Kinder müssen ihre eigenen Erfahrungen machen, um im Leben bestehen zu können. Dabei handelt es sich sowohl um erfreuliche Dinge, wie auch um schmerzhafte. Die Rolle der Eltern ist dabei keine leichte, will man den Kindern doch jeglichen Schmerz ersparen – im Wissen, dass es überbehütete Kinder später nicht leichter haben.
Als Eltern befinden wir uns in einem permanenten Dilemma: Sollen wir unsere Kinder stets vor Schmerz und Leid schützen oder müssen die Kinder auch unschöne Erfahrungen machen können? Ein weiteres Spannungsfeld, welches sich in diesem Zusammenhang auftut, ist die unterschiedliche Einschätzung zwischen Müttern und Vätern. Wie lange darf man ein Kind schreien lassen? Wie warm soll es angezogen werden? Ab wann darf es alleine auf einem Mäuerchen laufen?
Eltern sind sich uneinig
Einig ist man sich bestimmt, dass ein Kind bei offenem Fenster nicht auf das Fensterbrett stehen darf. Aber wie sieht es aus, wenn das Fenster geschlossen ist? Immerhin ist das Sims meist einen Meter hoch und ein Sturz wäre immer noch gefährlich und schmerzhaft. Auch auf dem Spielplatz gilt es ständig zwischen Gefahr und spannender Erfahrung abzuwägen. Nicht selten geraten sich die Eltern in die Haare darüber, was zu erlauben und was zu verbieten ist.
Väter fordern Tapferkeit
Klar ist, dass Kinder auch unerfreuliche Erfahrungen machen müssen und ohne das Klischee der überbesorgten Mutter oder des fahrlässigen Vaters strapazieren zu wollen, kommt doch dem Mann eine besondere Rolle zu, da er gegenüber Risiken und Gefahren eine meist lockerere Haltung hat. Auch wenn etwas passiert und sich das Kind wehgetan hat, reagiert der Vater meist anders als die Mutter. Während Mütter das Kind sofort (manchmal sogar bevor es weint) tröstet, fordern (und fördern) Väter eher Tugenden wie Tapferkeit und Durchhaltewillen. Erst mal schauen, ob es überhaupt so schlimm ist, lautet das Motto. Erst danach hilft man dem Kind, den Schmerz schnell zu überwinden und sich wieder aufzurappeln. So lernt das Kind, sich von Rückschlägen nicht aufhalten zu lassen. Dabei sollte der Vater aber durchaus auch mal sein Kind tröstend in den Arm nehmen, wenn es sich wirklich wehgetan hat.
Zeitpunkt des Eingreifens unklar
Vielen Müttern fällt es schwer, nicht einzugreifen, wenn der Vater nicht gleich reagiert wie sie. Tatsächlich gibt es auch keine exakten Anhaltspunkte, zu welchem Zeitpunkt ein Eingreifen angebracht wäre. Es ist eine Ermessenssache, ob man früh eingreifen will, um dem Kind eine unangenehme Erfahrung zu ersparen oder ob man es die Erfahrung machen lässt, auch wenn es mal wehtut.
Position vertreten
Obwohl es vielen Müttern schwerfällt, sich nicht einzumischen, sollten Sie als Vater darauf bestehen, Ihren eigenen Umgang mit dem Kind zu pflegen. Wenn Sie mit dem Kind spielen, bestimmen Sie auch den Rahmen, was erlaubt ist und was nicht und wie sie mit allfälligen schmerzhaften Unfällen umgehen. Es hat noch kein Kind laufen, Dreirad- oder Velofahren gelernt, ohne dabei umzufallen und sich weh zu machen. Oft sind die Mütter ja auch froh, wenn die Väter genau diesen Part übernehmen und es ist bestimmt kein Zufall, dass es meist die Väter sind, welche den Kindern das Fahrradfahren beibringen.