Im Kanton Schwyz können sich schon Vierjährige im Kindergarten wöchentlich auf Corona testen lassen. Nach den positiven Erfahrungen im Pilotprojekt an zwei Sekundarschulen hat der Kanton das repetitive Testen auf alle Klassenstufen ausgeweitet. Vorausgesetzt, die Schulgemeinde und die Erziehungsberechtigten geben grünes Licht.

«Wie ist es denn, sich mit der Kochsalzlösung den Mund zu spülen?» Andrea Schwander, Projektleiterin «Repetitives Testen» an den Schulen vom Amt für Volksschulen und Sport im Kanton Schwyz wollte es beim Pilotversuch an zwei Sekundarschulen ganz genau wissen. Daher liess sie die Schülerinnen und Schüler die Speichelproben auf einer Skala von eins bis zehn bewerten. Eins stand für «sehr unangenehm», zehn für «kein Problem». Das Urteil fiel milde aus: «Die Kinder gaben eine Drei. Also absolut zumutbar», so Andrea Schwander. Sie ist für die operative Umsetzung des repetitiven Testens an den Schulen zuständig. «Die Erfahrungen des Pilots waren durchweg positiv.»

Getestet wurde an zwei Sekundarschulen in jeweils drei Klassen. Zunächst sei es darum gegangen, wie das mit den Test-Kits, dem Mund ausspülen und dem Pooling klappt, also dem Zusammenführen mehrerer Proben. «Die Umsetzung ist kinderleicht», findet Andrea Schwander. Schon Vierjährige könnten sich den Mund mit der Flüssigkeit ausspülen und die Probe in den vorgesehenen Behälter spucken. Die älteren Schülerinnen und Schüler leeren ihre Proben selbstständig in den Sammelbehälter, sehr kleine Kinder bräuchten vielleicht beim Handling noch etwas Hilfe.

Infektionsketten möglichst schnell unterbrechen

Mit den Lernvideos sei alles super dokumentiert, sagt Andrea Schwander. Auch der Umgang mit den Testergebnissen wurde geübt. Die meisten Pools, also Sammelproben von bis zu zehn Schülern, waren negativ. Doch dann war ein Pool positiv. Eine wichtige Erfahrung, so Schwander. Das Ergebnis kam an einem Freitagnachmittag. Noch am Wochenende wurden alle Kinder aus dem Pool zum Einzeltest ins Testcenter geschickt. Tatsächlich wurde dort ein Kind ohne Symptome positiv auf das Coronavirus getestet. «Damit sich niemand anderes anstecken kann, musste das Kind zehn Tage in Isolation», erklärt Andrea Schwander. Bei den Nachtestungen eine Woche später waren dann alle Pools negativ. «Niemand hat sich angesteckt.»

Infektionsketten möglichst schnell zu unterbrechen, ist genau das Ziel der wöchentlichen Tests, die vor allem Menschen ohne Symptome identifizieren sollen. Der Bund geht davon aus, dass mehr als die Hälfte aller Covid-19-Übertragungen durch Personen ohne Symptome stattfinden und hat deshalb eine erweiterte Teststrategie beschlossen. Der Kanton Schwyz setzt dabei wie viele andere Kantone auf die von der Hirslanden-Gruppe entwickelte IT-Plattform TOGETHER WE TEST, über die sämtliche Prozesse abgewickelt werden. Mehr als 3 000 Schulen und Betriebe waren Mitte Mai auf der Plattform registriert.

Sind die Prozesse erst einmal eingespielt, brauche das Testen einer Klasse nicht länger als zehn Minuten, sagt Andrea Schwander. Einen Testzwang gibt es im Kanton Schwyz allerdings nicht. Es gilt das Prinzip der doppelten Freiwilligkeit. Zum einen entscheiden die Schulgemeinden und die Schulen, ob sie mitmachen, dann müssen noch die Erziehungsberechtigten grünes Licht geben. Rund 20 Schulen aus dem Kanton waren Ende April auf der Plattform TOGETHER WE TEST registriert, sagt Andrea Schwander. Fünf Schulen sind bereits gestartet. Andere seien zwar interessiert, wollten aber erst einmal abwarten, bis alle offenen Fragen geklärt sind. «Momentan arbeiten wir zum Beispiel daran, wie wir die Zeitspanne bis zum Testergebnis verkürzen können.» Etwa durch Kurierdienste. Eine Erleichterung sei, dass immer mehr Testcenter hinzukommen, zu denen die Schulen ihre Proben schicken können.

«Corona beschäftigt uns nun schon seit über einem Jahr. Die Menschen sind müde», sagt Andrea Schwander. Wöchentliche Corona-Tests würden bei niemanden grossen Jubel auslösen. Zudem sei der administrative Aufwand des repetitiven Testens vor allem am Anfang nicht zu unterschätzen. Denn zunächst müssen Daten gesammelt, Listen erstellt und die Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten eingeholt werden. «Das Testen selber ist aber keine große Sache.» Andrea Schwander ist sicher, dass sich der Aufwand lohnt. «Durch das Testen könnten die Schulen wieder die Kontrolle über das Virus zurückgewinnen und Klassenquarantänen oder sogar Schulschliessungen verhindert werden.» Bei entsprechenden Ergebnissen könnte vielleicht sogar bald wieder die umstrittene Maskenpflicht für Sekundarschüler gelockert werden. «Ganz ähnlich wie in Graubünden. Die machen die Schultestungen schon länger und die Erfahrungen sind durchweg positiv.»