Viele Eltern erleben die Geburt des eigenen Kindes als ein Ereignis der Freude, des Stolzes und der Krönung der Partnerschaft. Mit der Geburt verändert sich jedoch der Alltag von Eltern um 180 Grad: Plötzlich ist man nicht mehr zu zweit, sondern zu dritt und hat ein Neugeborenes, das viel Zeit, Aufmerksamkeit und Energie beansprucht.
Diese Veränderung im Alltag ist für viele Paare eine (unerwartet grosse) Herausforderung und beeinflusst auch die Partnerschaft: Ungefähr zwei Drittel der Paare berichten, dass die Partnerschaftzufriedenheit durch die Geburt eines Kindes abnimmt. Die Beziehungszufriedenheit im Übergang zur Elternschaft hängt laut Studien unter anderem mit folgenden Faktoren zusammen:
- Weniger Zeit als Paar: Mit der Geburt ist plötzlich ein weiteres Familienmitglied da, das viel Aufmerksamkeit einfordert.
- Rollenaufteilung: Die Aufteilung der Hausarbeiten und der Kinderbetreuung ist oft anders, als sich die Paare das vornehmen.
- Veränderte Kommunikation: Gespräche drehen sich oft um das Kind und nicht mehr um Wünsche, Bedürfnisse oder Anliegen der einzelnen Partner oder des Paares. (Lesen Sie zum Thema Kommunikation demnächst einen eigenen Beitrag auf unserem Blog.)
- Schlafmangel: Dieser führt häufig dazu, dass unangenehme Charaktereigenschaften freigelegt werden und man gereizter oder schnippischer auf Äusserungen des Partners reagiert.
- Sexualität: Bereits während der Schwangerschaft kann sich das Bedürfnis nach Nähe sowohl beim Mann als auch bei der Frau sehr stark verändern.
In diesem ersten Beitrag möchte ich auf das Thema „Zeit als Paar“ eingehen:
Zeit finden
Ein kleines Kind erfordert viel Aufmerksamkeit, Zeit und Nähe. Das bedeutet, dass viele (Freizeit-)aktivitäten und Gewohnheiten, welche vor der Geburt üblich waren, nicht oder seltener aus- bzw. fortgeführt werden können.
Nicht nur die individuell verbrachte Zeit wird weniger nach der Geburt eines Kindes, sondern auch die Zeit als Paar. Doch gemeinsam verbrachte Zeit ist die Grundvoraussetzung für eine zufriedene Partnerschaft. Fehlen gemeinsame Zeit, Erlebnisse und Gespräche, können sich die Partner immer fremder werden.
Schaffen Sie sich deshalb immer wieder Inseln im Alltag, um gemeinsam Zeit zu verbringen. Sie müssen nicht jedes Mal etwas Grossartiges und Spezielles unternehmen ‑ wichtig ist, dass Sie sich beide wohl fühlen und es geniessen können.
Zeit zu zweit geniessen (auch trotz schlechten Gewissens)
Organisieren Sie einen Babysitter, um alle paar Wochen gemeinsam auszugehen. Es ist natürlich, dass Sie dabei an Ihr Kind denken oder vielleicht sogar ein schlechtes Gewissen haben. Versuchen Sie trotzdem, die kinderfreie Zeit zu geniessen, sprechen Sie darüber, wie es Ihnen geht und welche Visionen Sie haben anstatt über ihr Kind (das machen Sie im Alltag schon genug). Nutzen Sie diese Zeit auch, um sich über das auszutauschen, was Sie bewegt und freut und was Sie sich wünschen. Dies sind die Momente, die Nähe und Verbundenheit erzeugen und Sie als Paar stark machen.
Weitere Ideen oder Inputs für Momente zu zweit:
- Sie haben zum Beispiel an einem 11. geheiratet? Dann machen Sie doch immer den 11. des Monats zum Paarabend.
- Auch kurze, unspektakuläre Unternehmungen sind goldwert, zum Beispiel 1.5 Stunden einfach gemeinsam etwas trinken gehen.
- Bauen Sie kleine Rituale in den Alltag:
- Bevor Sie schlafen gehen, erzählt jeder, wie sein Tag war: Was war das Schönste, was das Stressigste, das man erlebt hat?
- Versuchen Sie, einmal im Tag gemeinsam zu essen.
- Sprechen Sie kurz miteinander, bevor der eine oder beide am Morgen das Haus verlassen: Was steht heute auf dem Programm?
Haben auch Sie Tipps oder Rituale, wie Sie Zeit zu zweit finden und geniessen? Wir sind gespannt auf Ihre Inputs.