Wenn es einen Konsens über das Muttersein gibt, dann wohl diesen: Nichts im Leben ist vergleichbar mit der Mutterrolle. Dennoch wird man nach einer Geburt ja nicht plötzlich ein komplett anderer Mensch. Mona erzählt heute über die Tage, an denen sie auch mal kurz vergisst, dass sie jetzt ein Mami ist.

Es gibt Tage, da bin ich mit meiner Arbeit wie verschmolzen, da fühle ich mich wie «früher». Diese Tage sind so intensiv, dass ich manchmal vergesse, dass ich Mami bin. Ich bin jemand, der in seiner Arbeit aufgeht, ich brauche sie als eine Art Lebenselixier. Das Mami sein ist wirklich eine tolle Aufgabe, ich lerne viel von meiner Tochter – auch über mich selbst – und ich liebe die Herausforderungen, denen man als Mutter täglich begegnet. Dennoch ist das Mami sein nicht meine Passion.

Jede erlebt anders

Ich habe Freundinnen, für die ist das Mami sein die Erfüllung. Sie gehen darin auf und es scheint immer so, als wäre Mami sein ganz allgemein von einer feenhaften Leichtigkeit. Eigentlich habe ich mir die Erkenntnis nie so ganz zugestanden, dass ich das Mami sein nicht als meine Passion empfinde. Aber nun, wo diese Worte den Weg zu einem weiteren Blogbeitrag finden, sehe ich auch das als eine Tatsache, vor der ich mich nicht verstecken will.

Heute morgen sass ich in meinem Lieblingskaffee Sphères in Zürich und war für einen kurzen Moment kinderlos. Mein Macbook zeigte mir meine Termine vom heutigen Tag, der leckere Duft des frischen Kaffees stieg in meine Nase, ein paar verirrte Vögelchen zwitscherten von einer urbanen Szenerie und die Sonne zeigte sich Stück für Stück. Ich war energiegeladen, gut gelaunt und einfach nur glücklich, dass ich von diesem heilen Stückchen Erde aus arbeiten konnte.

Heile Welt mit Nebengeräuschen

Die Szenerie wurde aber kurzerhand von zwei schreienden Kindern unterbrochen, welche wohl dank einem verpassten Frühstück von Mami in dieses tolle (und ja, auch sehr kinderfreundliche) Lokal mitgenommen worden waren. Mein erster Gedanke beim ersten Gekreische der Jungs war «Oh mein Gott! Jetzt hab ich mal Mami-frei und werde trotzdem nicht von diesem lauten Plärren verschont». Kurzerhand meldete sich die Mami-Seele in mir und meinte «Hey! Du hast selbst ein Kind. Setz die Kopfhörer auf und arbeite. Die sind bald wieder weg.» Erschrocken von meinen eigenen Gedanken-Chat war ich also froh um meine geräuscheliminierenden Kopfhörer – und weiter ging’s mit der Arbeit.

Alles anders als gedacht

Dennoch begleitete mich dieser kurze Exkurs noch den ganzen Tag. Gedanklich distanzierte ich mich von der Tatsache, dass ich mich gestört fühlte vom Kinderlärm. Als ich noch keine Kinder hatte dachte ich immer: Wenn ich selbst mal Kinder habe, werden mich dann die anderen Kinder nicht mehr stören. Das Gekreische und Herumtoben wird mich kalt lassen. Ich werde wohl so etwas wie ein Mami-Gen entwickeln, das mich unempfindlich macht gegen allerlei Handlungen von Kindern, inkl. eine temporäre Lähmung der Geruchsorgane beim Windelwechseln.

Heute kann ich euch sagen: NIX DA! Das einzige was spannend ist: Beim eigenen Kind ist eben doch irgendwie alles anders.