Das Ziel von werdenden Eltern ist es, die beruflichen Verpflichtungen und die Erziehung möglichst unter einen Hut zu bringen. Von grosser Bedeutung ist hierbei die gegenseitige Wertschätzung und Unterstützung. Trotzdem ist die neue Situation auch bei einer guten Aufgabenteilung nicht immer einfach – für Mutter und Vater.
Der Begriff Work Life Balance ist im Zusammenhang mit Kindern etwas trügerisch, denn einerseits suggeriert er, dass die Kinderbetreuung keine Arbeit sei und andererseits, dass die Erwerbsarbeit nicht zum Leben gehöre. Beides trifft nicht zu. Jede erfahrene Mutter und jeder erfahrene Vater kann bestätigen, dass gerade die Säuglingspflege harte Arbeit ist und daneben ja auch noch der Haushalt geführt werden muss.
Tatsache ist aber auch, dass es sich bei der Erwerbsarbeit und dem Haushalt mit Kind um zwei sehr verschiedene Lebensbereiche handelt. Wenn diese Bereiche nicht geteilt werden, können oft Konflikte zwischen den Elternteilen entstehen.
Mangelnde Wertschätzung
Für die Frau ändert sich im ersten Moment nach der Geburt sehr viel. Meist war sie vorher berufstätig und gibt diese Stellung zumindest vorübergehend auf, d.h. sie wird zur Hausfrau. Ihr Arbeitsumfeld wird der Haushalt und ihr strengster Arbeitgeber das Kind. Der Mann erlebt dieses Umfeld am Morgen und am Abend. Dazwischen geht er meist seiner Erwerbsarbeit nach.
Die Mutter hat diese Abwechslung nicht, was oft dazu führt, dass ihr die damit verbundenen sozialen Kontakte fehlen. Auch beklagen sich viele Frauen zu Recht über die mangelnde Wertschätzung ihrer Arbeit. Die Anerkennung, welche Männer in Form des Lohnes bekommen, fehlt ihr. Da auch die Kinder nicht in der Lage sind, die Mutter für ihre Arbeit zu loben, ist dies eine Aufgabe, die dem Vater zufällt. Dabei kann es helfen, wenn die Männer ab und zu einen ganzen Tag übernehmen, d.h. nicht nur einen tollen Ausflug mit dem Kind machen, sondern einen ganz normalen Tag mit Frühstück, Körperpflege, Mittagessen, Mittagsschläfchen und nachmittäglichem Spielprogramm verbringen.
Ein solcher Papitag ist gut für das Kind, denn so erlebt es, wie ein Mann mit alltäglichen Situationen umgeht. Zudem weiss Ihre Partnerin, wie das Erwerbsleben ist – aber wissen Sie auch, wie sich der Alltag als Hausmann anfühlt? Eine gute Gelegenheit also, auch die Rolle der Partnerin besser zu verstehen.
Stress unvermeidbar
Konflikte können häufig in dem Moment entstehen, in dem Sie von der Erwerbsarbeit nach Hause kommen. Vielleicht hatte Ihre Partnerin einen sehr strengen Tag, während Ihnen alles gelungen ist. Sie kommen also gut gelaunt nach Hause und eine gestresste Mutter drückt Ihnen ein schreiendes Kind in den Arm. Oder Sie hatten Stress mit dem Chef oder einem Kollegen und kommen «geladen» nach Hause, wo Sie die schöne Stimmung eines harmonisch verlaufenen Tages zerstören.
Im schlechtesten Fall kommen Sie gestresst nach Hause und treffen auf eine gestresste Partnerin. Ganz vermeiden lassen sich solche Situationen natürlich nie, aber Sie könnten mittels einem Anruf oder SMS schon mal abklären, wie die Stimmung zu Hause ist. Oft hilft auch ein kleines «Ritual», um anzukommen, z.B. die Arbeitskleidung gegen Freizeitkleidung zu wechseln und so bewusst im Familienalltag anzukommen. Versuchen Sie auch, sich an abgemachte Zeiten zu halten.
Arbeitnehmer mit Familienpflichten dürfen laut Arbeitsgesetz übrigens nicht zu Überstunden verpflichtet werden. Natürlich dürfen Sie diese nach wie vor freiwillig leisten, aber Sie sollten sich bewusst sein, dass Überstunden gerade in der ersten Zeit, in welcher sich das neue Familienleben noch etablieren muss und die Mutter eines besonderen Schutzes bedarf, einer positiven Beziehung zur Partnerin und zum Kind eher abträglich sind.
Die meisten Firmen stehen der (temporären) Teilzeitarbeit unterdessen recht positiv gegenüber. Allerdings sollten Sie dies früh genug zum Thema machen und es mit einer gewissen Beharrlichkeit verfolgen. Sollte es nicht möglich sein, das Arbeitspensum zu reduzieren, sollten Sie wenigsten darauf bestehen, keine Überzeit leisten zu müssen.