Wie entdecken Babys und Kleinkinder die Welt? Wie lernen sie, was denken sie und wie handeln sie? Diese und weitere Fragen erforscht der Lehrstuhl Entwicklungspsychologie des Psychologischen Instituts der Universität Zürich. Dazu beobachten sie das Spiel- und Blickverhalten von Kindern zwischen drei Monaten und sechs Jahren.

Einige Zeit nach der Geburt unseres Sohnes erhielten wir ein Schreiben vom Lehrstuhl Entwicklungspsychologie. Wir wurden angefragt, ob wir Interesse hätten, mit unserem Sohn an einer ihrer Studien teilzunehmen. Wir waren nicht abgeneigt – zumal die Entwicklung eines so jungen Menschen unglaublich eindrücklich ist.

Unterschiede zwischen familiär betreuten und fremd betreuten Kindern

Anfang Dezember also setzte unser Sohn zum ersten Mal sein Füsschen in eine Universität. Und es gefiel ihm. Der Aufzug ist ohnehin ein Erlebnis, die vielen Knöpfe – und der unterste, gelb leuchtend mit einer Glocke als Symbol macht sogar Geräusche, wenn man ihn drückt! Er tappt durch die langen Korridore, bleibt stehen, winkt da und dort in die offen stehenden Büros und spaziert frisch fröhlich weiter zu den Räumen für die kleinen Weltentdecker. Wir nehmen an einer Studie teil, die den Einfluss der Betreuungssituation auf die Entwicklung von Kindern zwischen 17 und 19 Monaten und zwischen 23 und 25 Monaten untersucht. Die Studienleiter möchten herausfinden, ob sich familiär betreute Kinder von fremd betreuten Kindern in den Bereichen Kognition, Motorik und prosoziales Verhalten unterscheiden.

Malen, Klötze stapeln, Ball werfen

Mit der Studienleiterin Rebecca Pauly gehen wir in das Studienzimmer und sie beginnt mit der Kennenlernphase. Unser Kleiner macht sich vertraut mit ihr und testet die vorhandenen Spielsachen. Pauly erklärt mir den genauen Studienablauf und schon beginnt die knapp 30-minütige Studie. Der Kleine sitzt am Tisch und soll verschiedene Spielereien nachmachen: Zuerst malen, dann aus kleinen Klötzen etwa einen Zug oder Turm nachbauen. Zwischendurch dreht er sich zu mir um und winkt mir grinsend zu. Irgendwann langweilen ihn diese Aufgaben. Er möchte runter vom Stuhl.

Es geht weiter mit Übungen auf dem Boden. Unter anderem soll er einem Klebestreifen entlanggehen: vorwärts, rückwärts, seitwärts. Und eine Treppe hinaufsteigen, wo er Tiermagnete anbringt. Ich bin die ganze Zeit anwesend und verkneife mir hin und wieder ein Schmunzeln. Da sitzt unser kleiner Mann, babbelt vor sich her und macht nicht alles mit, was ihm vorgezeigt wird. Ihn interessieren vor allem die Trennwände aus Metall, die als Raumteiler aufgestellt sind. Immer wieder klatscht er mit seinen Patschhändchen dagegen. Dann hat er genug von all den Übungen und geht zur Tür. Die Studie ist beendet und er erhält für die Teilnahme eine Urkunde und ein Tierbuch. Mein kleiner grosser Weltentdecker! Ich bin gespannt auf die Resultate der Studie, die Ende 2014 publiziert wird.

Aktuelle Studie zum Spracherwerb

Aktuell läuft zudem eine Studie zum Spracherwerb der schweizerdeutschen Sprache mittels Online-Fragebogen. Sprachen sind in der Schweiz ein wichtiges Thema. Die Frage, wie Kinder Schwiizerdütsch lernen, ist bisher jedoch noch nicht systematisch erforscht worden. Das heisst, man weiss eigentlich nicht, wann Schweizer Kinder welche Wörter sprechen und verstehen können. Die vom Entwicklungspsychologischen Lehrstuhl an der Universität Zürich ins Leben gerufene Studie untersucht, in welcher Reihenfolge Kinder Wörter und grammatikalische Regeln der schweizerdeutschen Sprache lernen. Mitmachen können Kinder zwischen 18 und 30 Monaten.

Quelle

Mitmachen

Der Lehrstuhl führt Studien mit Kindern im Alter von 3 Monaten bis 6 Jahren durch – falls sie auch mitmachen möchten:

Studienergebnisse der letzten Jahre

Die Ergebnisse aller Studien werden jeweils Ende Jahr in einem Newsletter publiziert.