Mit einem Baby entdeckt man die Welt mit anderen Augen. Und auch die Umwelt reagiert anders. Da gibt es die älteren Frauen im Supermarkt und im Tram, die das Kleine gerne betrachten möchten. Schöne Begegnungen mit wildfremden Omas, die gerne von früher erzählen. Dann gibt es die etwas spezielleren Erlebnisse.

Unser Sohn findet Verkäuferinnen sehr interessant. Er beäugt sie jeweils intensiv, setzt sein charmantestes Lächeln auf und zeigt stolz seine ersten beiden Zähnchen. Das bleibt natürlich nicht unbemerkt und er lässt die Herzen schmelzen. Zum Beispiel in der Weihnachtszeit. Baby sitzt im Kinderwagen. Ich bin abgelenkt, schaue mir etwas aus den Regalen an. Bis ich die Verkäuferinnen an der Kasse höre: Oh schau mal, er hat mich angestrahlt! Ich schaue meinen Sohn an. Der Kleine sitzt glucksend im Wagen, lacht und dreht sein Köpfchen immer wieder verlegen weg. Zwei Tage später bin ich alleine im selben Geschäft und stelle mich in eine der vier Schlangen vor den Kassen an. Ich bin an der Reihe, da fragt eine Verkäuferin rechts aussen, ob der Strahlesohn heute nicht dabei sei. Ich schaue hoch und merke, sie meint mich. Ich verneine und grinse. Der kleine Charmeur hat wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Ein Schreck – und eine unerwartete Überraschung

Und da war dieser sonnige Nachmittag während des Zürcher Filmfestivals. Beim Einkaufen an der Bahnhofstrasse wird mein Geldbeutel gestohlen, wohlgemerkt aus der geschlossenen Wickeltasche über der meine Jacke lag. Wie auch immer das passieren konnte. Begebe mich auf die Suche im zuletzt besuchten Geschäft. In der Zwischenzeit verlangt der Kleine lauthals schreiend nach Milch. Das hat Vorrang. Wir setzen uns auf eine Bank in der Sonne und Junior saugt an seiner Milchflasche während ich parallel telefonisch die Kreditkarte sperren lasse.

Dann spaziert Lionel Richie vorbei. Ja richtig. Lionel Richie. Lacht uns an, hebt kurz seine Sonnenbrille und sagt „Hello“ (leider it’s not you I’m looking for). Lionel Richie spaziert weiter. Mit Baby und Flasche und Telefon sitze ich auf der Bank und schaue ihm nach. Dann Telefonanruf von einem anderen Geschäft, das ich nicht besucht hatte: Geldbeutel in einer Tüte auf einem Wühltisch gefunden. Wir gehen schnurstracks in dieses Geschäft, wo uns die nette Verkäuferin den Geldbeutel übergibt. Geld weg, alle Karten noch da. Animiert durch die Musik im Geschäft strahlt mein Sohn die Verkäuferinnen an – und diese zurück. Manchmal gibt es Tage …