Deine Tage zu Hause als Teilzeit-Hausmann und Papi sind doch sicher ziemlich «Schoggi»! Oft musste ich mir diesen Satz in den letzten zwei Jahren schon anhören. Doch sind diese Papitage wirklich so locker wie ihr Ruf? Und was treibt Mann eigentlich den ganzen Tag so?
Folgend ein persönlicher Rückblick auf gut zwei Jahre mit vorerst «nur» einem Kind.
Ein Stundenplan ist hinderlich.
Dass man während des Papitages, in meinem Falle sind das sogar zwei, so schöne Dinge wie Kleider Waschen, Küche und Bad putzen sowie Einkäufe erledigen darf, muss wohl nicht erwähnt werden. Gehört dazu, bereitet bekanntermassen nur limitierten Spass, besonders wenn solch tendenziell eher monotone Arbeiten immer mal wieder durch das Kind unterbrochen respektive verlängert werden. Daher bevorzuge ich für die etwas ausführlicheren Hausarbeiten die Zeiten, in welchen das Kind schläft. Apropos Zeit: Das Verfolgen eines strikten Zeitplans habe ich damals schnell aufgegeben. Mit Kind(ern) kommt sowieso immer alles anders, als man plant.
Morgenstund hat Gold im Mund.
Der Tag mit Kind 1 beginnt meistens irgendwann zwischen 6 und 7 Uhr, unabhängig davon, ob man am Vorabend noch lange im Ausgang war. Ausgang ist übrigens ein Wort, das man mit sehr kleinen Kindern nur noch aus dem Fremdwörterbuch kennt. Und wenn die Nacht wegen eines unruhigen Kindes mit sehr wenig Schlaf verbracht wurde, interessiert das am Morgen grundsätzlich auch niemanden. Daher ist ein gemütliches Frühstück, in meinem Falle, die Konsumation von 2-3 Kaffees, erstmals sehr willkommen. Gemütlich, auch weil Kind meist ohne weiteres unglaubliche 45 Minuten mit dem Verarbeiten eines einzigen Konfibrots verbringen kann.
Ewig-wiederkehrende Klassiker wie Waschen, Wickeln, Kind Anziehen sollen folgen, bevor dann auch schon bald die ersten «Use»-Schreie durch die heiligen vier Wände schallen. Die grosse weite Welt ist ja auch spannender. Eine gute Aufforderung, hat es beim Einkaufen am frühen Vormittag noch nicht so viele Leute an den Kassen. Und ganz wichtig: Man hat dann auch noch Zeit, sich mit Hinz und Kunz zu unterhalten. Denn seit ich mit Kind unterwegs bin, ist mir sämtliches Personal der örtlichen Lebensmitteltempel beim Vornamen bekannt. Und wenn man dann schon mal «dusse» ist, gehört ein Abstecher zum Spielplatz einfach dazu.
Abenteuer Spielplatz
Das mit dem Spielplatz ist dann aber so eine Sache. Da trifft man, je nach Stadt und Viertel, auf weissweintrinkende Mütter, die das Paradies der Unbekümmertheit schonungslos als Laufsteg nutzen, anstatt sich mit ihren ebenso modisch top modern ausgestatteten «Accessoires» zu beschäftigen. Find ich als Mann aber grundsätzlich eher amüsant. Echt mühsam hingegen sind die übermotivierten und super ehrgeizigen Väter, die von der einmaligen Genialität ihres Nachwuchses sowas von überzeugt sind, dass sie es allen anderen, vorzugsweise jedoch männlichen Mitmenschen, ungefragt mitteilen müssen. Und da Männer wochentags auf dem Spielplatz noch immer die grosse Minderheit bilden, kommt man als ebensolcher nur schwer drum herum, sich dies anzuhören. Die erste Frage, meist noch etwas zurückhaltend, nach dem Alter. Hat man sich dann aber auf das Spiel eingelassen – man will ja freundlich bleiben – folgen Räubergeschichten über den ersten erfolgreich absolvierten Langstreckenmarathon sowie die anschliessende Erstbesteigung der Eiger-Nordwand durch seinen neunmonatigen Junior. Damit kann mein Nachwuchs natürlich nicht mithalten. Zeit also, langsam aber sicher den Nachhauseweg anzustreben. Eines ist sicher: Auch ohne frühkindlichen Spitzensport verspürt das kleine Raubtier irgendwann grossen Hunger, und dem sollte man zuvorkommen.
Ein kleiner Survival-Tipp am Rande: In den etwas ländlicheren Gegenden, also da wo die Geschlechteraufteilung meist noch etwas klassischer geprägt ist, empfehle ich den Vätern, auch wenn modisch angesagt, den Trenchcoat, die 80-er Jahre Kassengestell-Brille sowie den Volvo mit getönten Fensterscheiben für den Spielplatzausflug zu Hause zu lassen. Und den Pornobalken oberhalb der Lippe rasiert Mann sich am besten auch gleich ab. Komische Blicke mir gegenüber verwandelten sich aber zum Glück schnell in ein Lächeln, weil klar wurde, dass ich mich wegen meines eigenen Nachwuchses auf dem Spielplatz rumgetrieben habe.
Dass so ein Spielplatzausflug ganz schön anstrengend sein kann, merkt man spätestens dann, wenn Kind langsam stinkig wird und während des gemeinsamen Mittagessens nur noch Flausen im Kopf hat. Zeit für den Mittagsschlaf also. Möchte Papi natürlich auch, schliesslich ist man schon seit vielen Stunden auf den Beinen. Doch ruft da, wie eingangs schon erwähnt, die Hausarbeit. Immerhin kann dazu nebenbei in Ruhe ein Bierchen getrunken werden, ist schliesslich auch der wahre Grund, warum Mann sich um Kinder kümmern will.
Lärm macht Spass.
Der Nachmittag wird meist mit dem Auseinandernehmen des Kinderzimmers eingeläutet. Dabei tätscht und chlöpft es so sehr, dass selbst die heftigste Heavy-Metal-Band wie ein frommer Kirchenchor daherkommt. Zum Glück sind unsere Nachbarn tagsüber alle berufstätig. Hier kommt dann auch die Rolle des Erziehers zum Tragen. Einerseits was die Schadensbegrenzung betrifft – am liebsten wirbelt der kleine Hurrikan im Anschluss generell mit Vollgas durch die ganze Wohnung – andererseits soll aufräumen auch erst einmal beigebracht werden. Übrigens eine ziemlich anspruchsvolle Aufgabe, die sich selten vor dem Schlafen gehen lohnt.
Irgendwann sollte ein möglichst gesunder Zvieri folgen. Auch hier kann das Prozedere analog dem Frühstück dauern. So ist es dann meist auch schon bald wieder Zeit, sich um einen leckeren Znacht zu kümmern. Idealerweise beschäftigt sich die Maus während dieser Zeit mit ihrer Ikea-Spielküche. Die Realität ist meist anders und Papi muss nebst Kochlöffel schwingen und Essen rüsten gleichzeitig auch noch den Nachwuchs bespassen. Wer aber kann schon nein sagen, wenn die Kleine einen hausgemachten Sardinen-Apfelsaft mit Knoblauch zum Trinken anbietet? Eben! Trotzdem schön, wenn dann die Chefin des Hauses nach der Rückkehr von der Arbeit tatkräftig zur Seite steht. Dass irgendwann noch die Küche geputzt und das Kind bettfertig gemacht werden dürfen, sollte klar sein. Auch hier gilt die alte Erzieherweisheit: Umso müder der Nachwuchs, umso schwieriger das Unterfangen. Irgendwann, nach gefühlten 20 Stunden, ist dann auch der Papitag vorüber und Mann hat nun endlich Zeit für all die anderen hundert Sachen, die man eigentlich noch erledigen wollte.
Kaum Unterschiede
So oder so ähnlich verlaufen meine Papi-Tage. Das Rad wird hier nicht neu erfunden und wahrscheinlich unterscheiden sie sich nicht allzu sehr von anderen Papi- oder Mami-Tagen. Vieles hängt auch von Terminen, Krankheiten und nicht zuletzt auch vom Wetter ab. Manchmal gönnen wir uns auch einen Zmittag auswärts am See oder an der Limmat, gehen in die Badi oder wir lungern beide den ganzen Tag zuhause im Pyjama rum. Von einem streng sozialistischen Tagesablauf kann also kaum die Rede sein. Bald nun werden die Papi-Tage um ein Kind erweitert. Bin jetzt schon gespannt, ob da noch immer alles mehr oder weniger locker vonstattengeht.