Die Ruhe kann sich von einer Sekunde auf die andere in Hektik auflösen. Sonia Hafid, Pflegefachfrau auf der Intensivstation an der Hirslanden Clinique Cecil, erzählt, was ihren Alltag so besonders macht.

Noch war doch alles so ruhig. Sonia Hafid, Pflegefachfrau auf der Intensivstation an der Clinique Cecil, scherzte hinter der Stationstheke mit Omar Safir, dem medizintechnischen Leiter, während die Herzrhythmuskurven an den Bildschirmen ruhig ihre Hügelskylines zeichneten. Und plötzlich ist die ganze Station auf den Beinen: Eine etwa 50-jährige Patientin, die gerade eine schwere Herzoperation hinter sich hat, muss mobilisiert werden. Gleichzeitig funktioniert in der Koje nebenan bei einem älteren Herrn, der am Thorax operiert wurde, der arterielle Katheter nicht mehr richtig. Hafid und Safir beugen sich über den Patienten und bringen den Katheter wieder zum Funktionieren. Und jetzt ist wieder alles ruhig. «Man sieht kurz weg, und schon geht es einem Patienten, dem es eben noch gut ging, schlecht», sagt Sonia Hafid, eine dynamische 29-jährige Pflegefachfrau, und lacht. «Solche Turbulenzen gehören hier zum Alltag.»

Zwischen Leben und Tod

Die Clinique Cecil, die seit 1990 zur Hirslanden-Gruppe gehört, ist in einem ehemaligen Hotel nahe dem Lausanner Bahnhof untergebracht. Im Grand Salon lässt sich noch die Grandezza des Fin de Siècle erahnen. Doch auf der Intensivstation im Untergeschoss ist davon nichts zu spüren. In den sieben Betten werden Patienten gepflegt, die oft zwischen Leben und Tod schweben.

Der Grossteil sind Patienten, die nach einer schweren Operation, z. B. einem herzchirurgischen Eingriff, eine Überwachung auf der Intensivstation benötigen. Aber auch Patienten, die direkt vom Centre hospitalier universitaire vaudois (CHUV) hierher verlegt werden oder sich in der Notfallaufnahme Hirslanden Lausanne melden, etwa wegen akuter Atembeschwerden oder Koronarsyndrome, werden hier behandelt. Pro Jahr sind es zirka 900 Patienten mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von zwei bis drei Tagen.

Immer in Alarmbereitschaft

Pro Zwölf-Stunden-Schicht beaufsichtigen vier Pflegefachpersonen, eine FaGe (Fachperson Gesundheit) sowie eine Pflegeassistentin die maximal sieben Patienten auf der Intensivstation.

Insgesamt arbeiten auf der Intensivstation 32 Pflegefachpersonen, eine FaGe, zwei Pflegeassistentinnen, eine Sekretärin und elf Fachärzte Anästhesiologie/Intensivmedizin. Kaffeepausen ausserhalb der Station liegen nicht drin. Dafür ist die Arbeit zu unberechenbar. Zwar gibt es einen winzigen Raum, wo man in einer ruhigen Minute Koffein tanken kann. Doch die Augen kleben dann immer auf dem Bildschirm an der Wand, der die Überwachungsbilder aus den Kojen überträgt. Wie fest die innere Alarmbereitschaft dem Personal in Fleisch und Blut übergegangen ist, zeigt sich, als eine Kartonkiste von einem Rollgestell fällt. In Millisekunden spannen sich die Muskeln an, die Blicke fliegen zur Lärmquelle, dann löst sich die Aufregung wieder.

«Stresssituationen und Adrenalinschübe gehören hier zum Alltag»

Nun setzt sich Dr. René-Andreas Marti in den Kaffeeraum. Marti ist Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin. «Stresssituationen und Adrenalinschübe gehören in der Anästhesie wie auch in der Intensivmedizin zum Alltag», sagt Marti, der seit über zehn Jahren hier arbeitet. An der Arbeit hier möge er, dass man die Auswirkungen von Therapieentscheiden schnell sehe, sagt er. «Zum Glück sind sie meistens gut.» Marti lächelt. «Dieser Verantwortung muss man mit Kompetenz, aber auch mit einer gewissen Demut entgegentreten.» Nach einer sorgfältigen Entscheidung dürfe man nicht mehr zaudern. Wenn sich der Zustand eines Patienten verschlechterte oder jemand sterbe, schiebt er nach, beschäftige das das gesamte Team. «Das Wichtigste ist, dass man das gemeinsam verarbeitet und sich in Erinnerung ruft, wie vielen Patienten es dank unserer Betreuung besser geht.»

Währenddessen telefoniert Sonia Hafid. Wieder ist etwas Unerwartetes eingetroffen. Drei Neueintritte wurden eben angekündigt, obwohl nur zwei Betten auf der Station frei sind. Die Pflegeleiterin muss mit dem verantwortlichen Arzt entscheiden, welcher Patient verlegt werden kann. Zudem fällt eine Kollegin für die nächste Nachtschicht aus. Hafid telefoniert herum, um Ersatz aufzubieten, sonst wird sie länger bleiben müssen. «Vielleicht ruft ja doch jemand zurück», sagt sie und lacht. «Eine Intensivpflegerin gibt die Hoffnung nie auf.»

Ein dickes Fell und eine starke Persönlichkeit

Die Arbeit auf der Intensivstation erfordert neben einem dicken Fell, einer starken Persönlichkeit und Erfahrung eine zweijährige, anspruchsvolle Zusatzausbildung zum Experten in Intensivpflege. Deshalb steht der Nachwuchs für die Intensivstationen nicht gerade Schlange. «Durchschnittlich verbringt man fünf bis acht Jahre auf der Intensivstation», sagt Hafid. «Es braucht wirklich Hingabe dafür.» Deshalb und weil schwierige Entscheidungen immer im Team getroffen werden, hat das Pflegepersonal auf der Intensivstation ein anderes Verhältnis zu den Ärzten. «Die Hierarchien sind flacher als anderswo», sagt Hafid. «Es kann auch mal vorkommen, dass wir anderer Meinung sind als die Ärzte. Dann gibt es hitzige Diskussionen hier unten.» Sie lächelt.

Intensivstation_Hirslanden-Clinique-Cecil_Arbeitsalltag

Im Gegensatz zum Personal aus den anderen Etagen bekommt das Personal auf der Intensivstation auch selten Schokolade oder Dankesbriefe von den Patienten. Wegen der Medikamente, die sie hier erhalten, erinnern sich die Patienten nur bedingt an ihren Aufenthalt auf der Intensivstation. Und wenn, dann sind es eher unangenehme Erinnerungen – der Lärm, die Schmerzen oder die fehlende Nähe. «Hier ist man ununterbrochen auf Hilfe angewiesen», sagt Sonia Hafid. «Man muss rundum kontrolliert und betreut werden. Das ist keine schöne Erfahrung.»

Die Hoffnung niemals aufgeben

Doch was die Arbeit auf der Intensivstation so besonders mache, sagt sie, sei, dass man nie alleine sei. «Man trifft eine Entscheidung gemeinsam und verarbeitet sie gemeinsam», sagt sie. «Das Team dieser Station ist extrem zusammengeschweisst.» Ihr Telefon klingelt. Hafid hebt erwartungsvoll ab, aber eine weitere Kollegin sagt für heute Abend ab. Sonia Hafid steht auf, um wieder nach den Patienten zu sehen. Und lacht. «Aber wie gesagt: Eine Intensivpflegerin gibt die Hoffnung nie auf.»

Weitere Mitarbeiterporträts sowie Einblicke in die Arbeitswelt bei Hirslanden finden Sie auf unserem Karriereblog.

 

Sind Sie Interessiert an einer Mitarbeit bei Hirslanden? Interessante Jobchancen bei der Privatklinikgruppe Hirslanden finden Sie auf unserer Website unter Jobs & Karriere > offene Stellen