Hach, wie oft hätte ich mir einen Dolmetscher gewünscht. Jemand, der mir sagt, was mein Kind gerade braucht.

Es gibt Tage, da fühle ich mich wie Supermom. Alles geht easy von der Hand, ein kleiner Pieps meiner Tochter und ich weiss, was zu tun ist. In Gedanken stelle ich mir vor, wie ich auf einer hohen Klippe stehe, selbstbewusst, mein Supergirl-Cape weht im Wind und mit meinem Super-Gürtel, der die Milch warm hält, immer einen Reserveschnuller beinhaltet und das Nuscheli sicher verstaut.

Doch es gibt auch Tage, an denen ich heimlich weinend im Zimmer sitze, weil meine schreiende Tochter mich gerade um den Verstand bringt. Tage, an denen die Kommunikation überhaupt nicht stimmt und ich daran zweifle, eine gute Mutter zu sein.

Erste-Hilfe-Wörterbuch

Es sind diese zwei Welten, die sich sogar in nur einem Tag wieder finden können. Welten, die zusammen prallen. An diesen Tagen, an denen die Wolken dunkler sind, die Sonne keine Kraft hat zu leuchten, an denen Tagen wünsche ich mir ein kleines Hilfe-Wörterbuch. Eines, das mir sagt, was ich bloss tun kann, damit mein Kind endlich wieder glücklich kichert. Natürlich ist das Kind ein Spiegel. Hab ich keine gute Laune, hat auch mein Kind keine gute Laune.

Also habe ich beschlossen, an den Supermom-Tagen anzufangen, ein kleines «Wörterbuch» zu schreiben. Für mich, für meinen Mann, für die lieben Menschen, die unseren kleinen Schatz ab und an hüten.

Wer weiss, vielleicht helfen auch euch meine Erkenntnisse:

Strampelt und weint, fuchtelt mit den Armen => Hunger oder Durst

Leichtes Weinen, eher ein «Ich möchte nicht weinen, aber langsam stört mich meine Windel»

Strampelt und weint mit ON- und OFF-Momenten => Langeweile oder Einsamkeit

Zupft an den Ohren (meist gefolgt von tierischem Sabbern und Faultier-Syndrom) => Zahnweh

Zupft an den Ohren ohne Sabbern und schreit manchmal => Ohrenweh?

Einschlaf-Geschrei ohne Ende => Wohl zu spät ins Bett gebracht, Überladen, braucht Hilfe beim Einschlafen, Nähe, Singen, gemeinsam Schlafen.

Einschlaf-Geschrei mit ON- und OFF-Momenten => Hat wohl noch Hunger oder Durst.

Übermässiges, fast irres Lachen, findet alles lustig => Ab ins Bett! Sie ist «überfällig»
Hier hat mein Mann eine Theorie: Kinder sind wie diese Silvester-Vulkane. Kurz vor Schluss brennen sie am höchsten, bis sie zusammenstürzen.

Sapperlott, das Geplapper geht los

Jetzt mit mehr als 26 Monaten kann meine Tochter bereits sehr gut mit mir kommunizieren. Sie sagt, was sie will, was sie braucht und was sie gerne tun möchte. Es macht vieles einfacher, auch wenn man sich dann ab und zu einen «Mute»-Knopf wünscht, damit das Geplapper mal für ganz kurz haltmacht.

Letztens hatte ich meine erste «Zurechtweisung» von meiner Tochter erhalten. Nachdem ich sie leicht geschupst hatte im Bett, kniete sie vor mir, ihre Fäustchen geballt in die Hüfte gesetzt, grimmiges Gesicht und ballerte mir die Worte

«Sapperlott Mami, Elisa nöd schupfe»

an den Kopf.  Ich war verdutzt, verblüfft und mega stolz zugleich!

Ein paar Nächte später, sie wollte nicht einschlafen, ein Geschrei, es ging einfach nicht so easy wie sonst, ging ich rein und fragte «Elisa, was isch los? Warum schlafsch nöd?» Sie antwortete:

«Elisa trurig, Mami umarme».

Das Leben wird ein neues, wenn die Kommunikation mit dem Kind beginnt. Heute Morgen erst fragte mich meine Tochter «Mami, guet gschlafe?» Ist das nicht jööö?

Ich freue mich auf weitere lustige und liebevolle Anekdoten, die ich euch berichten kann!