Das Stichwort «Quality Time» wird oft verwendet, um die knapp bemessene Zeit von Vätern mit ihren Kindern zu benennen. Doch hält der Begriff, was er auf den ersten Blick verspricht?

Die meisten werdenden Väter nehmen sich viel vor: sich Zeit für das Kind nehmen, die Partnerschaft nicht vernachlässigen, im Beruf nicht nachlassen und das Hobby nicht aufgeben. Ist das Kind erst mal da, stellen sie überrascht fest, dass der Tag trotzdem nur 24 Stunden hat, die Erwartungen und Anforderungen aber nicht kleiner werden. So kommt es unweigerlich zu zeitlichen Abstrichen.

Da die Arbeitszeit im Beruf festgelegt ist, muss meist woanders «gespart» werden. Und so kommt manch einer auf die Idee, dass Zeit doch etwas Relatives ist und eigentlich die Qualität und nicht die Quantität zählt. Diese Idee wird dann meist bei der Kinderbetreuung umgesetzt: So sieht man an den Wochenenden viele Väter im Zoo, in Indoor-Spielplätzen oder im Freizeitpark. Dagegen ist selbstverständlich nichts einzuwenden. Jede gemeinsame Stunde ist für die Kinder wichtig.

Quality Time funktioniert schon, aber …

Der Begriff «Quality Time» ist aber gefährlich. Oft gaukelt er vor, dass die spektakulären (und oft teuren) Aktivitäten besonders wertvoll sind. Gerade kleine Kinder suchen aber gar nicht so sehr die Action, sondern eher die Vertrautheit und die Geborgenheit bei Papi. Und dies erreicht man, indem man auf dem Niveau des Babys oder Kleinkindes spielt. Kinder lieben es, auf Papis Schoss ein Buch vorgelesen zu bekommen – am liebsten zehnmal das Gleiche. Kinder lieben es auch, ausgekitzelt zu werden. Kinder möchten beim Versteckspielen gesucht und gefunden werden. Und Kinder werden gerne getragen und geschwungen. All das lässt sich prima zu Hause machen.

Für Kinder ist es zudem wichtig, dass sie den Vater in ganz alltäglichen Situationen erleben: beim Einkaufen, beim Tischdecken oder beim Aufräumen. Schliesslicht macht Papi diese Dinge bestimmt ganz anders als Mami. Und das ist einerseits spannend und erweitert andererseits den Erfahrungshorizont des Kindes.

Geborgenheit statt Action ist gefragt

Es sind also die alltäglichen Dinge, die das Kind zwar eine Woche später schon vergessen hat, aber trotzdem wichtig sind und im emotionalen Gedächtnis haften bleiben. Darum gilt in diesem Falle: Quantität geht vor Qualität.

Wenn unter Qualität verstanden wird, dass die Väter in der verfügbaren Zeit ihrem Kind die ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen lassen, dann ist Qualität durchaus wünschenswert. Doch auch hier gilt: je mehr Zeit, desto besser.