Inzwischen ist unsere kleine Maus 1 Jahr alt. Eine wunderbare Zeit liegt hinter mir. Trotzdem kämpfe ich immer noch mit meinem neuen Job als «Mami».
Man stellt sich natürlich vor, wie es denn so ist als Mami. Dass man sonntags den frischen Zopf aus dem Backofen holt, man fröhlich den ganzen Tag Kinderlieder singt und mit dem Kind durch die Wohnung tanzt. Die Realität ist hingegen etwas komplizierter.
Grosse Veränderung im Leben
Nach der Geburt wurde ich von einer Wochenbettdepression überrollt. Seit diesem Tag komme ich irgendwie nicht mehr aus diesem nebligen Denken heraus. Von aussen betrachtet erscheint mein Leben perfekt: Ich habe einen treuen und super tollen Ehemann, eine kleine perfekte Tochter mit Augen so blau wie das türkise Meer in Barbados. Ich habe eine feste Teilzeit-Stelle bei der grössten Schweizer Website, bin dazu noch selbstständig unterwegs und kann 2 Tage in der Woche zu 100% Mami sein. Was will ich denn noch mehr? Mehr Selbstbestimmung?
Lange Zeit war ich nicht ganz ehrlich zu mir. Ich dachte, diese Fremdbestimmung ist zwar hart, aber geht schon irgendwie. Aber wenn ich ehrlich bin, lässt diese Fremdbestimmung mein Glück im Trüben fischen. Dieses «Nicht mehr selbst bestimmen können» wie lange man schläft, dieses «Nicht mehr einfach mal hinsetzen und nichts tun», dieses «Einfach mal Stille haben, wann man will» – das alles fehlt mir mehr als ich bisher zugeben wollte.
Trauer überwinden
Fremdbestimmt zu werden, kennt man aus seiner eigenen Kindheit. Immer diese nicht sichtbare aber spürbare Leine der Liebe, die dezente Überwachung und dennoch das Gefühl, man kann schon alles ganz perfekt und ganz alleine. Früher ging die Leine von meinen Eltern zu mir. Heute geht sie von mir zu meiner Tochter. Und wenn man noch ehrlicher ist, so ist doch auch eine gewisse Leine zwischen Mann und Frau vorhanden, wenn auch selbst gewünscht. Genau so gewünscht wie das eigene Kind.
Erst mit dem nötigen Abstand und etwas Zeit für sich selber lassen die Gedanken auch mal kritische und überlegte Handlungen zu. Erst mit der Zeit für sich selbst kommt man dem vermeintlichen Übel auf die Schliche. Erst mit der Zeit vergeht die Trauer über den Verlust der eigenen Bestimmung. Erst mit der Zeit erkennt man, dass der innere Nebel durch die zu hohen Ansprüche an sich selbst verschuldet ist.
Es war darum wieder an der Zeit, das Gespräch mit meiner Frauenärztin zu suchen. Zu hören, dass all diese Gedanken ganz normal sind im ersten Jahr. Dies erstaunte mich. Um das Tabu zu brechen, teile ich mit euch meine nebligen Gedanken – in der Hoffnung damit nicht alleine zu sein.
Gut geschrieben. Es bringt auch auf den Punkt, dass wir Mamis und wahrscheinlich auch einige Papis sehr hohe Ansprüche an uns selbst haben und unsere Messlatte (sicherlich manchmal) zu hoch ansetzen. Ich ertappe mich dann dabei, dass ich enttäuscht bin von mir selbst, weil ich es nicht so hinkriege, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Die Mutti stets top gestylt, die Kinder sind brav, wohlerzogen und spielen mit pädagogisch wertvollem Spielzeug, während gerade das 5-Gang Menü vor sich hin brutzelt und Mami gleichzeitig noch ein Buch liest… So in etwa meine Wunschvorstellung. Die Realität sieht bei mir auf jeden Fall meistens anders aus, ab und zu – ganz ehrlich gesagt – auch katastrophal, so à la Bad Hair Day, Kinder erwischen unbemerkt Fingerfarbe und gestalten ihre Zimmerwände nach ihrem Gusto, während dem Windelnwechseln brennt das Mittagessen in der Pfanne an, die Kleine macht sich hinters Katzenfutter und im Wohnzimmer siehts aus, wie wenn gerade ein Wirbelsturm durchgefegt wäre – und wenns ganz arg kommt – worst case – alles zusammen.
Liebe Diana.
Ich musste gerade herzhaft lachen! Aber ja – Genau so ist es doch in manchen Köpfen. Ich frage mich, ob vor 50 Jahren so offen darüber gesprochen wurde wie heute? Der Austausch zwischen Müttern ist viel einfacher. Kann aber auch dazu führen dass sich Druck aufbaut.
Bin gespannt was uns das Leben bringt die nächsten Jahre. Wünsche dir viel Kraft, Ausdauer und Gelassenheit!
Mona
Sehr schon geschrieben! Danke für die ehrlichen Worte.
Liebe Manuela
Sehr gern geschehen. Ich hoffe ich konnte etwas helfen :*
Einen guten Rutsch!
Monah