Ein spezielles Team von Mitarbeitenden der Klinik St. Anna umsorgt verwirrte, unruhige oder sterbende Patienten. Die Aufgabe erfordert ein grosses Herz und eine starke Persönlichkeit.

«Bitte bleiben Sie einfach bei mir sitzen und halten Sie meine Hand.» Oft hören die Mitarbeitenden der Sitzwache diese Worte und bleiben dann die ganze Nacht am Bett des Patienten. Sie werden auf Wunsch der Angehörigen, der Ärzte, der Pflege oder der Patienten gerufen.

Betreuung Tag und Nacht

Die Klinik St. Anna stellt diese Dienstleistung ihren Patienten bereits seit über zehn Jahren zur Verfügung. Die neun langjährigen Mitarbeiterinnen der Sitzwache haben alle einen pflegerischen Hintergrund, verfügen über die notwendige Lebenserfahrung und entlasten mit ihrem Einsatz die Pflege. Sie werden auf Abruf während der Nacht oder auch tagsüber eingesetzt.

«Hier zählt nicht nur der gewohnte Leistungsausweis, sondern es braucht besondere Menschen, die mit schwierigen Situationen umzugehen wissen und zugleich ein grosses Herz haben», erläutert Erika Rohrer, Pflegedirektorin der Klinik St. Anna.

Thérèse Cattuzzo

Thérèse Cattuzzo – Mitarbeitende der Sitzwache

Enge Zusammenarbeit mit der Pflege

Oft geht es bei den Einsätzen der Sitzwache vor allem um das «Dasein». Zuhören, beruhigen, trösten und mitfühlendes Verständnis gehören dazu wie auch kleinere Pflegeleistungen. Selbstverständlich ersetzen die Sitzwachen nicht die Pflege, sondern sie arbeiten eng zusammen und ergänzen sich. So melden sie gesundheitliche Auffälligkeiten direkt der zuständigen Pflegeperson.

Kleine Wünsche erfüllen

Für Thérèse Cattuzzo, Mitarbeitende der Sitzwache, ist ihre Arbeit eine Herzensangelegenheit: «Mir ist es extrem wichtig, die Würde der Patienten zu wahren. Denn oft ist es für sie sehr schwierig, im Bewusstsein ihrer Situation eine solche Hilfe anzunehmen.» Zu Beginn geht es darum, das Vertrauen der Patienten zu gewinnen und sich auf eine gute und wertschätzende Art näherzukommen. Dank echtem Interesse an den Patienten sowie mit Einfühlungsvermögen gelingt dies fast immer schnell. Die Patienten wünschen oft nur wenig: einen Wacholderwickel, um den Rücken zu erfrischen,  Pomade auf die rissigen Lippen auftragen oder die Kissen wenden.

«Meist geht es darum, die unausgesprochenen, oft kleinen Wünsche zu erkennen», sagt Thérèse Cattuzzo. So hat sie realisiert, dass eine Patientin – sie hatte nur noch wenige Tage zu leben – grossen Wert auf gepflegte Fingernägel legte. Doch während der Zeit im Krankenbett hatte sich der Nagellack praktisch abgelöst. Am nächsten Morgen nahm Thérèse Cattuzzo diese Patientin mit auf die Terrasse und lackierte ihr dort in aller Ruhe die Fingernägel. Erst der Dankesbrief des Ehemannes nach dem Tod der Frau hat ihr aufgezeigt, wie sehr die Patientin diese kleine Geste schätzte.

Oft sind die Sitzwachen für die Verwandten der «letzte Draht» zu den Verstorbenen, und so ist es für sie schön zu wissen, dass ihre Lieben wohlbehütet und nicht alleine «den letzten Weg» gegangen sind. Es ist nicht zu vermeiden, dass auch den Sitzwachen das eine oder andere Erlebnis sehr zu Herzen geht. Darum ist für Thérèse Cattuzzo ihre Familie, das Stricken und Basteln ein wichtiger Ausgleich zu ihrer Arbeit in der Klinik St. Anna. So kann sie das Erlebte gut verarbeiten. Denn die gesamte Arbeit des Sitzwache-Teams läuft selbstverständlich unter der Schweigepflicht.