Die Bindung zwischen Eltern und ihren Kindern ist etwas vom Schönsten, was es gibt. Sie macht aus Partnern mit Kindern erst eine richtige Familie. Die Beziehung ist hoch komplex und will vorsichtig aufgebaut und gepflegt sein.

Gleich nach der Geburt wird das Neugeborene auf den Bauch der Mutter gelegt, wodurch die Bindung (auch „bonding“ genannt) beginnt. Sollte der frühe erste Kontakt nicht möglich sein, ist nichts verpasst, denn eine Bindung kann auch später folgen. Nicht selten erleben vor allem Männer die Geburt nicht als das beglückendste Erlebnis, als welches es manchmal dargestellt wird. Manche haben anfangs Mühe, herzlich und liebevoll auf das Baby einzugehen. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen – es gibt keinen Zwang zum Glücklichsein. Nehmen Sie sich Zeit, Ihr Kind kennenzulernen. Sie werden sehen, wie sich schnell eine innige Verbundenheit einstellt.

Bindung hat Einfluss auf die spätere Entwicklung

Die Wissenschaft unterscheidet vier verschiedene Arten von Bindungen:

  1. die sichere Bindung
  2. die unsicher-vermeidende Bindung
  3. die unsicher-ambivalente Bindung
  4. die desorientierte Bindung

Sicher gebundene Kinder haben bessere Voraussetzungen bezüglich ihrer zukünftigen Kommunikationsfähigkeit, kognitiver Leistungsfähigkeit und der Leistungsmotivation.

Das Verhalten der Eltern wird dabei folgendermassen charakterisiert:

  1. Sichere Bindung: Feinfühlige Wahrnehmung des Kindes und seiner Bedürfnisse, prompte und zuverlässige Reaktionen und hohe Verlässlichkeit
  2. Unsicher-vermeidende Bindung: Distanzierte Beziehung, Ablehnung gegenüber negativen Emotionen des Kindes
  3. Unsicher-ambivalente Bindung: Unvorhersehbare Reaktionen, mal herzlich und liebevoll, mal ablehnend und distanziert
  4. Desorientierte Bindung: Misshandlung des Kindes, oft aufgrund eigener Misshandlungserfahrung

Aber bitte kein Druck!

Heute versuchen viele Eltern, so perfekt wie möglich zu sein. Dabei setzen sie sich selbst gewaltig unter Druck, welcher meist kontraproduktiv wirkt. Nur weil Sie mal nicht sofort auf das Kind reagieren oder ob seinem Geschrei genervt sind, heisst das noch lange nicht, dass Sie eine unsichere Bindung zu Ihrem Kind haben. Die oben beschriebenen Verhalten prägen eine Bindung, wenn sie dauerhaft und über längere Zeit bestehen.

Haben Mütter eine von Natur aus stärkere Bindung zu ihrem Kind?

Nein. Das ist wissenschaftlich belegt. Die Intensität der Bindung hängt ausschliesslich von der gemeinsam verbrachten Zeit und der Art, wie die Bindung aufgebaut wird (siehe Bindungstypen), ab. Natürlich haben Mütter durch das Stillen meist einen kleinen Vorsprung, aber wenn sich die Väter ebenfalls engagiert um den Säugling kümmern, haben sie bald eine ebenso starke Bindung wie die Mütter.

Was können Sie tun?

Obwohl die Bindung ein komplexes Zusammenspiel von Verhalten, Reaktionen, Emotionen, aber auch Hormonen ist, gibt es einige einfache Empfehlungen, wie Sie die Bindung zu Ihrem Kind stärken können:

  • Tragen Sie Ihr Kind so oft und so nah am Körper wie möglich. Im Kinderwagen kann Ihr Kind Sie sehen und hören, aber weder spüren noch riechen.
  • Wickeln Sie Ihr Baby und nutzen Sie diese Zeit der Zweisamkeit für «Gespräche», Spielen, Liebkosungen.
  • Legen Sie sich zu Ihrem Kind, wenn es schlafen soll, oder auch, wenn es schläft. Es nimmt Sie trotzdem wahr.
  • Bleiben Sie ruhig, wenn Sie von Ihrem Kind genervt sind, weil es viel schreit, nicht schlafen will oder Dinge tut, die Sie nicht mögen. Nehmen Sie sich lieber ein Minute Auszeit, verlassen das Zimmer, schnappen frische Luft, als dass Sie Ihr Kind anschreien.