Interview mit Olga Wagner, Patientenbetreuerin

Die Patientenbetreuung der Radiologie ist eine Tätigkeit, die sich gut für Einsteiger im Gesundheitswesen eignet. Im Jahr 2013 wurden deshalb auch explizit Quereinsteiger für die Radiologie der Klinik Hirslanden gesucht. Olga Wagner ist eine dieser Quereinsteigerinnen. Im Interview erklärt sie, wie sie den Umstieg von der Verwaltung ins Spital erlebt hat.

Frau Wagner lebte bis vor zwei Jahren noch in Russland. Nach ihrem Universitätsabschluss in Sankt Petersburg in «Staats- und Gemeindeverwaltung» war sie ca. elf Jahre als Beamtin tätig. In der Schweiz angekommen, absolvierte sie einen einjährigen Deutschintensivkurs und ergriff danach ihre Chance, als Quereinsteigerin in der Radiologie der Klinik Hirslanden zu arbeiten.

Was ist bei der Einarbeitung in die Patientenbetreuung besonders wichtig?

Die Abteilung legte von Anfang an auf vier Dinge grossen Wert, die mich bis heute begleiten:

  • Verantwortung übernehmen
  • Einfühlungsvermögen zeigen
  • offen sein
  • geduldig sein

Diese Grundsätze haben mir sehr geholfen, den Einstieg zu finden.

Was hast du zu Beginn als schwierig erlebt?

Da ich frisch aus Russland kam, hatte ich Probleme mit der Sprache. Ohne Kenntnisse im Gesundheitswesen war es ausserdem schwierig, die medizinischen Begriffe zu erlernen. Am Anfang stand ich immer unter Druck, alles so schnell wie möglich zu lernen. Zum Glück gelang mir das auch dank der Hilfe meiner Teamkollegen.

Wie ist dein Fazit nach einem Jahr bei Hirslanden?

Ich fühle mich sehr wohl und aufgehoben in meinem Team und bei der Arbeit mit den Patienten. Meine Deutschkenntnisse sind viel besser geworden und somit habe ich auch schon eines meiner Ziele erreicht. Das Gebiet ist sehr interessant. Wenn man sich nicht mit dem menschlichen Organismus befasst, erfährt man nie, wie faszinierend so ein Körper ist. Ich möchte gerne auch noch tiefer in die Radiologie eingeführt werden und mehr erfahren.

Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei dir aus? Beschreibe mir deine Aufgaben in einigen Sätzen.

Die Hauptaufgabe einer Patientenbetreuerin ist, die MTRAs zu unterstützen. Wir betreuen die Patienten, das heisst wir rufen sie auf, wir erklären ihnen, wie die Untersuchung abläuft und wir bereiten sie vor. Ausserdem quittieren wir die Leistungen, damit eine korrekte Abrechnung der Untersuchung gewährleistet werden kann. Jeden Tag sind wir in einem anderen Gebiet eingeteilt (Ultraschall, 5 MRIs und CTs). Je nach Einteilung sind auch die Arbeiten unterschiedlich.

Welches Gebiet findest du besonders interessant?

Das Gebiet des MRIs finde ich am interessantesten. Dort kann man live zuschauen, wie zum Beispiel ein Herz schlägt oder sich der Darm bewegt.

Was macht dir an deinem Job am meisten Spass?

Der Umgang mit den Patienten bereitet mir am meisten Freude. Jeder Mensch bringt eine eigene Geschichte mit sich und auf jeden Patienten muss man anders eingehen. Ich habe gelernt zu sehen, mit welchen Personen der Umgang leichter ist und mit welchen schwieriger, bei welchen Patienten man sich einen Spass erlauben kann und bei welchen man mehr Feingefühl zeigen muss. Letztlich soll sich jeder Patient verstanden und wohl fühlen.

Welche Einschränkungen bringt der Job mit sich?

Keine. Ich finde, man soll in allem etwas Gutes sehen – bei der Schichtarbeit zum Beispiel: Wenn ich Frühdienst habe, habe ich nach der Schicht noch Zeit, Dinge zu erledigen. Beim Spätdienst kann ich dafür länger schlafen. Wir haben auch keine Wochenend- oder Nachtdienste, was ein zusätzlicher Pluspunkt ist.

Was ist für dich ein spannender oder spezieller Moment in deiner Arbeit?

Jedes Mal, wenn ich einen Zugang lege, was zur Vorbereitung für die Untersuchungen gehört, ist das ein spezieller Moment für mich. Anfangs hatte ich riesige Angst davor und deshalb bin ich umso stolzer, dass ich es jetzt beherrsche. Ich werde mich auch immer an meinen Schnuppertag und meinen ersten Arbeitstag bei Hirslanden erinnern. Es war alles so neu, die Geräte, die Begriffe, die Menschen und die ganze Atmosphäre. Das hat mich sehr geprägt und fasziniert.

Hast du oft die Gelegenheit, deine Muttersprache zu nutzen?

Ja, ich darf alle russischen Patienten betreuen. Für sie ist es auch ein grosser Vorteil, da sie sich so wohler fühlen und in ihrer eigenen Sprache sprechen können. Zufälligerweise habe ich einmal einen russischen Patienten getroffen, der mit meinem ehemaligen Chef aus Sankt Petersburg zusammenarbeitet.

Wie hat sich die Lage in diesem Jahr verändert?

Am Anfang waren wir nur zwei Patientenbetreuer und heute sind wir schon zu siebt. In dieser Zeit war ich nur für den Ultraschall zuständig, doch heute arbeite ich in allen Bereichen.

Wie siehst du deine Zukunft?

Im Jahr 2015 werde ich die Ausbildung als MTRA in Angriff nehmen, um noch einen versierteren Blick in die Radiologie zu erhalten. Auch wenn es ein Zufall war, dass ich im Gesundheitswesen gelandet bin, bin ich sehr froh darüber und möchte auch weiterhin in diesem Bereich tätig sein.

Hast du geplant, irgendwann nach Russland zurückkehren?

Der Wechsel in die Schweiz ist mir leicht gefallen. Mir gefällt, wie gut hier alles organisiert ist und ich fühle mich sehr wohl. Daher ist auch kein Umzug geplant. Natürlich gibt es einige Dinge, die ich an Russland vermisse. Auch meine Familie und meine Freunde leben noch dort. Doch ich habe viel Kontakt zu ihnen und besuche sie so oft wie möglich.

Möchtest du abschliessend noch etwas sagen?

Ich habe ein sehr gutes Team und mit der Arbeit bin ich überaus zufrieden. Eine solche Chance, wie ich sie bekommen habe, ist nicht selbstverständlich und deshalb bin ich sehr dankbar dafür. Ich bin gespannt, was die Zukunft bringen wird.