Yvonne Frick ist stellvertretende Leiterin der Pflege und Pflegeexpertin der Klinik Stephanshorn in St. Gallen. Berufsbegleitend studiert sie Pflegewissenschaft im Masterstudiengang an der Kalaidos Fachhochschule Gesundheit. Im Interview berichtet sie darüber, wie sich Studium und Beruf vereinen lassen und welche Forschungsergebnisse sie am diesjährigen SBK-Kongress präsentieren wird.
Frau Frick, warum haben sie sich für das Pflege-Studium entschieden?
Yvonne Frick: Ich bin grundsätzlich ein wissbegieriger und vielseitig interessierter Mensch. Nach meiner Ausbildung zur Pflegefachfrau und der höheren Onkologie-Fachausbildung entschied ich mich für das Bachelorstudium in Nursing Science an der Fachhochschule St. Gallen. Mein Ziel war es, mehr über Pflegewissenschaften, Professionalisierung der Pflege und dies in Kombination mit Betriebswirtschaft, Gesundheitspolitik und Technologie zu erfahren. In meiner täglichen Arbeit sah ich immer wieder Optimierungspotenzial, sei es bei fachlichen Fragen oder Prozessen im Pflegebereich.
War die Arbeit in der Pflege schon immer ihr Berufswunsch?
Yvonne Frick: Schon als Kind interessierte ich mich sehr für die Medizin und Naturwissenschaften. Mit zwölf Jahren war ich aufgrund einer Blinddarm-Entzündung selber Patientin im Spital. Ich war schon damals beeindruckt vom Personal und dem Spitalbetrieb. Nach verschiedenen Schnupperpraktika im Spital und Pflegeheim sowie nach den Gesprächen mit Verwandten und Freunden, die im Gesundheitsbereich arbeiteten, entschied ich mich für die Ausbildung zur Pflegefachfrau.
Wie vereinbaren Sie das berufsbegleitende Masterstudium mit Ihrer Funktion als Pflegeexpertin und der stellvertretenden Leitung der Pflege?
Yvonne Frick: Studium und Beruf sind für mich und Hirslanden eine Win-Win-Situation. Mein Studium beinhaltet drei Präsenztage pro Monat in Zürich. Die übrigen Lerninhalte erarbeite ich mir im Selbststudium. Die stellvertretende Leitung der Pflege erlaubt mir neben der Fachexperten-Rolle auch eine Führungsfunktion zu übernehmen, bei der ich meine Erkenntnisse aus dem Studium sehr gut einbringen und auf Management-Ebene verankern kann. Auch die Forschungsergebnisse kann ich für beide Seiten gewinnbringend einbringen: So habe ich meine Forschungsarbeit gemeinsam mit Hirslanden festgelegt. Dadurch kann ich das theoretische Wissen direkt in die Praxis umsetzen.
Am SBK-Kongress 2014 in Basel präsentieren Sie Ihre bisherigen Forschungsergebnisse. Was erwartet den Kongressbesucher bei Ihrer Präsentation?
Yvonne Frick: Ich forsche im Rahmen meiner Masterarbeit im Bereich Pflegeinformatik und Pflegeökonomie mit Forschungsschwerpunkt «CHOP-Pflege-Komplexbehandlung». Ich befinde mich zurzeit in der Datenerhebungsphase und erhebe, welche Fälle mit pflegerischen Leistungen stärker kodiert werden und ob es einen Zusammenhang zwischen Kodierung und höherem Pflegeaufwand gibt. Ich möchte herausfinden, wie das zur Verfügung stehende Klassifikationsinstrument weiterentwickelt werden kann. Ziel ist es, die Masterarbeit 2015 abzuschliessen. Meine Ergebnisse kommen ausserdem der Swiss-DRG-Forschung zu Gute. Der Austausch mit Gremien und Netzwerken ist für mich sehr bereichernd bei der Entstehung meiner Studie. Ich hoffe auch am SBK-Kongress auf interessante und kritische Diskussionen mit dem interessierten Fachpublikum.
Haben Sie schon Pläne, wie es nach Abschluss des Studiums für Sie beruflich weitergehen soll?
Yvonne Frick: Zuerst möchte ich weitere Berufserfahrung in meiner neuen Kombinationsfunktion sammeln. Danach steht mir die Möglichkeit offen, meine Fachkarriere weiter zu verfolgen, zum Beispiel mit einem Doktorat in Pflegewissenschaften. Auch unternehmensintern sehe ich weiterhin viele Karrieremöglichkeiten. Die kontinuierliche Entwicklung in neue und komplexe Fachdisziplinen und die Erweiterung der Klinik Stephanshorn machen Hirslanden für mich zu einem äusserst attraktiven Arbeitgeber.
Welchen Tipp geben Sie Pflegefachpersonen für die Planung des beruflichen Karriereweges?
Yvonne Frick: Im Pflegeberuf gibt es ein so vielfältiges Aus- und Fortbildungsprogramm – man muss es nur nutzen! Wer Freude daran hat sich einzubringen und in der gesundheitspolitischen Diskussion mutig ist und Chancen nutzt, kann für seine persönliche und berufliche Zukunft in der Pflege nur gewinnen. Informieren Sie sich beim Arbeitgeber oder bei den vielen Ausbildungsinstituten, welche die für Sie richtige Wahl ist. Nehmen Sie die Möglichkeit von Schnuppertagen in anderen Abteilungen wahr und knüpfen sie Kontakte!