Die Unterscheidung nach Farben dient bei Babys eigentlich der Geschlechterkennzeichnung. Schliesslich sieht man den Kleinen das Geschlecht oftmals nicht auf den ersten Blick an. Doch ist diese Farbzuordnung überhaupt noch zeitgemäss?

Während der Schwangerschaft, als wir noch nicht wussten, ob wir ein Mädchen oder einen Jungen bekommen würden, einigten wir uns bei der Einrichtung und grösseren Anschaffungen auf neutrale Farben. So fielen Möbel, Babywagen, MaxiCosi und Co. in Weiss, Schwarz, Beige und weiteren schönen Naturtönen aus.

Bequemlichkeit geht vor

Auch bei den Kleidern setze ich gerne auf neutrale Farben. Ich kleide meine kleine Prinzessin oftmals gar nicht mädchenhaft, sondern so, dass Madame sich wohl fühlt und bequem strampeln kann. Das wären dann Body, bequeme Höschen, Socken und evtl. noch ein Sweatshirt oder ein Jäckchen darüber ­– und fertig ist die Dame. Klar, Röckchen sind unglaublich süss, aber als Neu-Mami stellt man sehr schnell fest, welche Kleider nicht nur süss, sondern vor allem bequem und praktisch sind.

Rosa war männlich

Vor Pink und Rosa schreckte ich anfangs gar zurück, musste mir jedoch eingestehen, dass Nia ein sanftes Rosa ausgezeichnet steht, vor allem in Kombination mit Grau. Es verleiht ihr einen frischen Teint und lässt ihre grossen, blauen Augen noch mehr strahlen. Bestimmt würde auch Babyblau wunderbar zu ihr passen. Letztens ertappte ich mich jedoch dabei, wie ich hellblaue Wolle begutachtete und sie gleich wieder zurücklegte, weil man Nia damit automatisch für einen Jungen halten würde. Da musste ich über mich selbst lachen.

Erstaunlicherweise galt vor den 1920er-Jahren Rosa noch als männlicher und Hellblau als weiblicher Babyfarbton. Damals assoziierte man Rot mit Blut und Kampf. Blau galt als die Farbe Marias. Erst nach dem ersten Weltkrieg änderte sich diese Anschauung und Blau wurde zum Inbegriff der Arbeits- und Männerwelt.

Klassische Rollenbilder im Spielzeugladen

Doch woher kommt eigentlich der Wunsch nach Kennzeichnung? Vielleicht gründet dies in Zeiten, in denen es noch eine existenzielle Rolle spielte, ob man einen Sohn oder eine Tochter zur Welt brachte. Heute spielt es – leider längst noch nicht überall auf der Welt –  keine Rolle mehr, ob ein Mädchen oder ein Junge die Familie bereichert. Weiter steht es jedem frei, wie er sein Kind kleiden und ausstatten möchte. Für mich gilt: ob Rosa, Blau oder eine andere Farbe – Hauptsache, es gefällt und das Kind fühlt sich wohl in seiner Kleidung.

Was mich jedoch ein wenig kritisch stimmt, ist die Tatsache, dass Spielzeughersteller noch immer sehr klischeehaft produzieren. Im Laden steht man somit rasch zwischen dem mit pinken Puppen überfüllten Regal und dem Gestell mit blaugrauen Lego-technic-Schachteln. Oder man findet den Body mit den rosa-violetten Blümchen neben dem blauen Traktor. Bereits bei den Kleinsten wird damit nach Mädchen- und Jungsinteressen unterteilt. Für Nia wünsche ich mir jedoch möglichst viele unterschiedliche Erfahrungen, unabhängig von den geschlechtsspezifischen Klassifizierungen, die sich in unserer Gesellschaft manifestiert haben.

In einem Artikel, welcher kürzlich auf www.20min.ch erschienen ist, wurde das Thema „rosa vs hellblau“ diskutiert und man erfährt darin auch den ganzen geschichtlichen Hintergrund dieser „Farbdiskussion“.