur praktisch alles ab. Kommt es zu invasiven Eingriffen, arbeiten wir eng mit den Spezialisten der Klinik Beau-Site zusammen.
Unser Chirurg macht vor allem Abklärungen, aber auch kleinere Eingriffe. Verlangt unsere Diagnose einen grösseren Eingriff, braucht es die Überweisung an eine Klinik. Ähnlich läuft es in der Urologie, in der wir mit unserer Infrastruktur sehr viel hier vor Ort abklären können, wie z.B. gestaute Nieren, Nierensteine, Prostatavergrösserungen und vieles mehr.
Auch Abklärungen durch Neurologen und Neurochirurgen werden geschätzt, beispielsweise bei Parkinson- und Hirnschlagpatienten oder zur Beurteilung der Fahrtüchtigkeit. Und dank CT und MRI vor Ort können wir zum Beispiel bei Bandscheibenvorfällen auch Infiltrationen an der Wirbelsäule machen.
Schliesslich bieten wir eine Ernährungs- und Diabetesberatung an: Dabei geht es zum Beispiel darum, dass neu diagnostizierte Diabetiker die Selbstkontrolle erlernen.
Wie eng gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Berner Hirslanden-Kliniken, aber auch mit anderen Kliniken ausserhalb des Hirslanden-Netzwerks?
Dr. med. Anton Merkle: Fast alle Spezialisten, die Sprechstunden im Praxiszentrum anbieten, sind Belegärzte der Berner Hirslanden-Kliniken. Die Zusammenarbeit mit ihnen läuft schon seit Jahren sehr gut. Man kennt sich oft persönlich und weiss, wer auf welchem Gebiet spezialisiert ist. Mit dieser starken Partnerschaft können wir das ganze medizinische Angebot abdecken. Da liegt es nahe, dass die Eingriffe zu einem Grossteil in den Berner Hirslanden-Kliniken stattfinden. Selbstverständlich hat der Patient aber die freie Arzt- und Spitalwahl.
Zudem pflegen wir auch eine gute Zusammenarbeit mit den Hausärzten in Düdingen und dem Sensebezirk.
Weshalb soll ein Hausarzt im Praxiszentrum Düdingen arbeiten?
Dr. med. Anton Merkle: Die Vorteile überwiegen klar, insbesondere für junge Ärzte: Man arbeitet im Angestelltenverhältnis, muss sich nicht in eine Praxis einkaufen, kann sogar Teilzeit arbeiten und hat weniger Risiken und Sorgen, als wenn man selbstständig eine Praxis führt. Der Arzt geniesst eine grosse Unterstützung durch Hirslanden, beispielsweise von IT- bis zu HR-Fragen. Und die Infrastruktur, die wir hier haben, ist wirklich sensationell. Ich hoffe sehr, dass wir bald noch weitere Hausärzte finden, die dies zu schätzen wissen.
Sie kommen ja richtig ins Schwärmen …
Dr. med. Anton Merkle: Ja, mit diesem Praxiszentrum ist wirklich ein Bubentraum von mir in Erfüllung gegangen.
Geben Sie uns bitte einen Blick in die Zukunft des Praxiszentrums Düdingen.
Dr. med. Anton Merkle: Wir möchten noch stärker auf die Bedürfnisse der Bevölkerung eingehen: die Öffnungszeiten erweitern und mit weiteren Hausärzten, MPAs und Fachgebieten unser Angebot ausbauen. Schliesslich verdanken wir der Bevölkerung auch viel, da sie sich klar für das Praxiszentrum entschieden und das Projekt von Anfang an mitgetragen hat.
Besten Dank für das spannende Interview!