Der erste Tag zuhause war irgendwie seltsam. Ich sass auf dem Sofa, sah meine wunderbare kleine schlafende Tochter an und dachte: «Und jetzt, wie weiter?»
Dank der Unterstützung durch die englische Schwiegermutter und durch meinen Mann waren die ersten Tage zuhause gut abgefedert. Doch mein Mann ging gleich wieder zur Arbeit und so kam dann doch ziemlich schnell der neue Alltag, der unberechenbar anders war als angenommen.
Der gesetzliche Mutterschaftsurlaub sollte man wohl besser umbenennen in «Mutter-Sein-Eingewöhnungs-Zeit». Denn plötzlich standen unzählige neue Gedanken im Raum:
- «Wie viel Unterhaltung braucht die Kleine?»
- «Ob ich jetzt wohl mal duschen kann?»
- «Ohje, die Wohnung sieht wieder aus…»
- «Mein Gott, ich bin immer noch im Pyjama!»
Zurück in die Arbeitswelt
Nach 12 Wochen mit so etwas Ähnlichem wie Routine kam der Moment, an dem das Thema Arbeit auch für mich wieder aktuell wurde: Mit voller Vorfreude, einer Handvoll Schlaf und dem Gefühl ich wäre gar nie weggewesen, verbrachte ich meinen «Back2Work-Tag» beim alten Arbeitgeber. Mein Mann hatte gleichzeitig seinen ersten Arbeitstag bei der neuen Stelle, meine Tochter den ersten ganzen Tag in der Krippe.
Papi-Tag mit einer Überraschung!
Nach meinem ersten Arbeitstag folgte auch gleich der erste offizielle «Papi-Tag»: Mein Mann hat die Möglichkeit, im ersten Jahr einen ganzen Tag einfach nur Papi zu sein. Mit der Vorstellung die Wohnung sieht aus wie nach einem Tornado, mein Mann noch im Trainer, eine lachende Tochter, die gerade Unsinn anstellt, bewegte ich mich nach meinem ersten Arbeitstag zur Haustüre.
Was mich dann erwartete, war ein Gefühlssturz! Die Wohnung war tiptop aufgeräumt, die Wäsche gebügelt, die Wohnung gesaugt, das Kind glücklich am Spielen, mein Mann relaxt am Lesen. Ich traute meinen Augen nicht. Mein Mann hat das geschafft, was ich kaum geschafft hatte. Er konnte mit Kind den Haushalt schmeissen, war selbst zum Duschen gekommen und war entspannt. Und das an seinem «ersten Tag».
Um ehrlich zu sein, ich war genervt, geschockt, traurig! Sauer auf mich, sauer auf meinen Mann – und das Gefühl, dass ich nicht eine ganz so tolle Superhero-Mom bin, beschlich mich. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen, brachte ein «Wow» mit offenem Mund zustande und hörte von meinem Mann: «Heute war die Kleine echt gut drauf.» Das wollte ich eigentlich nicht hören. Ich war auch froh, dass die Kleine bald schlafen ging und ich mich auch ins Bett verkriechen konnte.
Der easy Mami-Tag
Am nächsten Tag, der «Mami-Tag», wollte ich es meinem Mann gleich tun – und es klappte! Ich war erstaunt: Die Kleine hatte einen tollen Tag, konnte sich gut mit sich selbst beschäftigen, war happy und ich war es auch. Ich verstand also langsam, wie es meinen Mann gelang, am Vortag all das so zu handhaben.
Papi-Tag Teil 2: Es gelingt eben doch nicht immer
Eine Woche später, der nächste Papi-Tag folgte, war ich natürlich mit der Annahme auf dem Heimweg, es wäre wieder alles gemacht und ich könnte mich ggf. mal wieder vor den TV setzen. Doch nichts da! Mein Mann noch fast im Trainer, die Kleine unruhig, die Wohnung um Faktor 5.5 unordentlicher als am Morgen. Ich lachte, dachte «YES! und war happy mit diesem Chaos-Zuhause und der Tatsache, dass es meinem Mann doch auch nicht anders gehen sollte als mir.
Was dann folgte, war spannend. Mein Mann sagte zu mir: «Letzte Woche dachte ich mir nach dem ersten Tag mit unserer Tochter, was du wohl die ganzen Wochen zuhause so gemacht hast. Ich dachte immer wieder mal, ob du denn den Geschirrspüler nicht hättest ausräumen können? Ob es wohl nicht möglich gewesen wäre, etwas aufzuräumen. Seit heute weiss ich, es gibt gute Tage und solche, an denen man zu gar nichts kommt.»
Das war der Moment, als mein Mann und ich das gleiche Verständnis entwickelten. Dies erleichtert uns seither vieles: Das Verständnis fürs Kind, für die Beziehung, für die teilweise chaotische Unordnung. Dieses Erlebnis zeigte uns, wie wichtig es ist, dass auch Papis ganz alleine Zeit mit dem Kind verbringen.